Dass nuklear erzeugter Strom nicht sauber ist, sogar mit erheblichen Gefahren belegt ist, gehört zu den nicht länger bestrittenen Erkenntnissen. Dass er preiswert ist, hat der französische Stromproduzent EDF gerade in einer internen Studie widerlegt, die der französischen Presse vorliegt. Astronomische Investitionszahlen sind auch von Vorstandsmitgliedern des Unternehmens vor Abgeordneten der Pariser Nationalversammlung genannt worden. Sie gehen im Extremfall sogar von 340 Milliarden Euro aus.
EDF hat von 1967 bis zum Jahre 2007 etwa 96 Milliarden Euro (umgerechnet) für den Bau von 58 Atom-Meilern ausgegeben. Die Modernisierung der Kraftwerke hat seitdem 90 Milliarden Euro gekostet. Nach der Katastrophe im japanischen Fukushima Reaktor rechnet EDF mit etwa zehn Milliarden Euro Investitionen um die Sicherheit der 58 Reaktoren zu verstärken. Im lothringischen Cattenom sollen pro Reaktor 1,1 Milliarden Euro verbaut werden. Allerdings sollen die Arbeiten erst im Jahre 2016 beginnen. EDF rechnet seit Monaten außerdem damit, dass gut 55 Milliarden Euro aufgewendet werden müssen, um die Lebenszeit der Nuklear-Kraftwerke um nur zehn Jahre zu verlängern. In Lothringen aber rechnet man mit einer Verlängerung um 20 Jahre.
Zweifel an der Investitionspolitik des französischen Stromproduzenten werden laut bei der Betrachtung der „wahren“ Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat EDF „nur“ zehn Milliarden Euro in die Wartung der 58 Reaktoren investiert. Insgesamt sind 100 Milliarden für die Renovierung der 58 Reaktoren vorgesehen.
300 Milliarden Euro
Der bisher nie offiziell genannt Betrag ist der für den völligen Austausch der Kraftwerke in den kommenden 50 Jahren. EDF geht hier von 300 Milliarden Euro aus, das Dreifache dessen, was der heutige Nuklearpark gekostet hat. Dabei ist aber nicht sicher, ob Frankreich wirklich seinen kompletten Park an Nuklear-Kraftwerken erneuert. Staatspräsident Francois Hollande hat zugesichert, den Anteil an nuklearem Strom von bisher 78 Prozent auf 50 Prozent zu verringern. Sicher ist aber nicht, dass dieses Ziel wirklich verfolgt wird.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Hervé Machenaud, hat vor Abgeordneten der Pariser Nationalversammlung darauf verwiesen, dass die völlige Erneuerung des Nuklear-Parks durchaus auch 240 Milliarden statt der veranschlagten er 200 Milliarden kosten könne. Inklusive der veranschlagten 100 Milliarden für die Renovierung in den kommenden 50 Jahren würden in Frankreich Kosten in Höhe von 340 Milliarden Euro für die Atomkraftwerke entstehen.
Nicht umsonst
Der Sprecher der Grünen in der Nationalversammlung dazu: „Das zeigt, dass es nicht mehr gerechtfertigt ist, vom Nuklear-Strom als einer preiswerten Energieversorgung zu reden. Für die von EDF errechneten Zahlen könnte man ganz Frankreich auf alternative Energie umstellen. Und vor allem zeigen die EDF Zahlen, dass man Nuklearstrom nicht umsonst bekommt.“
EDF versucht zwischenzeitlich seinen Cash Flow zu verbessern. Wie üblich in der Stromindustrie zahlen Stromkunden auch in Frankreich bisher alle zwei Monate einen Abschlag auf ihre Stromrechnung. EDF schlägt nun seinen Kunden vor, einem monatlichen Abschlag zu zahlen. Das Unternehmen versucht so, den monatlichen Geldfluss zu erhöhen und seine flüssigen Mittel zu verstetigen.
De Maart

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