Ein Frühling, der Blüten hinterlassen soll

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„Literatur, Poesie kann im Elfenbeinturm nicht überleben. Sie muss jedem zugänglich sein und zugänglich gemacht werden, denn die kulturelle Entfaltung trägt unsere Gesellschaft“, so beschreibt Alexandra Fixmer, Französischlehrerin im Lycée de garçons Luxembourg und Mitglied des Comité des Printemps des Poètes Luxembourg, die zweite Ausgabe des „Printemps des Poètes“, die dieses Jahr erstmals den Weg...

Ein Frühling, der Dichtung gewidmet, ein Frühling, der Blüten hinterlassen soll, und das auch bei den Schülern des LGL. International anerkannte Dichter sollen vorlesen und zuhören, die Schüler sollen selbst zum Stift greifen und die Poesie entdecken, Fragen stellen und lernen. Ein Dialog auf poetischer Basis soll entstehen.
Um dieses Vorhaben nicht bloß mit dichterischen Wörtern zu beschwören, sondern auch wirklich umzusetzen, um die Schüler zu motivieren, wurde von Alexandra Fixmer in der Folge ein Schreibatelier angeboten, in dem die Schüler drei Tage lang die grenzenlosen Weiten der sprachlichen Vielfalt ergründen und sich auf die Begegnung mit den Dichtern, die am 24. April stattfand, vorbereiten konnten.
Das Gemurmel der rund 100 Schüler im Festsaal des LGL verstummte, als die Dichter auf die Bühne traten. Nach einer kurzen Einleitung von Alexandra Fixmer machte Seyhmus Dagtekin den Anfang. Genau sieben Minuten lang durfte er quer durch sein Werk lesen. Dagtekin hat einen etwas längeren Weg hinter sich. Er lebt in Paris und dichtet auch in französischer Sprache, ist aber türkischer Kurde. Auf die Frage, warum er sich zu dieser Lesung bereit erklärt habe, meint er, es mache ihm einfach Spaß, seine Gedichte einem größeren und vor allem jungen Publikum zu präsentieren, sie laut vorzulesen und ihnen Leben einzuhauchen.

Poetische Versuche

Anschließend wurde der Autor von einigen Schülern abgelöst, die hier erstmals ihre eigenen poetischen Versuche vortrugen, die vom Publikum mit viel Anerkennung aufgenommen wurden. Michael Speier und der luxemburgische Autor Lambert Schlechter folgten und vermittelten den Schülern gleich eindrucksvoll die Schönheit und Vielfalt der Dichtung.
Der Berliner Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Speier erklärt seine Gedichte folgendermaßen: „Ich reise viel und versuche die Eindrücke dessen, was ich auf diesen Reisen erlebe oder empfinde, in Gedichten auszudrücken.“
Auch Lambert Schlechter fügt in seinen Gedichten Empfindung und Moment eng zusammen. Bei seinem Gedicht „Ode à l’eau“ geht er unter anderem auf den Moment des Fließens, des Sprudelns, des Rieselns des Wassers so vielfältig und klangvoll ein, dass mancher im Publikum dem Wasser wohl von nun an anders lauschen wird, vielleicht andächtiger.
Das Spiel mit den Wörtern, die leicht und frei in einem Text zusammengeworfen werden, fasziniert. Nicht nur auf sprachlicher Ebene unterschieden sich die drei Dichter voneinander, auch die breit gefächerte Themenpalette sowie die unterschiedlichen Schreibweisen hinterließen positive Eindrücke bei den Schülern.
Nach der einstündigen Lesung hatten die Schüler die Möglichkeit, mit den Poeten selbst zu sprechen. Für jede Klasse war ein Autor benannt. Der Beruf des Schriftstellers, die Poesie, die Literatur in der heutigen Zeit, das aktuelle Weltgeschehen waren nur einige Themen, die mit den Schülern zusammen diskutiert wurden. Projekte wie der „Printemps des Poètes“ zeigen, dass es durchaus möglich ist, Poesie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und dass auch in der Schule das Künstlerische gefördert werden kann.
„Alles, was ihr in der Schule über Vernunft und Logik gelernt habt, lasst ihr hinter euch, wenn ihr ein Gedicht schreibt. Befreit euch davon“, rät Alexandra Fixmer den Schülern im Schreibatelier, und die Begeisterung der Schüler war dementsprechend groß.

Die beiden Autoren sind Schüler des LGL.