„La perle rare“

„La perle rare“
(Marc Lazzarini)

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Hazmat Modine trat mit der Combo aus New York am Dienstagabend in Düdelingen auf. Es war ein intimes Konzert im bestuhlten Saal "opderschmelz".

„Die nationale Kulturagenda strotzte die ganze Pfingstwoche über nur so von gähnender Leere“, schrieben wir am Samstag an dieser Stelle. Nun, kaum sind die Ferien vorbei, geht Luxemburg wieder ins andere Extrem über: das des kulturellen „Überangebots“. Aus diesem für sich selbst die „perle(s) rare(s)“ herauszufiltern, ist nicht immer einfach.

Hazmat Modine

Hazmat Modine spielte am Dienstag in folgender Besetzung: Wade Schuman, Mazz Swift, Pamela Fleming, Erik Della Penna, Joseph Daley, Tim Keiper, Steve Elson und Michael Gomez.

Internet:
www.hazmatmodine.com

Diese Woche mit Sicherheit in die engere Auswahl, „La perle rare“ gewesen zu sein, kommt Hazmat Modine. Die Combo aus New York trat am Dienstagabend in Düdelingen auf.
Es war ein intimes Konzert im bestuhlten Saal „opderschmelz“: Auf jeden der acht Musiker kamen etwas mehr als zehn Zuschauer. Das tat Stimmung und Atmosphäre aber keinen Abbruch, auch die Stühle nicht. Hazmat Modine ist durchaus tanzbar, manchmal sogar sehr, aber sich einfach zurücklehnen und die Darbietung der hochkarätigen Musiker genießen, hatte auch etwas.

Hochkarätig

Und hochkarätig sind sie, jeder einzelne. Angefangen beim Bandleader. Ob Wade Schuman wirklich der beste Mundharmonika-Spieler der Welt ist, darauf wollte sich auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung nicht festlegen und „schob“ einige Kritiker zwischen sich und diese Feststellung („Kritiker nannten Wade Schuman schon den besten Mundharmonika-Spieler der Welt. Was er aus dem kleinen, chromatischen Instrument herausholt, ist da eigentlich gar nicht drin“, so die FAZ). Auf jeden Fall ist er ein sehr, sehr guter.

Gitarre kann er auch, und seine Stimme ruft in Erinnerung, was man als „Basis“ des Modineschen Musikmix bezeichnen könnte: den Blues. Dazu kommen je nach Lust und Laune Reggae, Calypso, Tango, Klezmer usw. Im Schmelztiegel New York haben sich in dieser Band viele Musikrichtungen auf äußerst stimmige Art und Weise vereint.

Tuba-Variante

Die Band tritt teilweise mit wechselnder Besetzung auf. Zum Stamm gehört aber Joseph Daley, der die Tuba-Variante Sousafon spielt. Wer dieses beeindruckende Instrument nur mit tiefen und Basstönen assoziiert, der wurde am Dienstag eines Besseren belehrt: Daley lockte auch hohe Töne daraus hervor.
U.a. bei einem der zahlreichen Solos, die Hazmat Modine regelmäßig einstreute, damit jeder Musiker und v.a. jedes Instrument gebührend zur Geltung kam.

Aber auch im musikalischen „Duell“ mit der im Vergleich zierlichen Violine von Mazz Swift überzeugte der gebürtige New Yorker. Swift ihrerseits glänzte nicht nur mit ihrem Streichinstrument, sondern ebenfalls mit den Stimmbändern, während auch Tim Keiper mit wortwörtlichem Körpereinsatz gleich im ersten Song ein Highlight setzte: Er spielte sein erstes Schlagzeugsolo nicht mit den Drumsticks, sondern mit bloßen Händen.

Das regionale Kulturzentrum „opderschmelz“ verpasste derweil um einen einzigen Tag die Gelegenheit, zum Release-Konzert des neuen Werks „Extra-Deluxe-Supreme“ zu werden. Die CD wurde erst am Mittwoch fertig … Sie konnte aber vorbestellt werden. Nur eben leider nicht vor Ort mit Autogrammen versehen werden. Dazu musste man dann schon die älteren Tonträger „Bahamut“ (2007), „Cicada“ (2011) oder das 2014er Live-Album erstehen. Autogramme gab es darauf nach Belieben und ohne viel Wartezeit: auch ein Vorteil eines „kleinen“ Konzerts.
„La perle rare“ eben.