Montag27. Oktober 2025

Demaart De Maart

Schotte auf Rekordjagd im Atlantik

Schotte auf Rekordjagd im Atlantik

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Schotte Nick Hancock trotzt seit Wochen allein auf einem öden Fels im Atlantik Regen, Sturm und Einsamkeit. 60 Tage sollten es werden. Der Rekordversuch ist bestens geplant - doch die Natur spielt nicht mit.

Ein paar Wochen auf einer einsamen Insel könnten eine feine Sache sein: Sand und Sonnenschein, Hängematte und Kokosmilch, vielleicht ein guter Roman. Nick Hancock verbringt diesen Sommer auf einer ganz anderen einsamen Insel. „Rockall ist eigentlich nur ein großer Fels, der aus dem Meer hinausschaut“, beschreibt der 39-jährige Schotte für den „Guardian“ sein derzeitiges Domizil im Nordatlantik, mehr als 400 Kilometer von der irischen Küste entfernt. „Vögel nutzen es als Rastplatz, aber sonst… nur Seegras und ein paar Flechten, keine Pflanzen, kein Erdboden. Nur ein nackter Fels.“

Was treibt einen Mann dazu, viele Tage und Nächte allein an einem dermaßen unwirtlichen Ort zu verbringen? Er will einen Rekord brechen. 1985 war ein Mann namens Tom McClean 40 Tage lang dort, 1997 schaffte eine Gruppe Greenpeace-Mitglieder 42 Tage. Außerdem will Hancock Geld für eine Veteranen-Hilfsorganisation sammeln. Seit Anfang Juni lebt er dort, an diesem Montag werden es 40 Tage.

Der erste Versuch scheiterte

Hancocks erster Versuch im Juni 2013 scheiterte an der rauen See, er konnte gar nicht anlegen. Ein Jahr später twitterte er am 5. Juni von Rockall: Schlafgehäuse und Vorratsfässer gesichert. «Jetzt ist Zeit fürs Abendessen, dann freue ich mich auf ein bisschen Schlaf!»

Um die Marken seiner Vorgänger zu knacken, hat Hancock eine gelbe Plastiktonne mit wasserdichten Fenstern bezogen, die mit Gurten auf dem Fels befestigt ist. Mit etwa 2,45 Metern Länge, 1,20 Metern Breite und einem Meter Höhe ist das Outdoor-Heim nicht gerade geräumig, der Abenteurer kann darin nicht einmal aufrecht sitzen. „Der Behälter ist nur ein Schutz für extremes Wetter und fürs Schlafen“, erklärte er vor Reisebeginn.

„Vor allem eine mentale Übung“

Der Plan klang gut: ausreichend Wasser, Lebensmittel und Medikamente, ein Windrad für die Energie, Kontakt zur Außenwelt über ein Satellitentelefon und sogar Skype. Hancock wollte Mundharmonika spielen und Italienisch lernen, er twitterte über Sonnenuntergänge, Seevögel und Wale. 60 Tage auf dem Fels waren das Ziel, es schien realistisch. „Es ist vor allem eine mentale Übung in Zeitmanagement geworden“, bloggt er nach 20 Tagen.

Doch dann kam der Sturm. Vor rund zwei Wochen peitschte der mit voller Wucht auf den abgelegenen Felsen, in seiner gelben Schlaftonne 15 Meter über dem Meeresspiegel traf den Schotten eine mächtige Welle. „Ich hatte noch nie solche Angst“, schrieb er ein paar Tage später, als er die 30-Tage-Marke feiern wollte. „Ich war mir sicher, hätte mich noch so eine Welle oder eine größere getroffen, wäre ich von Rockall gespült worden.“

Nicht nur die Nerven lagen blank, ein Teil der Nahrung und die Schwimmweste lösten sich und gingen verloren. Nick Hancock wird keine 60 Tage auf der Insel bleiben können. Inzwischen berichtet er von Rückenproblemen und einem nervösen Zucken unter dem Auge. Die Rekorde seiner Vorgänger will er unbedingt brechen. Dann will der Abenteurer sich so schnell wie das Wetter es zulässt abholen lassen, vermutlich noch in dieser Woche: „Ich bin nicht allzu enttäuscht, dass ich nicht noch ein paar Wochen länger hier bleibe.“