Typisch Fascho halt

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Nur der Rassismus ist bei denen echt

Die französische Faschoführerin Le Pen wollte ihre Partei „dediabolisieren“, aus der rechtsextremen Schmuddelecke rausholen. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, scheute sie nicht davor zurück, ihren eigenen Erzeuger aus der Partei zu schmeißen.

Der alte Le Pen hatte u.a. verkündet, dass Auschwitz bzw. die Shoah mit ihren sechs Millionen Ermordeten „ein Detail der Geschichte“ gewesen sei. Man muss schon ein ausgesprochener Drecksack sein, um dieses Verbrechen, eines der schlimmsten der Menschheitsgeschichte, dergestalt zu verharmlosen. Doch war Le Pen bei etlichen Franzosen mit solchen infamen Aussagen durchaus populär. Andererseits machte er sich damit für eine noch größere Zahl seiner Kompatrioten unwählbar. Weshalb seine Tochter schlussendlich beschloss, den Alten auszusortieren, da er offensichtlich mehr „liability“ als „asset“ darstellte.

Aber ist die Distanzierung des Front national vom Judenhass, welche die Tochter durch die Aktion gegen ihren Vater der Welt verkünden wollte, echt und ehrlich gemeint? Es fällt auf, dass sich die nationale Rechte Europas seit ein paar Jahren eine Respektabilität zu erkaufen versucht, indem sie demonstrativ ihre Begeisterung für Israel kundtut. Nun ist es wohl wahr, dass sie mit dem rassistischen Netanjahu-Regime (nicht nur) ihren Hass auf den Moslem im Allgemeinen und den Araber (der in Palästina durchaus auch Christ sein kann) im Besonderen teilt.

Doch sind wohl die meisten Juden weltweit nicht so naiv, den rechtsextremistischen Wölfen ihr Vertrauen zu schenken, bloß weil diese pour les besoins de la cause eben mal ein bisschen Kreide gefressen haben. Denn eines ist klar, der Hass der Faschos auf Menschen anderer ethnischer oder religiöser Herkunft ist allemal echt, ihr plötzlicher Ad-hoc-Philosemitismus dagegen ist geheuchelt und gelogen.

Das hat Marine Le Pen mit ihren scheußlichen Aussagen zur Vél’-d’Hiv’-Razzia bewiesen. Sicher, de Gaulle et al. hatten nach dem Krieg die Fiktion der Franzosen als ein einig Volk von Resistenzlern mit Hingabe gepflegt. Sie mag für einen Neustart der durch das Desaster von 1940 und die anschließende vierjährige Unterwerfung zutiefst gedemütigten Nation möglicherweise sogar unumgänglich gewesen sein.

Doch 70 Jahre danach gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass die Nazis ihre Verbrechen im Hexagon ohne die eifrige Mithilfe einer substanziellen Anzahl von Franzosen niemals in diesem Umfang hätten begehen können.

Kein ehrlicher Mensch kann heute mehr so tun, als hätten 70 Jahre Geschichtsforschung nicht stattgefunden.
Le Pen tut es. Und gibt damit zu erkennen, dass die ostentative Distanz, die sie zwischen sich und ihrem judenhassenden Vater aufgebaut hat, nichts weiter als opportunistische Heuchelei ist.
Typisch Fascho halt.

fwagner@tageblatt.lu