Indonesiens Selfie-Park kopiert ungeniert

Indonesiens Selfie-Park kopiert ungeniert

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

In Indonesien hat ein Freizeitpark für Selfie-Liebhaber eröffnet. Denen wird in der Provinz West-Java eine ganze Reihe von Hintergründen für die beliebten Selbstportraits geboten. Nur kopiert der Park dafür ungeniert die Ideen anderer. Zum Ärgernis vieler Indonesier.

Indonesier lieben ihre Selfies und soziale Medien: Twitter, Facebook und Instagram sind in dem südostasiatischen Land beliebt. Gab es im Jahr 2014 in Indonesien noch 52,4 Millionen aktive mobile Nutzer sozialer Medien, soll diese Zahl 2018 auf 96,1 Millionen steigen. Laut der Marketingplattform Smart Insights ist Indonesien eines der Länder, in denen soziale Medien den größten Zuwachs weltweit verbuchen können.

Um auf Facebook oder Instagram erfolgreich zu sein, braucht es aber gute Selfies und die Indonesier sind inzwischen „Meister der Selbstporträts“. Wer bei Google „Wisata Selfie“ eingibt, stößt auf zahlreiche indonesische Artikel, die Touristenattraktionen als „Selfie-Destinationen“ bewerben. Das heißt, sie beurteilen die Orte danach, wie hübsch sie auf Fotos anzuschauen sind und ob sie sich gut als Hintergrund für attraktive Selfies eignen.

Idee eines reichen Geschäftsmannes

Um genau dieses Bedürfnis zu befriedigen, gibt es nun sogar einen eigenen Freizeitpark in Indonesien: Die Rabbit Town in Bandung, der Hauptstadt der Provinz West-Java. Da diese in Indonesien als Zentrum für Kunst und Kultur gilt, hat sich der Eigentümer Henry Husada wohl gedacht, mit attraktiven Kunstwerken punkten zu können.

Husada ist der Geschäftsführer einer Hotelkette im Land. Das Grundstück, auf dem Rabbit Town entstanden ist, war laut lokaler Medien ursprünglich sein privates Anwesen. Den Park, der das Motto „The way to more happiness“ („Der Weg zu mehr Glück“) verfolgt, benannte er nach seinem Sternzeichen.

Kopien berühmter Kunstwerke

Doch einige der Installationen erinnern allzu sehr an bekannte zeitgenössische Kunstwerke aus anderen Ländern. So scheint Rabbit Town Chris Burdens Urban Lights aus dem Los Angeles County Museum of Art kopiert zu haben, die wie auch die Installation in Bandung aus etlichen Laternen bestehen.

Auch Yayoi Kusamas Obliteration Room ist nachgebildet worden, in dem Besucher aufgefordert werden, nach und nach einen rein weißen Raum mit Hilfe bunter, punktförmiger Aufkleber zu verwandeln. Andere Installationen erinnern an unterschiedliche Elemente aus den Eiscreme-Museen in den USA. Keines der Kunstwerke verweist dabei auf die Originalwerke oder erwähnt zumindest, woher die Ideen stammen.

„Schämt euch“

Letzteres führt in Indonesien derzeit zu zahlreichen konsternierten Kommentaren. „Die Hauptmotivation von ‚Rabbit Town‘ für ihre mutmaßliche Piraterie scheint ganz einfach zu sein, eine Instagram-Destination sein zu wollen, anstatt die Ehrfurcht und ein Nachdenken der Besucher zu zeitgenössischen Kunstwerken zu wecken“, schrieb Laila Achmad in der lokalen Zeitung „Jakarta Post“. Der Park würde keinerlei Erlebnisse anbieten, sondern nur riesige Foto-Hintergründe.

Sunaryo, ein indonesischer Künstler und Galerist in Bandung, sagte dem „Guardian“, dass die neue Attraktion „peinlich“ für sein Land sei. Bandung sei als kreative Stadt bekannt, aber dann mache jemand so etwas. Auch die Instagram-Seite des Parks ist voller Kommentare verärgerter Indonesier. „Schämt euch“, schrieb ein Instagram-Nutzer neben ein Foto, das eine Gruppe junger Indonesierinnen vor der Laternen-Installation zeigt.

„Das vermeintliche Plagiat durch ‚Rabbit Town‘ kann entstanden sein, weil Henry einfach unwissend ist, aber es könnte auch daran liegen, dass er realisiert, wie lukrativ das Ganze ist und wie man Selfies und Narzissmus in Geld umsetzen kann“, schrieb Laila Achmad.