Abfall könnte Milliarden Leben retten

Abfall könnte Milliarden Leben retten

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1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel landen jährlich im Abfall. Die UNO-Agrarorganisation FAO weist in einem Bericht auf den schweren Missstand hin.

Wenn weltweit ein Viertel weniger Nahrungsmittel schlecht würden oder im Abfall landeten, könnten die 870 Millionen hungernden Menschen ausreichend ernährt werden. Mit dieser Erkenntnis hat die UN-Agrarorganisation (FAO) am Dienstag in Bangkok eine Initiative gegen den Hunger gestartet. Weltweit werden nach FAO-Angaben im Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und anderes vergeudet. Die FAO will erreichen, dass weniger Essbares auf dem Weg von der Ernte zum Endverbraucher schlecht wird, verloren geht oder ungegessen im Müll landet.

„Wir verlieren weltweit jedes Jahr die unglaubliche Menge von 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmitteln“, sagte der FAO-Regionalvertreter für die Asien-Pazifik-Region, Hinroyuki Konuma. „Das wäre genug, um drei Milliarden Menschen zu ernähren.“

Nahrung erreicht Verbraucher nicht

Nach FAO-Angaben produzieren Bauern weltweit genug Essen für die rund sieben Milliarden Erdenbürger. Trotzdem hungere aber jeder achte regelmäßig. Allein in Asien erreichen nach FAO-Schätzungen 42 Prozent der Obst- und Gemüseernte und 30 Prozent des Getreides die Verbraucher nicht.

Schlechte Straßen, fehlende Lager – Indien, wo nach Angaben der Weltbank ein Drittel der Armen der Welt leben, ist ein Brennpunkt im Kampf gegen Lebensmittelvergeudung. 40 Prozent der im Land produzierten Lebensmittel gingen verloren, sagte ein Abgeordneter der Regierungspartei gerade nach der Parlamentsabstimmung über das wohl größte Ernährungsprogramm der Welt.

Formsache

Das Programm wurde in der Nacht zu Dienstag verabschiedet. 820 Millionen Menschen erhalten damit monatlich fünf Kilogramm Getreide zu Cent-Preisen, sobald das Oberhaus und der Präsident zugestimmt haben. Das gilt als Formsache.

„Ich begrüße die Entscheidung, Getreide stark zu subventionieren, denn die Menschen hier haben kein Geld, um sich Essen zu kaufen“, sagte Oppositionspolitiker Gurudas Dasgupta im Parlament.

16 Milliarden

Kritiker halten das 16 Milliarden teure Mammutprojekt allerdings für kaum finanzierbar, vor allem, weil Indien in einer Finanzkrise steckt. Der Indische Industrieverband CII warnte, dadurch steige das schon gefährlich hohe Haushaltsdefizit weiter an.

Die Unternehmerin Kiran Mazumdar Shaw, die reichste Frau Indiens, fragte auf Twitter: „Wird es uns finanziell ruinieren?“ Wie sie riefen viele Kommentatoren dazu auf, die Getreidemengen und Auslieferungen digital zu erfassen, um Korruption zu verhindern. Außerdem müssten die Lagerkapazitäten ausgebaut werden. Die FAO will mit Experten bessere Lager- und Haltbarkeitsmethoden entwickeln. Zudem plant sie mit Agrarministern in der Region Aufklärungs- und Schulungskampagnen, um die Verluste zu reduzieren.