Mittwoch22. Oktober 2025

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Allheilmittel „Opnahmexamen“?

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LUXEMBURG - Aus pädagogischen Gründen wurde vor knapp 15 Jahren das „Opnahmexamen“ abgeschafft. Mittlerweile wünscht sich die Mehrheit der Französischlehrer die Wiedereinführung des Aufnahmeexamens.

Klarer kann ein Ergebnis kaum sein. Im Rahmen einer Anfang des Jahres veröffentlichten und im Auftrag der APFL („Association des professeurs de français du Luxembourg“) von TNS-Ilres durchgeführten Umfrage haben sich 82 Prozent der befragten Französischlehrer für die Wiedereinführung des Aufnahmeexamens nach der sechsten Klasse ausgesprochen. Im Jahr 2003 hätten „nur“ 70 Prozent einen solchen Schritt befürwortet. Besonders erstaunlich ist hierbei, dass es vor allem die jungen Lehrer sind (84 Prozent der unter 30-Jährigen und sogar 95 Prozent der 30- bis 40-Jährigen), die sich positiv gegenüber einer solchen Maßnahme äußerten.

Unterschiedliche Meinungen

Die APFL sei sich bewusst, wie deren Präsident, Jean-Claude Frisch, dem Tageblatt gegenüber betonte, dass das Aufnahmeexamen kein Allheilmittel darstelle. Allerdings könnte dieses gegebenenfalls ein wirksames Mittel darstellen um die – wenn nicht alle, dann zumindest einige – mit dem Übergang von der Grundschule zum Sekundarunterricht verbundenen und stetig zunehmenden Probleme in den Griff zu bekommen. Und die Vereinigung der Französischlehrer steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Anlässlich einer Protestkundgebung von Lehrergewerkschaften am vergangenen 25. Januar vor dem Parlament sprach sich auch der Verantwortliche der Apess („Association des professeurs de l’enseignement secondaire et supérieur“) für die Wiedereinführung des „Opnahmeexamen“ aus.

Eine andere Gewerkschaft, das „Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft“ (SEW) im OGBL teilt diese Meinung allerdings nicht. Wie uns auf Nachfrage deren Präsident, Patrick Arendt, erklärte, wird seine Gewerkschaft eine Wiedereinführung des Aufnahmeexamens „auf keinen Fall“ unterstützen. Prinzipiell sei die Prozedur, wie sie derzeit am Ende der Grundschule zur Anwendung komme, „gut gedacht“. Die praktische Umsetzung sei aber alles andere als zufriedenstellend. Vor allem bemängelt Arendt, dass die Eltern zwar theoretisch in die Entscheidung bezüglich der schulischen Orientierung ihres Kindes eingebunden würden, diese letzten Endes aber keine Entscheidungsgewalt hätten. Bei der aktuellen Prozedur, bei der der Klassenlehrer zusammen mit einem Inspektor und zwei „Profs“ aus dem „Secondaire“ immer „im Hintergrund und etwas geheimnisvoll“ eine Entscheidung treffen, sei es extrem schwierig, aufgrund mangelnder Transparenz, ein Vertrauensverhältnis zu den Eltern aufzubauen. Aber genau dieses Vertrauensverhältnis soll einer der Grundpfeiler sein, auf dem die neue Grundschulregelung fußt.

Reform ist „enorm dringend“

„Da bereits in zwei Jahren die ersten Schüler die neue Grundschule abschließen werden, wird es enorm dringend, die Orientierungsprozedur zu reformieren“, mahnt Arendt und plädiert dafür, dass in einem zukünftigen Modell es letzten Endes die Eltern sein sollen, die in einem gewissenen Rahmen die Entscheidung über die schulische Zukunft ihres Kindes treffen.

Der Wiedereinführung eines Aufnahmeexamens konnte auch Guy Strauss nichts Positives abgewinnen. Strauss ist „Inspecteur-attaché“ im Bildungsministerium und dort verantwortlich für die Koordinierung des „Enseignement fondamental“.

Nur schriftliche Tests

„Das Aufnahmeexamen wurde seinerzeit aus verschiedenen Gründen abgeschafft“, erklärt er rückblickend. Einerseits seien die Schüler bis zum Jahr 1996 anhand des Aufnahmeexamens immer nur auf ihre Leistungen an einem ganz bestimmten Tag bewertet worden. Andererseits seien die Fähigkeiten immer nur schriftlich getestet worden. Was nichts anderes bedeute, als dass das jeweilige Kind nicht in seinem Ganzen bewertet worden sei. Dies sei mit dem neuen System geändert und verbessert worden.

Allerdings gesteht Strauss ein, dass das aktuelle System einer Überarbeitung bedarf. Erste diesbezügliche Gespräche seien aber bereits geführt worden. Ganz allgemein müsse im Zusammenhang mit der Reform der Orientierung die Frage aufgeworfen werden, wie man die pädagogischen Anreize schaffen kann, um jene Schüler weiterzubringen, die nach dem sechsten Schuljahr vielleicht nicht die von verschiedenen Lehrern erhofften Kenntnisse haben.

Bildungspolitisch wolle man in Luxemburg weg von einem Defizit-orientierten System. Die Wiedereinführung des Aufnahmeexamens würde aber genau wieder in diese Richtung führen.