KlangweltenZwischen Aufbruch und Anklage

Klangwelten / Zwischen Aufbruch und Anklage
Habib Koité – Kharifa /

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Der malische Gitarrist und Sänger hat ein engagiertes, aber seltsam blutleeres Afrobeat-Album veröffentlicht.

Von unserem Korrespondenten Gil Max

Im Grunde hat Habib Koité alles richtig gemacht: Er hat einige sehr gute Texte geschrieben, in denen er sich auf poetische Weise einer Vielzahl sozialkritischer Themen annimmt. Dann hat er diese Texte in hübsche, eingängige Melodien gepackt und sie mit Hilfe einer Gruppe hervorragender afrikanischer Musiker, die alle möglichen traditionellen Instrumente beherrschen, arrangiert. Bei seiner französischen Plattenfirma Contre-Jour ist aus diesem Material Koités sechstes Album entstanden, das elf neue Tracks beinhaltet, die allesamt wunderbar klingen.

Dennoch weiß das neuste Werk „Kharifa“, was so viel bedeutet wie „Was man dir anvertraut“, musikalisch nicht restlos zu überzeugen. Zu selten vermögen die Musiker den „hypnotischen Klangteppich“ zu entfalten, für den ihre Liveauftritte berüchtigt sind. Er blitzt im Eröffnungstrack „Wara“ (der Löwe) auf, in „Forever“, dem einzigen in englischer Sprache vorgetragenen Lied, in dem sich der Musiker dafür bedankt, dass er seit 30 Jahren Menschen auf der ganzen Welt in seinen Konzerten zusammenbringen darf, sowie in „Djiguiya“ (Hoffnung), in dem die betörenden Bläser, Stimmen und Perkussionsinstrumente an die Afrobeat-Urväter Fela und Manu Dibango erinnern.

Dann gibt es noch den gelungenen Reggae „Yaffa“ (vergib mir), der angetrieben von Koités Akustikgitarre sanft vor sich hingroovt. Ansonsten bleibt nicht viel hängen und der weit nach vorne gemischte Begleitgesang der Background-Sängerinnen wirkt sogar mitunter störend. Es bleiben die Texte, die die generelle Ungerechtigkeit der universellen Umweltzerstörung thematisieren sowie den durch die Ausbeutung der Natur erlittenen Verlust der Lebensgrundlagen. Auch die hieraus resultierende Perspektivlosigkeit und Armut des afrikanischen Volkes werden besungen, aber nicht jammernd, sondern lebensbejahend, und das ist ansteckend.

Bewertung: 6/10

Anspieltipps: Forever, Djiguiya, Yaffa