LeserforumEine Großherzogin hinter Gittern

Leserforum / Eine Großherzogin hinter Gittern
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Monarchie ist belanglos. Aber als unter Naziherrschaft geborener Luxemburger mag ich seit meiner Kindheit die „Grande-Duchesse Charlotte“. Jetzt steht sie auf dem etwas öden, versteinerten Platz mit dem schönen Namen „Clairefontaine“. Aber nicht so, wie es sich für eine Großherzogin gehört. Ein unsägliches Metallgitter umringt, nicht immer, aber doch die meiste Zeit, die Statue, eine Abgrenzung, so wie sie bei der Ankunft der „Tour de France“ entlang des Bürgersteigs aufgestellt wird. Auf jedem Teil der Absperrung steht: „Ville de Luxembourg.Circulation“. Wie eine tölpelhafte Respektlosigkeit, „circulez, il n’y a rien à voir“. Dabei verkörpert die anmutige Figur mit der ausgestreckten Hand Freiheit und Offenheit. Wer könnte dieser strahlend schönen Statue etwas antun? Was befürchten die Stadtmütter und Stadtväter? Doch nicht etwa, dass man Charlotte ein zweites Mal ins Exil entführen würde, wie damals,1940, als die Herren der Schöpfung und nebenbei der Regierung, in ihrem Schiss, die Großherzogin mitten in der Nacht aus dem Bett zerrten, um sie als Alibi für ihre beschämende Flucht mitzunehmen.

Ich bleibe fest davon überzeugt, dass Charlotte, als Frau auf sich gestellt, das ihr anvertraute Land im Augenblick größter Gefahr nicht verlassen hätte.

Bitte, befreien Sie ­Charlotte, und wäre es nur aus ästhetischen Gründen. Was sagt dieses abscheuliche Gitter aus über ein Land, in dem soviel von Kultur die Rede ist?

Das Schlimmste, was ­Charlotte passieren könnte, wäre ­Taubenscheiße auf ihrem Haupt. Aber auch darüber bliebe die große Dame meines Herzens absolut erhaben. Und das Gitter nutzlos.

Jean Schiltz, Luxemburg

Robert Hottua
3. Februar 2024 - 18.43

Guten Tag Herr Schiltz, wie hat denn eigentlich die Monarchie in Luxemburg ab 1933 auf die Nazipropaganda im monarchienahen päpstlich-unfehlbaren "Wort für Wahrheit und Recht" reagiert? Vielleicht ist hier ein Grund für die aus dem Bett Zerrung der furchtlosen Monarchin durch furchterfüllte landesverräterische Politiker zu finden. Hochverrat eines anvertrauten demokratischen Rechtsstaates an eine diktatorisch-faschistische Macht ist ja kein Kavaliersdelikt. MfG Robert Hottua