AP gewinnt Pulitzer-Preis

AP gewinnt Pulitzer-Preis
(AFP/Jewel Samad)

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Wie wird der Fisch produziert, den wir im Kühlregal finden? Die Nachrichtenagentur AP hat menschenunwürdige Zustände in Südostasien aufgedeckt. Für die Berichterstattung erhält sie den begehrten Pulitzer-Preis.

Die Nachrichtenagentur AP hat für ihre umfangreiche Recherche über Sklavenarbeiter in der Fischerei in Südostasien einen Pulitzer-Preis gewonnen. Dies gab die Jury am Montag in New York bekannt.

Die Pulitzer-Preise feiern dieses Jahr ihr 100. Jubiläum. Derzeit gibt es den Preis in 21 Sparten, darunter auch Schauspiel, Musik und Poesie. 14 Sparten sind journalistischen Arbeiten vorbehalten. Der Preis wurde vom Verleger Joseph Pulitzer gestiftet und erstmals 1917 vergeben. Ausgezeichnet werden nicht nur Journalisten, sondern auch Buch- und Theaterautoren und Komponisten.

Auch die „Washington Post“, die „Los Angeles Times“, die „New York Times“ und weitere Medien erhalten den prestigereichen Journalistenpreis, der in diesem Jahr zum 100. Mal vergeben wird.

An dem Projekt zu versklavten Fischereiarbeitern hatten die AP-Journalistinnen Margie Mason, Robin McDowell, Martha Mendoza und Esther Htsusan 18 Monate lang gearbeitet. Sie dokumentierten, wie Männer aus Myanmar und anderen Ländern auf einer Insel in Indonesien gefangen gehalten und wie Sklavenarbeiter auch bei der Verarbeitung von Shrimps eingesetzt werden. Die Veröffentlichung führte dazu, dass mehr als 2.000 Arbeiter frei kamen. Die Reporterinnen gewannen den Pulitzer-Preis in der Kategorie Dienst an der Öffentlichkeit.

Nationale Berichterstattung

Die „Washington Post“ wird in der Kategorie nationale Berichterstattung ausgezeichnet, und zwar für ihre Entwicklung und Nutzung einer Datenbank, die zeigt, wie oft und warum Polizisten in den USA tödliche Schüsse abgeben. Die Zeitung ermittelte, dass Polizisten im Dienst im vergangenen Jahr 990 Personen erschossen. Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Polizisten zu Tode zu kommen, ist bei unbewaffneten dunkelhäutigen Männer sieben Mal höher als bei unbewaffneten Weißen.

Die „Los Angeles Times“ gewann in der Kategorie Nachrichten für die Berichterstattung über den Überfall zweier mutmaßlicher IS-Extremisten auf eine Weihnachtsfeier in San Bernardino. Die „New York Times“ wurde für ihre Artikel über afghanische Frauen und für Fotografien über Flüchtlinge ausgezeichnet. Auch der „Boston Globe“ erhielt einen Foto-Preis. Die Plattform „ProPublica“ und „The Marshall Project“ bekommen den Preis für erklärenden Journalismus über ein Vergewaltigungsopfer.

Die „Tampa Bay Times“ und die „Sarasota Herald-Tribune“ gewannen den Preis für investigativen Journalismus für ein Projekt über psychiatrische Kliniken. Die „Tampa Bay Times“ wird zudem in der Kategorie Lokalberichterstattung für Artikel über die Auswirkungen einer Schulreform in Florida geehrt.

Theater und Musik

So geht der Pulitzer-Preis für das beste Theaterstück in diesem Jahr an das Musical „Hamilton“, die Hip-Hop-Biografie des Autors Lin-Manuel Miranda über den ersten US-Finanzminister Alexander Hamilton. Der 36-jährige Miranda schrieb sowohl den Text als auch die Musik – ein Mix aus Pop, Rap und R&B. „Hamilton“ war am Off-Broadway auch beim Publikum ein Sensationserfolg.

Henry Threadgill gewann den Pulitzer für Musik für die Aufnahme „In for a Penny, In for a Pound“, das die Jury als hochoriginelles Werk mit notierter und improvisierter Musik würdigte.

Literatur: „The Sympathizer“

Der vietnamesische Autor Viet Thanh Nguyen hat für seinen Spionage-Roman „The Sympathizer“ den Pulitzer-Preis für Literatur erhalten. Er erzähle die verschachtelte Geschichte eines Mannes mit zwei Seelen in zwei Ländern, sagte Mike Pride, Verwalter der Pulitzer-Preise, bei Verkündung der Preisträger am Montag. „The Sympathizer“ handelt von einem vietnamesischen General im Vietnamkrieg, der mit seinen Landsleuten ein neues Leben in Los Angeles beginnt, während Saigon im Krieg versinkt. Doch der General steht heimlich in Kontakt mit einem ranghöheren Kommunisten und kehrt später in den Krieg zurück.

Für die USA, wo der Verlauf des Vietnamkriegs meist nur aus amerikanischer Sicht gedeutet wird, sei die Perspektive der Gegenseite eine Bereicherung, schrieb etwa die „New York Times“.