Dienstag11. November 2025

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Mehr als eine Regiearbeit

Mehr als eine Regiearbeit
(AFP)

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2007 kam Sandrine Bonnaire ein erstes Mal nach Luxemburg. Damals stellte sie im Rahmen des DirActors-Festivals ihre erste Regiearbeit vor: „Elle s’appelle Sabine“.

Der Dokumentarfilm über ihre autistische Schwester hatte seine Uraufführung im selben Jahr in Cannes, in der „Quinzaine des réalisateurs“, erlebt. Auch in Luxemburg lief der Film bei seiner Erstaufführung vor fast ausverkauftem Haus und im Anschluss an die Vorstellung gab es eine recht angeregte Diskussion, für luxemburgische Verhältnisse sehr ungewöhnlich.

Zum Teil in Luxemburg gedreht

Ihre zweite Arbeit als Regisseurin läuft hier in Cannes im Rahmen der „Semaine de la critique“ und wurde zum Teil in Luxemburg gedreht, koproduziert von Iris Productions, die in den letzten Monaten aus der luxemburgischen Filmszene nicht mehr wegzudenken sind. Der Spielfilm „J’enrage de son absence“ erzählt die Geschichte von Jacques und Mado. Ihre Liebe scheiterte am unverarbeiteten Schmerz über den Unfalltod ihres vierjährigen Sohnes.

Jacques, gebürtiger Amerikaner, kehrte in seine Heimat zurück, während Mado in Frankreich blieb. Zehn Jahre nach den Ereignissen hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Stéphane ist jetzt der Mann an ihrer Seite und sie ist Mutter des sechsjährigen Paul. Persönliche Geschäfte bringen Jacques nach Frankreich zurück und er möchte nicht nur Mado wiedersehen, sondern auch ihren Sohn kennenlernen.

Einblick ins Privatleben

In ihrem ersten Film verarbeitete Bonnaire sehr persönliche Erlebnisse, immerhin ließ sie einen Einblick in ihr Privatleben zu. Auch im zweiten Film spielen persönliche Erlebnisse eine große Rolle. Immerhin waren William Hurt, Darsteller des Jacques, und Sandrine Bonnaire mehrere Jahre ein Paar und haben eine gemeinsame Tochter. Auch wenn die französische Regisseurin nicht selbst vor der Kamera steht, so merkt man doch den indirekten Einfluss.

„J’enrage de son absence“ ist ein behutsam erzählter Film um eine nie vollzogene Trauerarbeit, die nun nach langen Jahren alte, nicht wirklich verheilte Wunden aufreißt. Getragen wird der Film von zwei hervorragenden Darstellern, William Hurt und Alexandra Lamy, die beiden Figuren die notwendige Stärke geben. Die Story entwickelt sich recht gradlinig bis zum fatalen Moment, nach dem es, so scheint es, kein Zurück mehr gibt.

Mehr wollen wir hier zur Geschichte nicht verraten, um die Spannung nicht zu zerstören. Bei allen Vorstellungen des Films hier in Cannes im Rahmen der „Semaine de la critique“ war auch die Crew anwesend. Die Filmemacherin Sandrine Bonnaire sprach mit Begeisterung über ihre Arbeit, ihren Film, das Teamwork und zeigte sich sichtlich bewegt vor dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Auch wenn sie nicht wirklich viel zu erzählten hatte, so verstand doch jeder im Saal, dass dies mehr als nur eine Regiearbeit für die französische Regisseurin war. Es ist ein sehr persönlicher Film, für den sie sich intensiv engagierte, und genau diese Passion spürt auch das Publikum.