Die „Grande Dame“ des Folk

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Manchmal im Leben fällt man über eine Perle. Man bestaunt sie mit funkelnden Augen, man pflegt und hebt sie sorgsam auf. Laura Gibson ist solch eine Rarität, die mir am 17. November des Jahres 2007 in die Hände fiel.

An diesem verschneiten, doch ganz besonderen Tag reiste sie einzig und allein mit einer Akustikgitarre nach Differdingen an. Nein, Laura Gibson ist keine Straßenmusikerin, keine, wie wir sie spätabends in den dunklen Straßen von Paris oder Dublin begegnen. Laura Gibson ist vielmehr ein funkelnder Stern, eine Musikerin, die man eigentlich nur lieben kann, wenn man mit ihr gemeinsam beim Italiener sitzt, guten Rotwein trinkt und sie aus Zeiten erzählt, als sie noch Spitzensportlerin war.

Laura Gibson La Grande
City Slang 2012
lauragibsonmusic.com

Wir hätten endlos weiterreden können, beispielsweise über die Stadt Portland, die sie liebevoll die Quelle ihrer Inspiration nennt. Doch sie wollte sie uns in intimer und introspektiver Atmosphäre noch spielen, ihre elf wundersamen Songperlen ihres Albums „If You Come to Greet Me“. Irgendwann hatte sie sie alle gespielt. Die wenigen Besucher blieben sprachlos und mit Tränen im Gesicht zurück.

Verletzliche Stimme

Denn der Abschied von diesem lieblichen Geschöpf fiel schwer. Doch man versprach, in Kontakt zu bleiben. Schließlich gibt es nichts Schöneres, als Freunde und Gleichgesinnte auf der ganzen Welt zu haben, mit denen man die Freude und bedingungslose Liebe zur Musik bis tief in die Nacht hinein teilen kann; Menschen, die einen nie loslassen, einen immer wieder mit musikalischen Häppchen verwöhnen und uns unentwegt Einblicke in ihr Seelen- und Künstlerleben gewähren.

Und so erfreut es uns mit großer Freude, diese einzigartige Musikerin mit einem großen Feature im Rolling Stone Magazine zu erblicken. Ihre neue Platte „La Grande“ wurde auf Anhieb auf den Sockel der „Platte des Monats“ gehoben, und das obwohl das Album erst ab dem 13. Januar im Handel erhältlich ist. Weitere Fachmagazine ziehen nach, laden zum Interview und geben ihre Bewertungen ab. Und alle scheinen, wie wir vor vier Jahren, wie verzaubert zu sein von einer Frau, die mit ihrer leicht kratzigen, dennoch ungemein einfühlsamen Stimme ihre Zuhörer in die magische Welt des sanften Folk entführt.

Auf „La Grande“ (City Slang 2012) beweist Laura Gibson wieder einmal, dass sie zu den ganz Großen gezählt werden darf. Da bedarf es keines Bekanntheitsgrades, sondern lediglich des Talents, sprich der besonderen Gabe, die Menschen in ihrem tiefsten Inneren zu berühren. Vermutlich ist sie die „Grande Dame“ des US-amerikanischen Folk und gerade aus diesem Grund versteht es sich von selbst, dass wir ihre Platte – wie zeitlose Trophäen – zu jenen von Ane Brun, Feist und Cat Power ordnen.