Das goldene Zeitalter des Indie-Rocks

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Anfang des neuen Jahrtausends. Indie-Rock ist in aller Munde. Aufregende Bands sprießen wie (meist genießbare) Pilze aus dem Boden. Man redet von den sogenannten „The-Bands“ – The Strokes, The Libertines, The White Stripes, The Hives u.v.m. Daneben gibt es eine Reihe Bands, deren Name zwar nicht mit „The“ anfängt, die aber genauso messerscharfen, verspielten Indie-Rock mit knackigen Gitarrenriffs bieten – man denke an Maximo Park, Bloc Party, Interpol, die Kaiser Chiefs – und natürlich an Franz Ferdinand. Die Ende 2003 erste Aufmerksamkeit bekamen.

Damals ging ich zum Plattenhändler meines Vertrauens, der mir immer einen ganzen Stapel Neuerscheinungen zurechtlegte. Je nach Zustand meines Kontos (der bis zum heutigen Tag unter meiner Musikleidenschaft leidet) und verfügbarem Zeitfenster kaufe ich blind oder höre aufmerksam rein. Bei Franz Ferdinand war ich zunächst skeptisch. Franz Ferdinand – Kronprinz, Attentat, Gavrilo Princip. Cleverer Bandname, aber wie mag wohl eine Band klingen, die sich nach dem Auslöser des Ersten Weltkriegs benennt? Nun, überaus clever, sowohl melodieverliebt als auch rhythmisch sehr tanzbar, kann man durchaus mit Bloc Party und Interpol in das Indie-Rock-Pantheon des Jahres aufnehmen.

Indie-Rock und Elektro

Frage: War Indie-Rock vor zwölf Jahren wirklich aufregender, spannender und vielfältiger, war 2003 bis 2005 eine goldene Ära des Indie-Rocks? Oder ist es die Nostalgie, die uns diese Musik jetzt irgendwie in einem anderen Licht erscheinen lässt?

Fakt: Indie-Rock ist seit 2005 von den Gitarren abgewichen, hat die (wohl notwendige) Erneuerung in Synthies und Elektro gefunden. Man höre sich z.B. das erste Interpol-Album an. Kaum Synthies. Man gehe nun über zum (exzellenten) dritten Album, „Our Love to Admire“: mehr Synthies. Später kam dann der ganze Elektro-Hype, Metronomy, M83, Hot Chip brachten die Beats und die Synthies ins Indie-Lager, man könnte Radiohead und „Kid A“ als Auslöser dieses Trends sehen.

Schon damals aber stellte sich natürlich die Frage, wie viele der unzähligen Bands es in einer Dekade noch geben wird. Viel wichtiger noch war die Frage, wie viele dieser Bands in einem Jahrzehnt noch relevante Musik schreiben würden. Nun, die Antwort auf die erste Frage lautet: erstaunlich viele. Es ist jedoch die zweite Frage, die problematischer wirkt, da viele der oben erwähnten Bands mittlerweile entweder im Mittelmaß dümpeln, eine oft misslungene musikalische Umwandlung vollzogen haben oder halt immer noch Indie-Rock spielen, als würden wir das Jahr 2005 schreiben – nur fehlen mittlerweile die Inspiration, die Jugend, die hedonistische Gleichgültigkeit, die Unbeschwertheit.

Nostalgie und Zukunftsperspektiven?

So geschehen leider auch bei Franz Ferdinand. Die drei Alben nach dem Debüt waren allesamt ordentlich, konnten einerseits aber nicht an das ausgezeichnete Debüt anknüpfen, entfernten sich andererseits aber auch nicht genügend vom Klang des Erstlings.

Auf der Bühne übersetzt sich dies dann in ein sehr wirksames, aber etwas monotones Set, im Laufe dessen immer wieder auffällt, wie sehr Franz Ferdinand auch heute noch auf Nummer sicher gehen – und wie grandios die erste Platte war, deren Songs nun etwas einsam inmitten der meist weniger guten Nummern der Folgealben erscheinen.

So scheint die Band mitunter von der sehr präzisen Rhythmusgruppe (Bass, Schlagzeug, aber auch die scharfen Gitarren, die sich ins rhythmische Gerüst einflechten) gefangen zu sein. Dieser stoische Käfig, das stellt man im Laufe einer Setlist fest, der das Gesamtwerk einzufangen versucht und den Schwerpunkt auf Hits und Tanzbarkeit legt, ist sowohl teuflisch effizient als auch monoton und einengend.

 

Den vollständigen Bericht finden Sie in der Donnerstagausgabe (7.9.2017) des Tageblatt.

Not Jeff Schinker
8. September 2017 - 12.56

Wen intressieren unnötige Randnotizen wie dass, Herr Schinker früher Musik in einem Plattenladen kaufte, oder dass er Musik mit seinem eigenen Geld bezahlt??? Glaubt der gute Mann dass er der Einzige ist, der SO alternativ ist/war?? Wie immer nur langweilige Anekdoten die keinen intressieren! Dass Indie längst wieder tot ist, steht leider nirgends im Artikel!