109 Tote bei Feuer in Textilfabrik

109 Tote bei Feuer in Textilfabrik
(dpa)

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Etwa 1000 Frauen und Männer nähen am Samstagabend noch Kleidung, als ein Feuer in ihrer Fabrik in Bangladesch ausbricht. Schnell breiten sich die Flammen aus. Mehr als 100 Menschen kommen um.

Ein Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch hat mindestens 109 Menschen das Leben gekostet. Weitere 200 Menschen, vor allem Textilarbeiterinnen, seien mit Brandwunden in Krankenhäuser eingeliefert worden, sagte der Einsatzleiter am Sonntagmorgen. Das Feuer war bereits am Vorabend im Erdgeschoss des neunstöckigen Gebäudes etwa 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Dhaka ausgebrochen. Schnell breiteten sich die Flammen auf die anderen Stockwerke aus und schlossen die Arbeiterinnen und Arbeiter ein.

Mehr als 1000 Menschen sollen nach Behördenangaben beim Ausbruch des Feuers in der Fabrik gearbeitet haben. Einige Frauen sprangen vor Panik aus den Fenstern im oberen Stockwerk, als der Feueralarm losging. Wieso der Brand ausbrach, war zunächst nicht klar. Auch am Sonntagvormittag fanden die Feuerwehrleute weitere Leichen in der Ruine. Die Behörden untersuchen auch die Sicherheitsbestimmungen in der Fabrik.

Europäische Sicherheitsstandards

Ein Sprecher der betroffenen Fabrik Tazreen Fashion Limited erklärte vor Kameras, der Betrieb habe Standards der Europäischen Union eingehalten. So habe es etwa vier alternative Treppenaufgänge gegeben, doch die Arbeiter seien in der Panik zum Hauptausgang gestürmt und nur wenige hätten diese Notausgänge benutzt.

Angehörige schritten die Reihen mit Leichensäcken vor der ausgebrannten Fabrik ab, um die Toten zu identifizieren. Sie hielten sich Tücher vor Mund und Nase, so durchdringend war der Geruch verbrannten Fleisches. Immer mehr Leichen schleppten die Rettungskräfte aus der Ruine. Manche Säcke wurden auf Fahrradanhänger gehoben und weggefahren. Im Inneren der Fabrik türmten sich kohlschwarze Baumwollspindeln. Nähmaschinen lagen auf dem Boden, weil die Tische unter ihnen weggebrannt waren.

Textilien-Produktion

Die 2009 erbaute Fabrik gehört zur Tuba Group, die laut Unternehmenshomepage unter anderem für C&A, Carrefour und Walmart produziert. Die Kapazität der Unglücksfabrik lag diesen Angaben zufolge monatlich bei einer Million T-Shirts, 800 000 Polo-Shirts und 300 000 Fleecejacken.

Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor Bangladeschs. Die meisten Exporte gehen nach Europa. Der Verband der Textilhersteller und -exporteure in Bangladesch versprach den nun betroffenen Familien Entschädigung.

Tödliche Brände

Laut einer Studie der Kampagne für Saubere Kleidung kam es seit dem Jahr 2005 zu sieben tödlichen Bränden und Fabrikeinstürzen in Bangladesch, bei denen insgesamt 145 Menschen starben. Die vielen Toten seien mit mangelhaften Sicherheitsmaßnahmen zu erklären. Elektrokabel hingen häufig frei im Raum, Feuerlöscher fehlten, Notausgänge verschlossen und Fluchtwege versperrt.

Erst im September gab es einen
verheerenden Brand mit mehr als 259 Toten in einer Textilfabrik in Pakistan. Bangladesch war bis 1971 ein Teil Pakistans. Die pakistanische Unglücksfabrik belieferte auch den deutschen Textildiscounter Kik.