LeserforumÜber das rot kolorierte Wohnungswunder der Stadt Wien

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Immer wieder wird die Schmäh über das Wohnungswunder der Stadt an der Donau vorgeführt, um das Geschehen der Luxemburger Wohnungsbaupolitik der letzten Dekaden in ein schlechtes Licht zu rücken. Wenn es auch stimmt, dass die rot kolorierte Stadt Wien seit vielen Jahrzehnten in den öffentlichen Wohnungsbau investierte, so ist wahrlich nicht alles Gold, was glänzt und nicht unbedingt nachahmenswert ist.

In der Stadt, hart an der Grenze zum Balkan, ist die Nähe der politischen Mandatsträger zur Bau- und Immobilienwirtschaft – siehe unter anderem die alljährlichen Auftritte des Baulöwen Richard Lugner, genannt Mörtel, auf dem Wiener Opernball – offensichtlicher als in unseren Breitengraden. Es versteht sich von selbst, dass das Korruptionspotential in der Hauptstadt Österreichs ausgeprägter ist als im Marienland Luxemburg. Zahlreich aufgedeckte Skandale der Vergangenheit in der Mozartstadt beweisen diese Mutmaßung.

Wie dem auch sei, der Unterzeichner dieser Zeilen wohnte jedenfalls als Untermieter während fast vier Jahren in einem öffentlich geförderten Wohnkomplex der Stadt Wien, gelegen in der Landstraßer Hauptstraße im dritten Wiener Bezirk. Hauptmieterin war eine SPÖ-Militantin, also der sozialistischen Partei Österreichs, und zugleich Direktorin eines staatlichen Gymnasiums im ersten Bezirk. Die gesamte Chose war illegal: Die besserverdienende Direktorin mit SPÖ-Parteikarte hätte niemals Hauptmieterin der Wohnung in bester Lage werden dürfen und der Schreiber dieses Pamphlets hätte niemals Untermieter der gleichen Wohnung werden dürfen.

Und noch etwas anderes: Groß ist die Anzahl jener, die den verdichteten Wohnungsbau auch in Luxemburg als Königsweg zum Ausstieg aus der Wohnungsmisere sehen … so wie in Wien! Sie vergessen aber großzügig darauf hinzuweisen, dass sehr viele Einwohner der Sacherstadt einen Schrebergarten außerhalb der Stadt ihr Eigen nennen und dort die Wochenenden verbringen. Tatsache ist nämlich, dass sich die Donaustadt am Freitagnachmittag quasi leert und erst am Sonntagabend oder gar erst am Montagmorgen wieder füllt.

In der Tat können Menschen nicht in menschenverachtenden Wohnmaschinen zusammengepfercht werden, ohne dass ihnen gleichzeitig eine echte Alternative zur Erholung, zum Aufatmen und zur Freizeit angeboten wird.

Eine echte Wohnungsbauoffensive, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, geht anders. Kirchberg, Ban de Gasperich und Belval sind echte Schmuddelbeispiele.

DanV
29. November 2023 - 13.32

Also lieber gar nicht in Luxemburg wohnen, als in „verdichtetem“ Wohnraum?

Herr Miltgen, österreichische Korruption und Schrebergärten als Hinderungsgrund für ordentliche Wohnungspolitik anzuführen, ist lächerlich.

Und Schmäh? Also ist es eine Lüge, dass Wien viel Wohnraum geschaffen hat?

Leila
29. November 2023 - 10.50

In Großstadtzentren ist am Wochenende wahrscheinlich überall tote Hose. Ich habe Freunde aus Berlin, die in einer schicken, großen Genossenschafts-Altbauwohnung leben, und trotzdem bei schönem Wetter ihren Schrebergarten genießen.