LuxemburgBilder, die mehr sagen als tausend Worte – Das Light Leaks Festival im Rückblick

Luxemburg / Bilder, die mehr sagen als tausend Worte – Das Light Leaks Festival im Rückblick
  Foto: Carole Theisen

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Am vergangenen Wochenende versammelten sich um die 2.000 Fotografie-Enthusiasten in den Hallen der Rotondes, um am jährlichen Light Leaks Festival teilzunehmen. Ein Schmelztiegel der Kreativität, der Künstler, Aussteller und Besucher vereinte, um die Grenzen der Fotografie zu erkunden und die Facetten dieser faszinierenden Kunstform zu feiern.

Unter den Aussteller*innen stach unter anderem Sana Murat hervor, die eine Reise zurück zu ihren Wurzeln präsentierte. „Mein Vater kommt aus Indien, und als Kind bin ich fast jedes Jahr dorthin gereist, um meine Familie wiederzusehen. Dann war ich 17 Jahre lang nicht mehr dort.“ Sie beschreibt, wie sie die Orte ihrer Kindheit als Erwachsene wiederentdeckte, jedoch anfangs zögerte, ihre Kamera zu zücken: „Ich habe mich am Anfang gar nicht getraut, in dem kleinen Dorf mit dem Fotoapparat herumzulaufen. Es ist keine große Stadt wie Bombay, das heißt, du fällst auf, wenn du dort mit einer Kamera herumläufst. Ich bin viel mit meinem Vater herumgelaufen und er hat mir viele Orte aus seiner Kindheit gezeigt, wie z.B. seine Schule, die auch ein Teil meiner Expo ist. Es war eine Entdeckungsreise.“

Die Komplexität der Street Photography

Sana Murat bringt die Komplexität der Street Photography auf den Punkt: „Was ich unter Street Photography verstehe? Das ist eine ganz interessante und komplizierte Frage, weil der Begriff sehr weit gefasst, aber gleichzeitig auch sehr restriktiv sein kann.“ Sie betont, dass sie sich selbst eigentlich nicht als Street-Fotografin beschreiben würde, sondern eher dokumentarische Fotos macht. Für sie geht es eher darum, die Dinge festzuhalten, die ihr ins Auge springen, sei es ein Gebäude, eine Atmosphäre oder eine Stimmung. „Ich arbeite hier im Bahnhofsviertel und gehe oft zu Fuß nach Hause, weil ich dann unterwegs mitbekomme, was so läuft.“

Der Unterschied zwischen Street Photography und Dokumentarfotografie ist, dass man bei Letzterer eine Beziehung zu den Menschen aufbaut, die man ablichtet: „Bei der Street Photography ist es schwierig, eine Beziehung aufzubauen, weil es wirklich nur um den Augenblick geht.“

In diesem Sinne lobt sie die Arbeit von Mitaussteller Gilles Kayser und betont die Besonderheit einer echten Verbindung zwischen Fotograf und Subjekt: „Die Serie von Gilles Kayser ist auch top, aber auch eher dokumentarisch. Ein solches Projekt kann man nicht in einem einzigen Nachmittag machen. Man muss eine Beziehung aufbauen zu den Menschen, und das sieht man auch, das reflektieren seine Fotos.“

Gilles Kayser zeigt in seiner Fotoserie eine andere, kritischere und empathischere Seite dieser Kunstform, indem er Menschen im Luxemburger Bahnhofsviertel abgelichtet hat, die oftmals in prekären Verhältnissen leben. Die Serie ist eine eindringliche Gegenüberstellung zwischen dem Alltag dieser Bewohner*innen und den Bemühungen der Save-the-Gare-Bewegung, die für ein sichereres und saubereres Viertel kämpft. „Ich kann verstehen, dass die Situation im Garer Quartier für viele Leute kompliziert ist. Und ich will das auch nicht abstreiten. Aber ich finde die Art und Weise, wie dagegen protestiert wird und wie das auch in den sozialen Medien kommuniziert wird, nicht gut.“ In diesem Sinne möchte er mit seinen Bildern eine menschlichere und empathischere Darstellung der Realität bieten und damit die Schicksale der Menschen sichtbar machen.

Authentische Eindrücke

Auch Eric Engel definiert Street Photography ähnlich wie seine Mitaussteller*innen: „Es soll ungezwungen sein und ein menschliches Element enthalten. Entweder eine Person oder auch zum Beispiel einfach einen umgefallenen Mülleimer, wo der Müll irgendwie ein interessantes Bild ergibt. Dabei denkt man indirekt auch an den Menschen oder die Folgen des Menschen.“

Seine eigene Fotoserie hat er an seinem Lieblingsort Madeira aufgenommen: „Jedes Mal, wenn ich dort bin, zieht es mich mehr und mehr in das lokale Leben hinein, das Leben der Menschen und weniger das Touristische.“ Ihn faszinierte besonders ein lokaler Markt, der sonntagmorgens in den Bergen stattfindet, fernab der üblichen Touristenrouten. „Die Atmosphäre dort war unglaublich authentisch. Die Leute waren entspannt und nahmen mich kaum wahr. In den ersten beiden Stunden war ich damit beschäftigt, das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen, bevor ich mich mit der Kamera unter sie mischte, um die Fotos aufzunehmen, die nun hier ausgestellt sind.“

Durch seine Fotografie findet Eric einen Ausdruck für seine Kunst und einen Gegenpol zu seinem Leben als Militärmusiker. Seit 16 Jahren ist er Teil eines Orchesters, wo er sich gezwungen sieht, eine extrovertierte Rolle einzunehmen, obwohl er von Natur aus eher introvertiert ist. „Ich bin dankbar dafür, dass meine Arbeit mich dazu zwingt, aus meiner Komfortzone herauszutreten. Dadurch habe ich festgestellt, wie viel ich als Mensch wachsen kann. Die Fotografie bietet mir jedoch die Möglichkeit, meine introvertierte Seite auszuleben. Es ist eine schöne Balance zwischen den beiden Welten“, erzählt Eric.

Workshops und Konferenzen

Das Festival bot jedoch mehr als „nur“ inspirierende Ausstellungen. Die Besucher hatten auch die Möglichkeit, an Workshops teilzunehmen und inspirierenden Vorträgen von renommierten Fotografen wie Bieke Depoorter zu lauschen. Die Vielfalt des Programms und das hohe Niveau der Präsentationen sorgten für begeisterte Rückmeldungen von Teilnehmern und Organisatoren gleichermaßen.

Dirk Mevis, einer der Organisator*innen, zeigte sich überwältigt von der Resonanz des Publikums und der Qualität der Veranstaltungen. Besonders die Konferenz mit Bieke Depoorter hob er hervor, betonte jedoch auch die Exzellenz der anderen Redner*innen und die lebendige Atmosphäre des gesamten Wochenendes: „Wir sind absolut zufrieden und freuen uns sehr, dass so viele Leute den Weg zu uns gefunden haben. Genauso freuen wir uns darüber, dass sich das Publikum mit Fragen an der Open Wall und in den Workshops eingebracht hat. Wir haben viel positives Feedback zu den Konferenzen, dem hohen Niveau der Präsentationen und der Vielfalt des Programms erhalten. Das freut uns sehr. Die Workshops sind insgesamt gut gelaufen und wir denken jetzt bereits darüber nach, wie wir uns in den kommenden Jahren weiterentwickeln können.“