Am 6. November 2002 um 10.06 Uhr stürzte eine Luxair-Fokker von Berlin-Tempelhof beim Anflug auf Findel im Nebel zwischen Roodt/Syr und Niederanven ab. Es war der erste Absturz einer Luxair-Maschine. Bei dem Unglück kamen 20 Menschen ums Leben: 15 Deutsche, vier Luxemburger und ein Franzose. Nur der luxemburgische Pilot und ein Franzose überlebten das Unglück.
" class="infobox_img" />Der Luxair-Prozess umfasst inzwischen 42 prallgefüllte Aktenordner.
Sieben Personen müssen sich seit dem 10. Oktober wegen fahrlässiger Tötung in mehreren Fällen vor Gericht verantworten: Der Pilot der Unglücksmaschine, drei Luxair-Generaldirektoren, die zwischen 1992 und 2002 die Geschicke der Airline leiteten, sowie die drei damals für Technik, Engineering und Planning verantwortlichen Luxair-Mitarbeiter. Der Prozess soll mindestens sechs Wochen dauern. Lediglich in der Allerheiligenwoche wird eine Pause eingelegt.
Lange Vorbereitungszeit
Rechtshilfen, Oppositionen der Verteidigung, Expertisen und Gegenexpertisen, Unstimmigkeiten zwischen Untersuchungsrichter und Staatsanwaltschaft zogen die Vorbereitung des Prozesses ewig lange hin. Erst neun Jahre nach dem Crash konnte endlich mit der Verhandlung begonnen werden.
Angefangen wurde mit den Aussagen der Experten. Diese sagten, dass das Flugzeug keine technischen Mängel aufwies. Sie hätten festgestellt, dass die Propeller-Stellung unüblich sei. Ihrer Meinung nach sei die Fokker zu hoch und zu schnell hereingekommen. Alles weise darauf hin, dass die Piloten nicht die vorgeschriebenen Prozeduren einhielte und unter anderem den Rückschub des Flugzeugs aktivierten.
Landen um jeden Preis?
Die Sicht war am 6. November 2002 schlecht. Das Flugzeug musste eine freie Sicht von mindestens 300 Metern haben, um eine Landeerlaubnis zu bekommen. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen. Die Fokker habe sich im Landeanflug befunden. Die Crew entschied dann, eine Warteschleife zu fliegen, habe aber aus unerklärlichen Gründen seinen Landeanflug fortgesetzt. Das sei nicht erlaubt. Des Weiteren wurden weder das Kabinenpersonal noch die Passagiere über eine eventuelle Landung informiert. Bei einem Landeanflug fliegt normalerweise der Kopilot die Maschine, der Pilot übernimmt erst kurz vor der Landung das Steuer. Hier sei aber der Pilot die ganze Zeit am Steuerknüppel gewesen. Die zentrale Frage während den Prozesstagen war jedoch, warum der Pilot den Rückschub aktivierte.
Die Staatsanwaltschaft versuchte die These eines Fehlverhaltens der Piloten durch Aussagen von anderen Piloten zu stützen. Dabei kam unter anderem heraus, dass auch andere Piloten es nicht so genau mit den Vorschriften nehmen würden. Die Verteidigung des Piloten der Unglücksmaschine versuchte indes, seinen Mandanten aus der Schusslinie zu ziehen, indem er die Schuld auf einen technischen Fehler schob. Dafür konnte bei der Verhandlung jedoch kein Beweis vorgelegt werden. Sogar ein weiterer „Experte“, der als Zeuge vorgeladen wurde, konnte diese Theorie nicht bestätigen.
Fokker, der große Abwesende
Für längere Diskussionen sorgte dann auch die Frage, welche Mitschuld der Flugzeughersteller Fokker hat. Das Unternehmen wusste schon seit 1988, nur ein Jahr nach der Inbetriebnahme des Fliegers, von diversen technischen Mängeln, hatte aber die Risiken verharmlost. Sauer stieß dabei dem Richter und den Anwälten der Verteidigung die Tatsache auf, dass der Flugzeugbauer nicht vor Gericht steht. Der Untersuchungsrichter hatte eine Anklage gegen Fokker abgelehnt.
Am letzten Tag vor der Allerheiligen-Pause wurde dann noch die Frage aufgeworfen, ob die Bänder des „Voice-Recorders“ des Cockpits in öffentlicher Sitzung vorgespielt werden sollen. Staatsanwaltschaft und die Anwälte sprachen sich für eine öffentliche Anhörung aus. Lediglich der Rechtsbeistand des Piloten widersetzte sich und forderte sogar den Rückzug der Bänder als Beweis. Die Entscheidung wird am 7. November, wenn der Prozess in die zweite Hälfte geht, mitgeteilt. Die Aufzeichnungen des „Voice-Recorders“ könnten wichtige Informationen über das Verhalten der Piloten der Fokker 50 während der letzten halben Stunde vor dem Crash liefern.
De Maart

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