Verloren im Labyrinth – ein Gewinn!

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LUXEMBURG - Es riecht nach Polyester, nach Farbe und nach Alkohol. Der Geruch ist stark, man könnte Kopfweh davon bekommen.

Aber nicht Martine Feipel und Jean Bechameil, sie arbeiten „mit all den chemischen Produkten, die wir so lieben“. Tag für Tag.

Biennale di Venezia
54. internationale
Kunstausstellung

Vom 4. Juni bis 27. November 2011

Informationen:
www.labiennale.org

Seit das Projekt von Martine Feipel und Jean Bechameil im Juli von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt wurde, in diesem Jahr als Luxemburger Beitrag zur Biennale nach Venedig zu reisen, arbeiten die beiden Künstler ununterbrochen an ihrer Installation. Sie haben sogar zwei Helfer: Yvan und Ida Hart, die ordentlich mit anpacken, um die Türen, Schubladen und Wände zu fabrizieren und die für einen Laien alle gleich aussehenden Pasten anzurühren. Viele der Einzelteile für die Installation sind bereits fertig, in irgendeinem Zwischenlager, bis sie dann, für die Vernissage Anfang Juni, nach Venedig verschickt werden.

„Unsere Installation soll zu Venedig und zu dem Ausstellungsort passen“, erklärt Martine Feipel. Der Zuschauer soll die Ca’del Duca, das Gebäude, in dem der Luxemburger Pavillon seit Jahren in Venedig beherbergt ist, neu entdecken. Denn während bei der letzen Biennale vor zwei Jahren noch Videos von Nadine Hilbert und Gast Bouchet die Wände des Untergeschosses des Hauses schmückten, verwandeln Martine Feipel und Jean Bechameil den Raum nun in eine Art Labyrinth.

Venedig: ein Labyrinth

„Venedig hat ja auch etwas von einem Labyrinth, mit seinen kleinen, verwunschenen Gassen, in denen man sich verlieren kann“, sagt Martine Feipel. Der Ort, den die beiden Künstler zur Verfügung haben, besteht aus sechs Räumen, die alle durch Durchgangstüren miteinander verbunden sind.

Der Zuschauer hat keine Wahl, er muss von einem Raum in den nächsten, um am Ende wieder hinauszukommen. „Die Installation spielt mit den Eigenheiten der Räume“, erklärt Jean Bechameil. „Wir waren dort, haben Abdrücke genommen und fabrizieren die Teile nun nach, verfremden sie aber etwas“. So kommt nach einer Tür noch eine Tür und noch eine Tür …

Wichtig ist den beiden Künstlern, dass der Besucher Teil des Kunstwerkes wird. Er soll dazu angeregt werden, in fremde Welten einzutauchen, geheimnisvoll und mysteriös sollen sie sein, zum Fantasieren anregen. Wie Venedig.

Alles ist in Bewegung, der Kronleuchter wippt an der Decke, die Türen knarren und die Schubladen quietschen. „Man kann sich darin verlieren und so vielleicht auf etwas stoßen, was sich hinter dem Raum verbirgt“, sagt Martine Feipel. Die von ihnen gestalteten Räume sollen die Voraussetzungen schaffen, dass die Besucher ihre eigenen Geschichten darin finden können.

Der distanzierte Blick des Kurators

Unterstützt werden die beiden Künstler, neben Yvan und Ida Hart, von ihrem Kurator, René Kockelkorn, der sich zwar aus der künstlerischen Arbeit vollkommen heraushält, aber beim Organisieren und beim Schreiben der Texte für den Katalog hilft. Außerdem ist den beiden Künstlern sein distanzierter Blick wichtig: „Nicht, dass wir uns selbst in diesem Labyrinth verlieren“, sagt Jean Bechameil und lacht. „René holt uns dann immer wieder raus, und das ist auch gut so.“ Für Jo Kox, Mitglied der Jury, war zum einen ausschlaggebend, warum gerade dieses Projekt von den acht eingereichten Kandidaturen ausgewählt wurde, dass es sich um ein wirkliches Künstlerprojekt handelt.

„Die Künstler haben Skizzen eingereicht, die von vorne bis hinten durchgearbeitet waren. Alleine grafisch war das Projekt überzeugend“, so Jo Kox. Zum anderen überzeugten die beiden die Jury, weil ihre Installation sich perfekt in Raum und Zeit von Venedig einbetten lässt. „Sie haben sich im Vorfeld mit dem Raum auseinandergesetzt und eine künstlerische Antwort darauf gefunden, die uns überzeugt hat“, sagt der administrative Direktor des „Casino – Forum d’art contemporain“.

Es bleibt noch viel zu tun bis dann Anfang Juni zur Vernissage geladen wird. Natürlich sind die beiden Künstler stolz darauf, ausgewählt worden zu sein, und ein bisschen hoffen sie auch darauf, dass Venedig ein Sprungbrett sein könnte. So wie für Gast Bouchet, der seine Videos nach Venedig auch in Warschau und Lüttich zeigte.

Die Biennale von Venedig ist eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen. Und in diesem Jahr ist „Le cercle fermé“ von Martine Feipel und Jean Bechameil Teil davon. Der geschlossene Kreis. Alles geht ineinander über, ein Ausbruch ist nicht möglich. Das Projekt klingt spannend. Die Installation ist sicher einen Besuch wert. Und Venedig sowieso.