Internet-Rebell Julian Assange zieht mit seinem Widerspruch gegen eine Auslieferung nach Schweden vor die höchste Instanz. Der Supreme Court in London nahm die Berufung am Freitag an.
Juli 2010: Wikileaks veröffentlicht im "Afghanischen Kriegstagebuch" über 70.000 Dokumente über den Krieg der Alliierten am Hindukusch. (dpa/Stringer)
August 2010: Die Stockholmer Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl wegen Verdachts der Vergewaltigung. Zwei Frauen hatten sich mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet. Assange spricht von einer Verleumdungskampagne. Nach wenigen Stunden hebt die Behörde den Befehl wieder auf, ermittelt aber weiter. Mehrere Staatsanwälte sorgen mit verschiedenen Bewertungen des Falls für Verwirrung. (dpa/Martial Trezzini)
Oktober 2010: Im "Tagebuch des Irak-Krieges" veröffentlicht Wikileaks fast 400.000 Geheimdokumente. (dpa/Felipe Trueba)
November 2010: Schwedens Justiz stellt erneut einen Haftbefehl aus. Es gilt als sicher, dass sich der Gesuchte in England aufhält. Ein EU-weiter Haftbefehl scheitert zunächst an einem Formfehler. Schweden bessert nach, die britische Polizei verhaftet Assange. (dpa/Salvatore di Nolfi)
November 2010: Mit der Veröffentlichung von mehr als 250.000 vertraulichen Informationen aus US-Botschaften sorgt Wikileaks erneut für Aufsehen. (dpa/Jens B)
Dezember 2010: Assange wird nach zwei Wochen Untersuchungshaft gegen eine Kaution von umgerechnet 288.000 Euro entlassen, muss aber im Hausarrest eine elektronische Fußfessel tragen. Das Tauziehen um die Auslieferung beginnt. Assange befürchtet nach einer Überstellung nach Schweden eine Auslieferung oder "illegale Verschleppung" in die USA. Dort seien weder Folter noch Todesstrafe ausgeschlossen. (dpa/Bernd Weissbrod)
24. Februar 2011: Der Belmarsh Magistrates Court im Süden Londons gibt dem Auslieferungsbegehren nach Schweden statt. Assange wehrt sich und strengt ein Berufungsverfahren vor dem High Court an. (dpa/Facundo Arrizabalaga)
2. November 2011: Assange verliert auch vor dem High Court. (dpa/Facundo Arrizabalaga)
1. Februar 2012: In London hat nun das Berufungsverfahren gegen seine Auslieferung nach Schweden begonnen. (Tageblatt/Matt Dunham)
Zuvor hatte ihm der High Court am 5. Dezember grünes Licht gegeben, das höchste britische Gericht anzurufen. Die zweitägige Anhörung wird am 1. Februar nächsten Jahres beginnen, kündigte das Gericht am Freitag an.
Die schwedische Justiz hatte mit einem EU-weiten Haftbefehl die Auslieferung von Assange gefordert. Er wird in dem skandinavischen Land beschuldigt, zwei Frauen sexuell belästigt und vergewaltigt zu haben. Eine Anklage gegen Assange gibt es nicht. Zwei Gerichtsinstanzen in Großbritannien hatten die Auslieferung jedoch bereits für rechtens befunden.
Assange fürchtet USA
Der 40-Jährige Australier lebt seit einem Jahr unter strengen Auflagen im Haus eines Freundes in England. Er muss eine elektronische Fußfessel tragen und sich täglich bei der örtlichen Polizeistation melden.
Assange selbst will die Auslieferung verhindern. Er befürchtet, von Schweden aus in die USA abgeschoben zu werden. Seine Internetplattform Wikileaks hatte im vergangenen Jahr zahlreiche Unterlagen aus dem US-Verteidigungsapparat zu den Kriegen im Irak und Afghanistan veröffentlicht, die für die USA unangenehm waren.
Mit der Berufung vor dem Supreme Court will Assange prüfen lassen, ob ein EU-weiter Haftbefehl – wie in seinem Fall geschehen – von einem Staatsanwalt und ohne richterlichen Beschluss erwirkt werden kann.
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