KunsteckeSteichen und Majerus werden 2023 nicht allein im Fokus stehen

Kunstecke / Steichen und Majerus werden 2023 nicht allein im Fokus stehen
Der 23. März dieses Jahres ist der 50. Todestag des „Luxemburger-Amerikaners“ Edward Steichen Copyright: MNHA

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Haben wir vor einigen Tagen auf wichtige Jubiläen international bekannter Künstler hingewiesen, so gilt es nun noch auf bekannte Luxemburger Künstler hinzuweisen.

In Deutschland laufen derzeit mehrere Ausstellungen mit Werken von Michel Majerus, dies anlässlich seines 20. Todestages am 7. November 2022. Die Serie der Hommagen an diesen allzu jung verstorbenen Malers aus Esch/Alzette wird nach einem Symposium zur Einschätzung seines Werkes nun im April mit einer Schau im Mudam ergänzt. 2023 wird also auch, künstlerisch betrachtet, ein Majerus-Jahr in Luxemburg, auch wenn mit dem 50. Todestag des „Luxemburger-Amerikaners“ Edward Steichen am 25. März dieses Jahres dieser international bekannte Fotograf dem musealen Geschehen hierzulande wohl seinen Stempel aufdrücken wird.

Darf die derzeit im MNHA gezeigte Expo „Erwin Olaf & Hans Op De Beeck“ als Vorläufer der Erinnerungen an Edward Steichen im Großherzogtum gewertet werden, so dürfte die von diesen beiden Künstlern betreute Ausstellung „Edward Steichen (1879-1975) – The Artist’s View“ vom 7. März bis 4. Juni 2023 mit 20 Originalen des Meisters den Höhepunkt seiner Würdigung im nationalen Museum darstellen. Neben mehreren Rahmenveranstaltungen rundum Steichen sorgt außerdem „Edward Steichen – The Luxembourg Bequest“, das von Michel Polfer und Gilles Zeimet herausgegebene Buch, für eine fundamentale Auseinandersetzung mit dieser tiefgründigen Fotografie.

Fotos von Raymond Clement in der Tunnel-Galerie

Pablo Savage und Frank Wright
Pablo Savage und Frank Wright Copyright: Raymond Clement

Das Thema Fotografie wird die Luxemburger Kunstwelt in diesem Jahr nicht richtig loslassen. Haben die Verantwortlichen des Kulturministeriums und der Vereinigung „Lëtz’Arles“ den verstorbenen, aber über unsere Grenzen hinaus bekannten Fotografen Romain Urhausen ausgewählt, um das Land im Sommer 2022 bei den internationalen Fototagen in Arles zu vertreten, so hat die Luxemburger Sparkasse den hierzulande als ausgezeichneten Landschaftsfotografen und feinfühligen Porträtisten von Jazz-Musikern gut bekannten Raymond Clement, Jahrgang 1944 und Autor der in den 70er Jahren entstandenen Fotosammlung „Family of Jazz“, selektioniert, um die neue Ausstellungssaison der Galerie „Am Tunnel“ am 30. Januar zu eröffnen.

Es ist seine zweite Schau in dieser Galerie und die Besucher werden neben seiner Expo die Gelegenheit haben, sowohl seine aktuelle Lichtbildschau zu betrachten als auch den „Espace Steichen“ zu besuchen, den die „Spuerkeess“ seit vielen Jahren in ihrer Galerie unter Tage eingerichtet hat. Es dürfte eine interessante Ergänzung zu oben erwähnter, exklusiv aus den Sammlungen des Museums und der Stadt Luxemburg zusammengestellten Steichen-Expo im MNHA sein.

Einige 100-jährige Jubiläen in Luxemburg

Wichtige Jubiläen von Künstlern, die unsere heimische Kunstgeschichte geprägt haben, sind eher selten. Die Künstlervereinigung CAL hat 2013 eine Retrospektive mit den Gewinnern des „Prix Grand-Duc Adolphe“ von 1946 bis zu dem Zeitpunkt organisiert und dabei eine Chronik mit Künstlern sowie anderen aufschlussreichen Hinweisen auf die Luxemburger Kunstszene veröffentlicht.

Kunstkritiker Christian Mosar hat in seinem Beitrag unter dem Titel „Des oubliés?“ darauf hingewiesen, dass wichtige Künstler seit den 20er Jahren und auch in der Nachkriegszeit nie den Adolphe-Preis erhalten haben. Auch wenn er zu Recht auf jeden einzelnen Fall und die Umstände, die dazu geführt haben, dass diese Künstler ohne Adolphe-Preis geblieben sind, eingeht, so gilt doch wohl die allgemeine Feststellung, dass bei Rückblenden oft nur klangvolle Namen fokussiert werden, andere gute Künstler jedoch schon mal im „Verborgenen“ bleiben.

Bleiben wir bei der Suche nach 100-jährigen Jubiläen, also Künstlern, die 1923 geboren wurden. Wer erinnert sich noch an Emma Hoffeld, die am 11. Januar 1923 geboren wurde und Mitglied der Vereinigung „La Palette Diekirch“ war, die es heute noch gibt? Wer kennt den Namen Robert Weimerskirch, der am 8. März 1923 zur Welt kam, Mitglied des CAL war und den „Prix Jeune Peinture“ 1950 erhielt. Wer kennt Monique Elvinger, am 19.11.1923 geboren und Adrienne Juncker, die den Prix Benelux 1964 gewann und Mitglied des CAL war? Wer weiß, was Marcel Rasquin, am 13.11.1923 geboren, in seiner Künstlerlaufbahn geschafft hat? Bleibt auch Jacques Dollar, am 3. Dezember 1923 geboren, eher bis heute für seine interessanten Geschichtsbücher denn für seine Zeichnungen oder den Entwurf der 1965 für Differdingen geplanten Skulptur „Mémorial de l’Evasion“ und seine „Wandplastiken“ bekannt.

Um den Kreis zum Adolphe-Preis zu schließen, sei besonders auf Michel Breithoff hingewiesen, einen Maler, der 1970 gemeinsam mit dem letztes Jahr verstorbenen Maler Gust Graas den Adolphe-Preis erhalten hat. Breithoff ist am 12. Oktober 1996 in Luxemburg verstorben. Er hat Studien in Brüssel und Paris gemacht und war Restaurator im nationalen Kunstmuseum. Sein Werk ist in den Expressionismus einzuordnen. Der besagte Katalog über die Adolphe-Preis-Gewinner sagt über ihn: „Michel Breithoff usait d’une touche vigoureuse, d‘une palette pure et d’un tracé décidé. Souvent, il nimbait ses compositions d’une atmosphère mélancolique et silencieuse.“ Seine Werke sind in vielen Sammlungen, u.a. der Villa Vauban. Ob er in seinem Jubiläumsjahr gewürdigt wird, wissen wir nicht, interessant wäre es allemal.

So weit zu den uns bekannten Luxemburger Künstlern, die 2023 ihren runden Geburtstag von 100 Jahren gefeiert hätten. Andere Jubilare wären wohl auch zu nennen, doch haben wir uns bewusst auf den 100. Geburtstag beschränkt, wobei unsere Auswahl nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Sicher, 2023 wird zahlreiche interessante Ausstellungen von Luxemburger Künstlern im In- und Ausland hervorbringen. Unser aller Augenmerk darf jedoch nicht ausschließlich auf museale und von offizieller Seite geförderten Veranstaltungen gerichtet werden, andere Initiativen können durchaus spannend sein, wie unsere Erfahrung lehrt.