Montag27. Oktober 2025

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20 Personen aus Gondel gerettet

20 Personen aus Gondel gerettet

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Nach 17 Stunden konnten 20 Insassen einer festsitzenden Gondel im Allgäu per Helikopter befreit werden. Ein Gleitschirm hatte sich in einem Bergbahntragseil verfangen.

In einer dramatischen Bergungsaktion wurden am frühen Samstagmorgen am Tegelberg im Allgäu (Deutschland) 20 Menschen aus einer Seilbahngondel befreit und mit Hubschraubern ins Tal geflogen. 17 Stunden lang waren sie auf 1.500 Metern Höhe gefangen. Nach einer Stunde und 40 Minuten ist die Aktion beendet. Bergwacht-Sprecher Roland Ampenberger atmet auf: „Es sind alle wohlauf, es sind alle unverletzt.“

Das Drama in Sichtweite zum Märchenschloss Neuschwanstein im Landkreis Ostallgäu hatte am Freitagmittag seinen Lauf genommen. Um kurz nach 13 Uhr war ein 54 Jahre alter Gleitschirmpilot bei einem sogenannten Tandemflug mit einem 35-jährigen Passagier aus München in das Tragseil der Tegelbergbahn gestürzt.

Diskussion um Unfallursache

Über die Unfallursache streiten sich die Experten. Polizeisprecher Christian Owsinski spricht von einer „unerwartete Windböe“, die dem „sehr erfahrenen Piloten“ zum Verhängnis geworden sei. Dagegen erhebt der Geschäftsführer der Tegelbergbahn, Franz Bucher, am Samstagmorgen schwere Vorwürfe gegen den Gleitschirmpiloten. „Der Mann hat grob fahrlässig gehandelt“. Ein Überfliegen der Gondelseile sei streng verboten.

Der Pilot und sein Passagier wurden bei dem Absturz nur leicht verletzt und konnten rasch geborgen werden. Der Unfall bewirkte allerdings eine automatische Abschaltung der Seilbahn. In zwei Gondeln hingen zunächst 50 Menschen fest. Die 30 Personen aus der talseitigen „unteren“ Gondel konnten bis zum frühen Abend befreit werden. Ausserdem wurden mit Hubschraubern über 130 Menschen, die an der Bergstation festsassen, ins Tal gebracht.

Die 20 Personen in der bergseitigen Gondel mussten – mehrere hundert Meter über dem felsigem Abgrund – 17 Stunden auf ihre Rettung warten. Schwierige Winde und die einbrechende Dunkelheit verhinderten ihre Bergung am Freitagabend.

Eingesperrt auf zwölf Quadratmetern

Die Kabine ist nach Angaben der Polizei nur rund 12 Quadratmeter groß. Die Eingeschlossenen stammen aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, ausserdem befanden sich zwei Touristen aus Osteuropa mit in der Gondel. Zuletzt hatten sich vier Männer der Bergwacht in einer waghalsigen Aktion 300 Meter weit über das Stahlseil an die Gondel herangehangelt und waren ebenfalls zugestiegen. Sie brachten Decken, Verpflegung und aufmunternde Worte zu den in der Gondel Gefangenen. „Das war kein ganz leichter Einsatz“, sagte Bergwacht-Sprecher Ampenberger im Anschluss.

Trotz der Enge ging es den Eingeschlossenen offenbar gut. Es gab eine Funkverbindung ins Tal. Ralf Kinkel vom Landratsamt in Marktoberdorf konnte am frühen Morgen erleichtert berichten: „Den Leuten geht es körperlich und mental sehr, sehr gut – natürlich den Umständen entsprechend.“
Um 6.00 Uhr morgens, mit Beginn der Dämmerung, begann die Bergungsaktion. Zwei Polizeihubschrauber arbeiteten im Pendelverkehr. Paarweise wurden die Menschen aus der Gondel gezogen und ins Tal geflogen. Nach der Landung auf einem Sportplatz konnten alle Geretteten alle auf eigenen Füssen aus den Hubschraubern klettern.Sie hatten weisse Overalls an, die sie in der Nacht vor Kälte schützen sollten.

Fünf Kinder unter den Geretetten

Die Geretteten, darunter fünf Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren und eine 75-jährige Person, wurden in einem Zelt medizinisch betreut und mit Essen, Getränken und Decken versorgt. Die 19 Touristen und der Seilbahnführer seien den Umständen entsprechend wohlauf, sagte Ampenberger.

Tegelbergbahn bleibt vorerst geschlossen

Nun muss die Anlage erst einmal auf mögliche Schäden überprüft werden. Daher bleibt die Bergbahn vorerst geschlossen, wie der Geschäftsführer der Bergbahn, Franz Bucher, am Samstag mitteilte. Die Prüfung werde mehrere Tage dauern. Sollte das Stahlseil ausgewechselt werden müssen, drohe der Bahn ein Stillstand von bis zu zwei Monaten.