Bei den Insassen im luxemburgischen Bus handelte es sich um eine Gruppe von Kindern aus Steinsel. Zwei Klassen des sechsten Primärschuljahres aus Steinsel machten sich am Morgen des 14. Juni 2007 mit einem Bus in Richtung Paris auf. Es sollten zwei unvergessliche Schultage der etwas anderen Art werden. Das Programm des zweitägigen Klassenausflugs in die französische Hauptstadt hatte es in sich: kulturelle Einlagen, touristische Highlights, Freizeitangebote.
In Steinsel hatte man den Schulkindern die Möglichkeit gegeben, zum Schulschluss zwischen einem Campingaufenthalt in Erpeldingen oder eben dem Besuch der Stadt Paris zu wählen.
34 Kinder an Bord
Insgesamt 34 Kinder hatten sich für Letzteres entschieden und machten sich somit am frühen Morgen des 14. Juni 2007 um 7.00 Uhr an Bord eines Luxusbusses einer Firma aus Steinsel auf den Weg in Richtung Eiffelturm.
Die Stimmung im Bus war gut, man freute sich auf zwei tolle Tage. In Höhe der Stadt Reims (auf der Autobahn A4) sollte die Stimmung dann aber plötzlich umschlagen. Der Wegedienst der Sanef („Société des autoroutes du nord-est de la France“) hatte bei Kilometer 132 gerade mit Mäharbeiten entlang der Pannenspur begonnen.
Warntafel
Um die Verkehrsteilnehmer vor diesen Arbeiten zu warnen, hatte die Sanef einen Lastwagen mit einem Anhänger eingesetzt, auf dem eine Warntafel mit einem aufleuchtenden gelben Pfeil montiert war. Dieses Fahrzeug stand ebenfalls auf der Pannenspur.
Als der luxemburgische Bus gegen 8.45 Uhr fast in Höhe dieses Lkws war, verließ er aus bis dato noch ungeklärter Ursache seine Fahrspur und prallte mit voller Wucht zuerst gegen den genannten Anhänger und anschließend gegen den 16-Tonnen-Lastwagen. Hierbei wurde der Bus auf der Beifahrerseite auf rund drei Metern Länge aufgeschlitzt, der Aufleger des Lastwagens bohrte sich in das Innere des Busses und begrub die ersten vier Sitzreihen förmlich unter sich. Der Aufprall war derart heftig, dass der Bus den Lastwagen noch 40 Meter weit vor sich herschob.
Ein Bild des Grauens
Wenige Minuten später waren die ersten Hilfskräfte vor Ort. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Auf mehr als 60 Metern um die Unfallstelle herum lagen Trümmer des Busses und des Lastwagens, Kinder schrien verzweifelt um Hilfe. Die Begleiter hatten schon erste Rettungsarbeit geleistet. Im Laufe der darauffolgenden Minuten sollten bis zu rund 160 Rettungskräfte vor Ort eintreffen.
Für drei Businsassen sollte aber jede Hilfe zu spät kommen. Ein Kind sowie der 31-jährige Alain Marchetti waren auf der Stelle tot, ein weiteres Kind starb an den Folgen seiner Verletzungen.
Fahrer angeklagt
Nach den Ermittlungen der französischen Polizei sowie des Untersuchungsrichters wurde allein der Fahrer angeklagt. Die Klage lautet auf „fahrlässiger Totschlag“ und „fahrlässige Körperverletzung“.
Am Dienstag wird der Fall vor dem „Tribunal de grande instance“ in Reims behandelt. Präsidentin Odile Madrolle wird zusammen mit zwei weiteren Richtern diesen Prozess leiten, der auf nur einen einzigen Tag angesetzt wurde.
Allein der Bericht des Untersuchungsrichters soll die Basis des Prozesses bilden, d.h. es werden voraussichtlich keine Zeugen aufgerufen.
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