Aus dem – zusammen mit Italien – besonders betroffenen Griechenland sollten 50.000 Flüchtlinge aufgenommen werden. Daraus wurde nichts, nicht zuletzt wegen des Widerstands einer Reihe osteuropäischer Staaten und Großbritanniens. Nach der Schließung der sogenannten Balkanroute im März richtete Athen ein Dutzend zusätzliche, mehr oder weniger notdürftige Lager ein. Inzwischen stellt sich Griechenland auf einen längeren Verbleib der Asylsuchenden ein und sucht deshalb nach dauerhafteren Lösungen.
„Verbesserter Wohnraum für einen längerfristigen Aufenthalt“
„Zu Beginn waren wir nicht darauf eingestellt, dass so viele Flüchtlinge in Griechenland bleiben würden“, sagt ein Regierungsmitarbeiter. Jetzt gehe es darum, „verbesserten Wohnraum für einen längerfristigen Aufenthalt zu schaffen“. Katarina Kitidi, die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Griechenland, bemerkt: „Damals war die Nachfrage nach Wohnraum dermaßen dringend, dass so schnell wie möglich Auffanglager eingerichtet werden mussten“. Derzeit sind Flüchtlinge und Migranten, die hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran kommen, in Camps zusammengepfercht, die in der Regel überbelegt sind. Oft handelt es sich um umfunktionierte Kasernen oder leerstehende Betriebe an den Stadträndern, häufig ohne Strom und fließendes Wasser. Meist fehlen auch Schulklassen für die Flüchtlingskinder oder Sprachkurse für die Erwachsenen. Die Mehrzahl dieser Camps befinden sich im Norden Griechenlands. Ein Zugang zum Internet und damit zu Asylinformationen ist nur in Ausnahmefällen vorhanden.
Frust kann zu Gewalt führen
Ab und zu entlädt sich die Frustration der Lagerbewohner in Gewalt. Im improvisierten Lager Hellenikon bei Athen mit 3000 Flüchtlingen töteten Afghanen im Juli einen jungen Landsmann im Streit. Das Zentrum für Krankheitenkontrolle und Vorbeugung in Griechenland (Keelpno) hält einige dieser Lager für „unzumutbar“. Im Juli empfahl es deren Schließung und die „schrittweise Eingliederung der Flüchtlinge in die Gesellschaft“. Der Regierungsmitarbeiter versichert, im September beginne die „zweite Phase“ der Wohnraumpolitik. Mit Hilfe von EU-Mitteln könnten „beständigere Strukturen“ eingerichtet werden. Odysseas Voudouris, Generalsekretär für Flüchtlinge im griechischen Innenministerium, stellt für Ende September „10.000 Flüchtlingsplätze in neuen Lagern in Fertigbauweise“ in Aussicht, mit Küchen zum Kochen eigener Mahlzeiten.
Anstieg seit Flüchtlingsabkommen
Das UNHCR will seinerseits in Kürze ein Programm für 20.000 Flüchtlingsplätze in leerstehenden Hotels oder Wohnungen fertigstellen. Derzeit kommt dieses Programm bereits 7500 Flüchtlingen zugute, hauptsächlich Familien sowie unbegleiteten oder behinderten Minderjährigen. Etwa 3000 Schutzsuchende leben in Gebäuden, die Flüchtlingsaktivisten insbesondere in Athen und Thessaloniki besetzten. Seit dem Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei vom 18. März ist die Zahl der Asylgesuche in Griechenland sprunghaft angestiegen: Im Februar waren es nach amtlichen Angaben 1467, im März 2954 und im Juli 4013. Das Abkommen besagt, dass alle Flüchtlinge, die ab dem 20. März irregulär nach Griechenland kommen, zurück in die Türkei geschickt werden sollen. Trotzdem muss jeder Asylantrag in Griechenland einzeln geprüft werden. Für jeden Syrer, der aus Griechenland in die Türkei zurückgeschickt wird, soll ein Syrer auf legalem Weg in die EU gelangen. Damit soll die Einreise von Flüchtlingen in die EU eingedämmt werden.
De Maart
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