Die Luxemburger Kulturszene wurde nicht enttäuscht. Mit konstruktiven Diskussionen, die am zweiten Arbeitstag der “assises culturelles“ nicht gestört wurden, gingen die Arbeiten im Großen Theater der Stadt Luxemburg weiter.
„Wie kann man die künstlerische Tätigkeit promovieren?“ und „Wird die Kultur hierzulande von der Gesellschaft in ihrem wahren Wert anerkannt?“, lauteten die beiden Fragestellungen.
Im Gegensatz zum Freitag waren die Diskussionen weniger emotionsgeladen und dadurch weitaus effizienter. An seiner Glaubwürdigkeit muss allerdings der Staats- und Kulturminister Xavier Bettel noch arbeiten. Er hat zwar die beiden Arbeitstage initiiert, wohnte ihrer Umsetzung jedoch nicht bei. Was er bei seiner Abschlussrede mit dem Hinweis quittierte, dass diese erste Konzertierung mit allen Teilhabern der Kulturszene kein Abschluss bildet, sondern erst den Anfang einer neuen Kulturpolitik macht.
Werbung für die Kultur
Mit einem äußerst lehrreichen Vortrag des strategischen Direktors des Kulturrates von Malta, Toni Attard, begannen die Arbeiten am Samstagmorgen. Die kulturelle Tätigkeit der Mittelmeerinsel ist mit der in Luxemburg durchaus vergleichbar. Das Land ist in seiner kulturpolitischen Ausrichtung allerdings schon erheblich weiter vorangeschritten. Schon jetzt sind 50 Projekte bereit, mit denen sich Malta nächstes Jahr bei seiner Ratspräsidentschaft vorstellen will. Mit einem Pilotprojekt in New York will das Land herausfinden, wie ein internationales Publikum auf die Kunst aus einem kleinen, fernen, weitgehend unbekannten Land reagiert.
Mit einer spezialisierten Agentur wurden sogenannte „Business-Modelle“ ausgearbeitet, wie sich Malta im Ausland vorstellen kann. Dabei gilt aber stets die gleiche Voraussetzung: Die Werke und Leistungen müssen denen des Auslandes ebenbürtig sein, müssen dem Vergleich standhalten. Eine Idee, die auch die Luxemburger Artisten mit beiden Händen unterschreiben.
Anerkennung der Kultur
„Wird die Kultur von der Gesellschaft anerkannt“, war die letzte Fragestellung. Die Antworten waren äußerst nuanciert. Allzu gerne werde die Kultur noch immer in eine Ecke gedrückt, statt als wirtschaftliche und soziale Komponente, als Möglichkeit der Integrierung und der Diversität anerkannt zu werden, hieß es zum Auftakt der Diskussionen mit der Feststellung Kulturpolitik sei auch Identitätspolitik. Gleichzeitig gibt es je nach Generation jedoch auch große Unterschiede in der Gewichtung.
So sei die unmittelbare Nachkriegsgeneration, mit der Vermarktung der ersten Tonträger, eine Gesellschaft der Musik gewesen, während ihre Kinder die Sprösslinge der mobilen Telephonie seien. „So zersplittert das Angebot“, warnte Céline Schall von der Uni Luxemburg. Deshalb müsse man genau wissen, was man anbiete oder erwarte. „Jeder versteht unter Kultur etwas anderes“, brachte es Nico Helmiger auf den Punkt.
Der Ball liegt jetzt bei der Regierung. Sie muss aus dem Inhalt der vier Gesprächsrunden eine Strategie entwickeln. „Wir werden die Probleme analysieren und eine genaue Inventur erstellen“, versprach der Kulturminister. Ihm sei es in einer ersten Linie wichtig gewesen, den Menschen aus dem Sektor zuzuhören und – über die Meinungsumfrage der ILRES – auch die Einstellung der Bevölkerung zu erfahren. Jetzt soll ein vom Kulturministerium unabhängiger Experte, der vormalige Direktor des Casinos, Jo Kox, aus dem intensiven Meinungsaustausch die richtigen Schlüsse für einen zukünftige Kulturentwicklungsplan ziehen und gegebenenfalls neue Diskussionsforen einberufen.
De Maart
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