Fruchtbar und furchtbar

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Nach den ersten paar Beiträgen der diesjährigen Wettbewerbsfilme bleibt festzustellen, dass, genau wie in den rezenten literarischen Produktionen, die Filmindustrie sich mittlerweile verstärkt auf historiografisch angelegte Fiktionswelten beruft.
So war zum Beispiel in der irisch-luxemburgischen Produktion „Black 47“ und dem am Freitag gezeigten „Damsel“ die Pferde/Schauspieler-Ratio quasi 1:1 (Mini-Spoiler: Es überleben in beiden Filmen mehr Pferde als Menschen). Ist die Gegenwart so furchtbar, dass man sich vollends von ihr abkehren möchte? Wieso flüchten die heutigen Fiktionen so oft in die Vergangenheit? Soll der Wilde Westen ein Verweis darauf sein, dass wir uns – mit dem langsamen Verbrauch unserer Ressourcen sowie potenziellen Konflikt- und Krisenherden überall – wieder auf barbarischere Zeiten zurückbesinnen oder zubewegen? Kann die Fiktion es sich erlauben, sich von der Gegenwart abzuwenden? Ist das Furchtbare nicht auch fruchtbar?
Wes Andersons hündische Dystopie „Isle of Dogs“ verbindet in einer comicartigen Zukunft die Problematik der ewigen Wiederkehr historischer Missstände mit einer kindisch-naiven Fiktion, der es bis jetzt aber als Einziger gelang, sich von der bloßen Warnfunktion einer zyklischen Vision der Menschheitsgeschichte zu lösen und ihr einen Hoffnungsschimmer hinzuzufügen – bei Anderson sind es stets die Naiven, die Unschuldigen, die am Ende triumphieren. Dies mag zwar banal und wenig plausibel wirken – im Endeffekt ist Wes Andersons Vision aber der Einfallslosigkeit der anderen bisherigen Beiträge vorzuziehen.