Antike Schätze per Satellit überwachen

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Kulturgüter aus dem antiken Ägypten sind einzigartig - und kostbar. Im Zuge der Revolution im Land sollen Plünderer die Denkmäler ins Visier genommen haben. Ein ägyptischer Archeologe fordert eine stärkere Überwachung - aus der Luft.

Der Revolution in Ägypten sind auch zahlreiche historische Kulturgüter zum Opfer gefallen – nun schlägt der frühere Chef der ägyptischen Antikenverwaltung im Kampf gegen Plünderungen und illegale Ausgrabungen eine Überwachung per Satellit vor. „In den vergangenen Jahren wurden rund 30 Prozent der ägyptischen Denkmäler aus den Ausgrabungsstätten und Lagern entnommen“, sagte Zahi Hawass der Nachrichtenagentur dpa. Die einzige Möglichkeit, dies zu stoppen, sei eine zentrale Satellitenüberwachung des Landes. Diese müsse mit einer fliegenden Eingreiftruppe verbunden werden.

„In den vergangenen Jahren wurden rund 30 Prozent der ägyptischen Denkmäler aus den Ausgrabungsstätten und Lagern entnommen“, so der ägyptische Archeologe Zahi Hawass. (Bild: dpa)

Die weltberühmten ägyptischen Kulturgüter seien von drei Entwicklungen bedroht, schilderte Hawass in Nürnberg. Sehr verbreitet sei die Nutzung historischer Stätten als Ackerland. „Wenn die Flächen für die Landwirtschaft genutzt werden, zerstört das Wasser alles, was darunter in der Erde liegt. Aber das ist den Menschen egal.“

Illegale Ausgrabungen

Darüber hinaus komme es im ganzen Land zu illegalen Ausgrabungen. „Sie graben Tag und Nacht“, schilderte der Altertumsexperte. Schließlich sei überall Wertvolles zu finden: „Das moderne Ägypten steht auf dem alten Ägypten. Überall sind Gräber und historische Stätten unter den Häusern.“ Mit einer Satellitenüberwachung könne man diese Grabungen entdecken – und eingreifen, bevor die historischen Kulturgüter verkauft und womöglich außer Landes gebracht würden.

Die dritte Bedrohung seien Plünderungen, berichtete Hawass. Gerade während der Revolutionswirren, als die Polizei nicht mehr präsent gewesen sei, sei es zu zahlreichen Plünderungen von Museen und den im ganzen Land verteilten Magazinen gekommen. Hawass zeigte sich aber zuversichtlich, dass dieses Problem durch die geplante Ausstattung der Wärter mit Waffen bald gelöst ist.

Enormer Schaden

Der Gesamtschaden sei dennoch schon jetzt enorm: „Bis heute hat das Antikenministerium noch keine genaue Anzahl gestohlener Objekte genannt“, sagte Hawass. Doch ihre Zahl dürfte in die Millionen gehen, schließlich kämen zu den registrierten Objekten noch die nicht bekannten Fundstücke aus illegalen Ausgrabungen hinzu. „Jedes Objekt ist ein Stück unseres Kulturerbes. Die internationale Gemeinschaft muss handeln, die ägyptischen Antiquitäten gehören der Menschheit.“

Zugleich rief Hawass Touristen auf, wieder nach Ägypten zu reisen und dadurch das Kulturerbe zu bewahren. „Wenn die Touristen nicht kommen, werden wir nichts restaurieren können“, erklärte Hawass, der in Nürnberg anlässlich einer großen Tutanchamun-Ausstellung sein Buch „Discovering Tutankhamun“ vorstellte. „Die Restaurierung kostet Geld, und unsere Wirtschaft ist vom Tourismus abhängig.“