Sonntag9. November 2025

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Ben Ali reagiert im Sinne der Demonstranten

Ben Ali reagiert im Sinne der Demonstranten
(dpa)

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Nach langen Protesten gegen Arbeits- und Perspektivlosigkeit und schweren Unruhen hat Tunesiens Präsident Ben Ali Zugeständnisse angekündigt, um das Blutvergießen zu stoppen.

Angesichts der blutigen Unruhen in Tunesien hat Staatschef Zine el Abidine Ben Ali die Sicherheitskräfte zu Zurückhaltung aufgerufen. Er habe das Innenministerium angewiesen, auf „ungerechtfertigte Waffengewalt“ zu verzichten, sagte der Präsident am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache.

Zugleich kündigte er Preissenkungen für Grundnahrungsmittel und die Aufhebung der Internetzensur an. Der 74-Jährige deutete außerdem an, bei der Präsidentschaftswahl 2014 nicht mehr zu kandidieren. Er habe nicht die Absicht, die in der Verfassung des Landes festgelegte Altersgrenze von 75 Jahren heraufzusetzen, sagte Ben Ali.

Proteste gegen das Regime

Die Proteste, die sich ursprünglich gegen die hohe Arbeitslosigkeit richteten, zielen immer mehr auf das Regime Ben Alis, der das Land seit 23 Jahren autoritär regiert. Nach Angaben von Menschenrechtlern kamen bisher mindestens 66 Menschen ums Leben.

Am Donnerstag war nach Berichten französischer Medien mit dem 60 Kilometer südlich von Tunis gelegenen Badeort Hammamet erstmals auch ein touristisches Zentrum von den Unruhen betroffen. Mehrere Läden seien geplündert und eine Polizeistation zerstört worden, berichtete der Sender Europe1. Hotels seien aber nicht angegriffen worden, hieß es weiter.

Reisewarnung für Tunesien ausgesprochen

Wegen der Unruhen hat das luxemburgische Außenministerium Reisende nach Tunesien zur erhöhten Aufmerksamkeit aufgerufen. Reisende sollten sich von Demonstrationen und sonstigen Protestveranstaltungen unbedingt fernhalten.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin hat von Reisen in das nordafrikanische Touristenland abgeraten. Reiseveranstalter schätzen, dass sich etwa 10 000 Urlauber in Tunesien aufhalten.

Kostenlose Reiseumbuchung möglich

Bislang waren tunesische Urlaubsorte von den Unruhen verschont geblieben. Reiseveranstalter bieten dennoch kostenlose Umbuchungen an. Marktführer Tui und der Thomas-Cook Thomas-Cook-Konzern mit der Hauptmarke Neckermann erklärten, das dies zunächst für alle Anreisen bis einschließlich 24. Januar gelte.

Die von der Staatsführung verhängte nächtliche Ausgangssperre hat bislang nur wenig Wirkung gezeigt. In Tunis lieferten sich am Donnerstag erneut Polizei und etwa 300 Demonstranten Straßenschlachten.

EU: Druck auf Regime

Die EU drängt Tunesien zu Reformen. Dies sei angesichts der Unruhen das Hauptziel des Dialoges mit dem Land, sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel. Die EU unterstütze alle Initiativen, die eine demokratische Öffnung Tunesiens sowie den Respekt der Grundrechte förderten.