Es lebe hoch, hoch, hoch!

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Théâtre du Centaure feiert Geburtstag: Seit mittlerweile 35 Jahren, seit 1973, als der luxemburgische Schauspieler, Regisseur und Intendant Philippe Noesen das Theater gründete, wird „Am Dierfgen“ in der hauptstädtischen Grand-rue Theater gespielt. Zeit für die Verantwortlichen, in Erinnerungen zu schwelgen, Zukunftsvisionen zu entwerfen und anzustoßen. Denn Grund zu feiern gab es nicht nur einen./Janina...

Mit dem Satz „Krisenzeiten sind blühende Zeiten für die Kultur“ begann die Europaparlamentarierin und Präsidentin des Aufsichtsrates des Theaters, Erna Hennicot-Schoepges, ihre Geburtstagsrede: Schließlich seien das Lachen und der Humor die beste Medizin, um der Krise zu trotzen. Doch nicht nur das: „Wir alle können von Schauspielern und Regisseuren lernen.“ Denn sie lebten uns mit jedem neuen Stück, das sie auf die Bühne bringen, vor, wie es ist, von null anzufangen.

 THÉÂTRE DU CENTAURE

o Wo? „Am Dierfgen“
4, Grand-rue, Luxembourg

o Nächste Vorstellung: „Angels in America“ von Tony Kushner in einer
Inszenierung von Myriam Muller und Jules Werner in Koproduktion mit dem Grand Théâtre

o Wo? Im Grand Théâtre,
1 rond-point Schuman
L-2525 Luxembourg

o Wann? Samstag, 18. April um 18.30; Sonntag, 19. April um 16.00; Freitag, 24. April um 18.30; Samstag, 25. April um 18.30; Sonntag, 26. April um 16 Uhr

o Reservierung? http://www.theatres.lu

In demütiger Haltung dem rohen Text gegenüber schafften Schauspieler und Regisseure jedes Mal gemeinsam eine neue Welt. So auch Jules Werner und Myriam Muller, die mit „Angels in America“ nicht nur die Geburtstagskreation, sondern auch ihre erste Inszenierung überhaupt auf die Bühne bringen. Die beiden „Kinder“ des Théâtre du Centaure sind als Schauspieler seit vielen Jahren auf den Bühnen Luxemburgs zu sehen und haben nun für das zweiteilige, mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Stück von Tony Kushner die Seiten gewechselt.

Myriam Muller undJules Werner

Die Stückwahl spricht für den Ehrgeiz und die Geduld der jungen Regisseure: Eine Länge von zweimal zwei Stunden, neun Schauspieler in 30 Rollen und drei ineinander verschlungene Handlungsstränge machen aus dem Stück eine wahre Mammutproduktion. „Auch wenn das Stück vier Stunden dauert, wird es nicht langweilig werden“, verspricht Myriam Muller. „Ich hoffe nur, dass sich das Publikum nicht von der Länge abschrecken lässt.“
Für Muller jedenfalls ist die Arbeit als Regisseurin eine wahre Offenbarung: „Es ist wunderbar – ich sage den Schauspielern, was sie machen sollen und sie tun es“, beschreibt sie ihre Erfahrungen als Regisseurin. „Das Puzzle fügt sich zusammen. Die Schauspieler sind wunderbar.“
Während Muller sich ganz auf die Regiearbeit konzentrieren kann, wird Jules Werner auch auf der Bühne zu sehen sein. Er spielt u.a. den an Aids erkrankten Prior Walter, eine der Hauptpersonen des Stückes, das nicht nur die Krankheit Aids zum Thema hat, sondern mit Fanatismus und Diskriminierung jeglicher Art abrechnet.
Für die künstlerische Leiterin des Theaters, Marja-Leena Junker, die selbst einige Rollen in „Angels in America“ übernommen hat, ist diese Produktion ein Zeichen langjähriger, fruchtbarer Arbeit, sieht sie doch ihr Theater als „Baumschule für junge Talente“, in der auch Myriam Muller und Jules Werner selbst angefangen haben, Theater zu spielen.
Doch nicht nur diese insgesamt 158. Eigenproduktion des Theaters gab Junker bei der gestrigen Pressekonferenz Grund zur Freude. Denn zum 35. Geburtstag des Theaters machte Hauseigentümerin Marianne Wehenkel, die in den siebziger Jahren gemeinsam mit ihrem 1992 verstorbenen Vater, dem LSAP-Politiker Antoine Wehenkel, das gesamte Haus „Am Dierfgen“ restauriert hatte, dem Theater ein großzügiges Geschenk: Der pittoreske Gewölbekeller, der für ihren privaten Weinkeller eh viel zu groß sei, solle von nun an Eigentum des Theaters werden.
Daraufhin benannte Marja-Leena Junker den Theatersaal von „Am Dierfgen“ in „Salle Marianne et Antoine Wehenkel“ um und versprach auch für die Zukunft weitere spannende Theaterabende. Bleibt zu hoffen, dass ihr Wunsch, Koproduktionen weiter ausbauen zu können und auch in den nächsten Jahren mit Eigenproduktionen beim Festival d’Avignon dabei zu sein, in Erfüllung geht.