Kafka-Briefe werden nicht verkauft

Kafka-Briefe werden nicht verkauft
(dpa)

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Der Briefwechsel von Franz Kafka mit seiner Lieblingsschwester Ottilie ("Ottla") kommt nun doch nicht unter den Hammer.

Stattdessen erwerben das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Bodleian Library in Oxford die 111 Briefe und Postkarten gemeinsam. Eine entsprechende Einigung konnte am Montag noch vor der geplanten Versteigerung der Sammlung am 19. April erzielt werden. Schon von Ende Mai an sollen die Dokumente in einer Ausstellung in Marbach und später in Oxford zu sehen sein.

Mit der Gemeinschaftsaktion werde eines der wichtigsten Handschriftenkonvolute Kafkas (1883-1924) davor bewahrt, als Spekulationsobjekt in private Hand zu gelangen und später einzeln verkauft zu werden, erklärten die neuen Besitzer in Berlin. Die Erben Kafkas hatten die Sammlung für mindestens eine halbe Million Euro versteigern lassen wollen.

Kaufsumme geheim

Über die Höhe der jetzt vereinbarten Kaufsumme gab es keine Angaben. Die Kosten würden zu jeweils 50 Prozent von beiden Seiten getragen, hieß es. Die Handschriften sollen künftig im Literaturarchiv Marbach aufbewahrt werden und mit erleichterten Regeln nach Oxford ausgeliehen werden. Die Bodleian Library ist die Hauptbibliothek der dortigen Universität.

Prof. Ulrich Raulff, der Direktor des Marbacher Literaturarchivs, nannte die gemeinsame Erwerbung eine frohe Botschaft für die literarische Welt. „Sie setzt einen grandiosen Schlusspunkt hinter ein spannendes Kapitel in der immer bewegten und dramatischen Geschichte vom Nachleben des berühmtesten Schriftstellers des 20. Jahrhunderts.“

Wichtige Schriftstücke

Die Vereinbarung kam den Angaben zufolge unter Federführung der Kulturstiftung der Länder zustande. Diese trägt zusammen mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dem Land Baden-Württemberg und privaten Stiftern die Kosten. Zusätzlich zu dem Konvolut „Briefe an Ottla“ übergeben die Kafka-Erben auch 23 Briefe von Kafkas Mutter an die Kinder sowie ein Dutzend weitere literaturhistorisch wichtige Schriftstücke.

Die „Briefe an Ottla“ gelten deshalb als besonders wertvoll, weil der oft düster gestimmte Prager Autor in der Korrespondenz mit seiner Lieblingsschwester einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gibt. Kafka war 1924 mit 40 Jahren an den Folgen einer Lungentuberkulose gestorben. Zu seinen Hauptwerken gehören die Novellen „Der Prozess“, „Die Verwandlung“ und „Das Schloss“.