Der Traum vom Wohnen

Der Traum vom Wohnen
(Alain Rischard/editpress)

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Erschwinglichen Wohnraum in Luxemburg zu finden, bleibt weiterhin Wunschdenken. Das Gegenteil ist Realität: Im Schnitt mussten potenzielle Wohnungskäufer zum Ende letzten Jahres 5,6 Prozent mehr Geld auf den Tisch legen als noch vor einem Jahr. Allein die Preise, um ein bereits bestehendes Haus zu kaufen, legten um satte 7,2 Prozent zu.

Christian Muller cmuller@tageblatt.lu

Nur in den Jahren der Krise, 2008 und 2009, waren die realen Immobilienpreise (inflationsbereinigt) rückläufig. Seit 2010 legen sie jedoch wieder zu. Und die Steigerungsrate beschleunigt sich. Die starken Preissteigerungen 2014 sind somit vor allem auf den zweiten Teil des Jahres zurückzuführen. „Zum Ende des Jahres 2014 haben sich die Preissteigerungen für Wohnungen wieder beschleunigt“, teilten Statec und „Observatoire de l’habitat“ letzte Woche mit.

Und kaum jemand rechnet damit, dass sich die Preise für Wohnungen in absehbarer Zeit beruhigen oder gar zurückgehen werden. Die Trends zeigen in die andere Richtung: Der Luxemburger Wirtschaft geht es gut. Die Ratingagentur S&P bestätigte am Wochenende die Top-Bonitätsnote für das Land. Am Freitag erntete Luxemburg zudem viel Lob von der OECD für seine wirtschaftliche Lage. Die Organisation rechnet damit, dass das Großherzogtum weiterhin schneller wächst als der EU-Durchschnitt. Das Land sei ideal platziert, um von den niedrigen Zinsen, dem billigen Euro und dem günstigen Ölpreis zu profitieren. Und wenn es der Wirtschaft gut geht, wird auch die Nachfrage nach Wohnungen zulegen.

Zudem werden die Luxemburger Immobilienpreise von internationalen Entwicklungen in die Höhe getrieben. So sind erstens die Zinsen sehr niedrig – was Investoren raus aus Sparbüchern und rein in andere Anlageklassen (etwa Immobilien) treibt. Zweitens wollen auch die Milliarden aus der EZB-Geldschwemme irgendwo investiert werden.

Für Wohnungssuchende wird die Situation, bei Löhnen, die eher stagnieren als zulegen, also nicht einfacher.

Doch kann überhaupt etwas getan werden? Seit Jahren steht das Thema – zumindest theoretisch – auf der Liste der Prioritäten, doch nichts ist passiert. Einige der Hilfen, die es gab, wurden letztes Jahr abgeschafft. Das Argument, die Hilfen hätten die Preise nur weiter nach oben getrieben, ist wohl wahr – aber zumindest hatten sie einigen Menschen zu einer Wohnung verholfen.

Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Wie immer, wenn der Markt selbst keine zufriedenstellende Situation schafft, muss der Staat eingreifen. Alles ist – wie in der Wirtschaft so üblich – eine Frage von Angebot und Nachfrage.

Da die Regierung jedoch kaum Einfluss auf die Nachfrage hat, bleibt ihr eigentlich nur die Möglichkeit, es auf der Angebotsseite zu versuchen. Das hat sie – zumindest theoretisch – auch vor. Nur stellt sich jedoch die Frage, wie – und vor allem wie schnell – sie es schaffen wird, die neuen Wohnungen zu errichten. Die Zeit läuft – die Preise steigen weiter.

Dass keine Regierung – was auch immer sie behauptet – fallende Immobilienpreise will, versteht sich von selbst. Die große Mehrheit der Wähler sind Besitzer ihres Eigenheims.