Glück gehabt

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Es kann ganz schön anstrengend sein, Teil einer Zirkustruppe zu sein. Vor allem, wenn die Artisten gar nicht kommen und den unbedarften Techniker mit einem erwartungsfrohen Publikum alleine lassen. Heike Bucher

So ergeht es Thomas. Da steht er, der Arme, entschuldigt sich ungeschickt bei den Wartenden und fragt, ob sie denn vielleicht auch einen Tag später Zeit hätten, um das Spektakel „SoliloqueS“ anzuschauen. „Da müssten meine Kollegen wirklich da sein“, sagt er. Die meisten haben aber keine Zeit. Und natürlich auch keine Lust, wiederzukommen, wenn sie denn heute schon einmal da sind.
Das sieht Thomas ein. Zum Glück hat er sich ein paar Tricks abgeguckt bei seinen Kollegen, so kann er wenigstens einige der Nummern vorführen. Vielleicht ist er dabei nicht so perfekt wie Mélissa, Géraldine, Luiz und Franck, aber immerhin ist er im Gegensatz zu denen anwesend, das ist doch wenigstens was.

Ganzes Durcheinander nur gespielt

Also legt Thomas los, steigt aufs Drahtseil, tanzt, turnt oder zieht sich am Tuch hoch. Ziemlich athletisch sieht das aus und gar nicht so improvisiert, wie Thomas dem Publikum weismachen wollte. Da atmen auch die Kinder durch, weil sie merken, dass die Show doch stattfindet und das ganze Durcheinander vorher nur ziemlich glaubhaft gespielt war. Denn der eigentliche Artist ist Thomas selbst und das einzige, das ihm wirklich bei seiner Ein-Mann-Show fehlt, ist etwas stimmungsvolle Musik vom Klavier.
Glück gehabt. Im Publikum sitzt die elfjährige Ella, die seit ein paar Jahren Klavier spielt und sich traut, ganz spontan ihr erstes öffentliches Konzert zu geben: „Für Elise“ fällt ihr auf Anhieb ein. Thomas ist zufrieden, er gibt noch ein paar Anweisungen und sein Programm läuft.
Thomas Bodinier aus Toulouse ist ein geborener Alleinunterhalter und einer, der die ganze schöne Kunst von Tanz bis Akrobatik zwar gut beherrscht, aber nicht allzu ernst nimmt. Da kann sich Ballett schon mal mit Hip-Hop und Capoeira mit Modern Dance vermischen. Zwischendurch werden ein paar Anekdoten erzählt oder minutenlang aus den Stapeln von Büchern vorgelesen, auf denen er dann als eins der Highlights einen Handstand macht.
Ein unterhaltsamer und lustiger Abend mit einem sympathischen Entertainer.