HandballWenn aus Brüdern Gegner auf dem Spielfeld werden: Yann und Franky Hippert im Doppelinterview

Handball / Wenn aus Brüdern Gegner auf dem Spielfeld werden: Yann und Franky Hippert im Doppelinterview
Franky Hippert (l.) und Yann Hippert (r.) sind seit dieser Saison in der AXA League Gegner Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Das Duell zwischen dem HB Esch und dem HB Düdelingen am Wochenende war auch das Duell der beiden Hippert-Brüder. Nachdem sie zuvor jahrelang gemeinsam in einer Mannschaft gespielt hatten, sind Franky (HBD) und Yann (Esch) seit dieser Saison in der AXA League Gegner. Im Doppel-Interview mit dem Tageblatt spricht das Duo über die neue Situation.

Tageblatt: Franky, Sie tragen die Nummer 9 auf Ihrem Trikot, Yann, Sie die 99. Was hat es mit der Neun auf sich?

Franky Hippert: Da muss ich wohl den Anfang machen. Ich bekam meine Nummer, als ich mit sieben Jahren mit dem Handball angefangen habe. Damals bekam jedes Kind in der Mannschaft einen Jogginganzug. Wir sollten uns den nehmen, der uns passt. Gleich der erste, den ich anprobierte, hatte die Neun und passte. Die Nummer habe ich danach immer behalten. Nur in meiner ersten Saison bei der ersten Mannschaft war sie schon vergeben. Da trug ich die 18, also das Doppelte von neun (lacht). 

Yann Hippert: Ich wollte auch immer die Neun. Die war, als wir dann zusammen in eine Mannschaft kamen, aber nicht mehr frei. Die 99 war es. Das ist zudem mein Geburtsjahr. Seitdem trage ich zwei Neunen auf meinem Trikot.

Sie spielen auf der gleichen Position. Zufall?

Y.H.: Das hat sich in der Jugend irgendwie entwickelt. Mein Bruder hat immer Mitte gespielt – es ist deswegen auch eine Position, auf der ich immer spielen wollte. Wenn der große Bruder etwas vormacht, dann will man das selbst auch. Es ist ein bisschen wie mit der Trikotnummer. Deswegen würde ich sagen, dass es eine Mischung aus Zufall und Wille ist, die dazu geführt hat, dass wir auf der gleichen Position spielen.

F.H.: Dazu kommt auch noch, dass wir körperlich gute Voraussetzungen haben, um als Mitte zu spielen. Yann ist noch ein bisschen athletischer als ich. Deswegen kann er zusätzlich noch auf außen spielen. Für halblinks oder den Kreis sind wir aber beispielsweise nicht gemacht.

Welche Eigenschaft Ihres Bruders hätten Sie selbst gerne?

F.H.: Ganz klar seine Spritzigkeit. Durch seine Athletik ist er viel schneller im Eins-gegen-eins. Ich kompensiere das mit meinem Körper, weil ich ein bisschen mehr Masse habe als er.

Y.H.: Definitiv der Blick fürs Spiel im Angriff. Auch seine Standwürfe und Hüftschüsse, die extrem fest sind und der volle Einsatz in der Verteidigung. Da bin ich auch ganz ok, aber er ist noch ein Stückchen besser.

Yann Hippert spielte jahrelang für den HBD, schloss sich aber zur Saison 2022/23 dem HB Esch an
Yann Hippert spielte jahrelang für den HBD, schloss sich aber zur Saison 2022/23 dem HB Esch an Foto: Editpress/Jeff Lahr

Sie sind seit dieser Saison in der AXA League Gegner. War dies davor schon mal der Fall?

Y.H.: Nein, das gab es davor noch nicht. Zuvor haben wir zusammen beim HBD gespielt. Diese Saison ist die erste, in der wir gegeneinander antreten.

Yann, warum haben Sie sich im Sommer für den Wechsel vom HBD zum HB Esch entschieden?

Y.H.: Ich wollte mehr Spielpraxis im Angriff bekommen. Ich habe mich deswegen ein bisschen umgeschaut und bin mit Esch ins Gespräch gekommen. Sie waren interessiert und ich habe mich dann für den Wechsel entschieden und ich muss sagen, dass ich damit sehr zufrieden bin.

Franky, wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass Ihr Bruder zum Düdelinger Erzrivalen Esch wechseln würde?

F.H.: Es war nicht so, dass ich von dem Wechsel überrascht wurde. Ich durfte schon ein bisschen mitreden, wenn man das so sagen kann (lacht). Natürlich ist es traurig für mich, dass mein Bruder nicht mehr in unserem Team ist. Aber ich will nur das Beste für ihn und unterstütze ihn. Für seine Entwicklung war der Wechsel sehr gut. Mittlerweile spielt er praktisch mehr als ich (lacht) und er spielt auf der Mitte, was er immer wollte. Deswegen war der Wechsel in meinen Augen die richtige Entscheidung.

Sie haben nun in der laufenden Saison bereits dreimal gegeneinander gespielt. Wie fühlt es sich an, auf dem Platz Gegner zu sein?

F.H.: Wir beide kommen mit der Situation gut zurecht. Wir lachen auch während eines Spiels zusammen und sind nie böswillig. Ich ermutige ihn, wenn es nicht läuft und freue mich, wenn er ein gutes Spiel macht. Umgekehrt gilt das natürlich auch. Wir fordern uns aber auch gegenseitig immer ein bisschen heraus, weil wir auch auf der gleichen Position angreifen. 

Y.H.: Am komischsten ist es wirklich, wenn wir auf dem Platz direkt aufeinandertreffen – im Eins-gegen-eins. Aber es ist, wie mein Bruder sagt. Wir unterstützen uns gegenseitig und freuen uns, wenn der andere eine gute Aktion hat. Wir stehen uns ja nicht einzeln gegenüber, sondern sind Teil einer Mannschaft. Da kann man sich dann auch schon mal für den anderen freuen.

F.H.: Ich würde sagen, dass die Situation für unsere Mutter am schwersten ist (lacht).

Franky Hippert (HBD) liegt im Brüderduell mit 0:3 zurück
Franky Hippert (HBD) liegt im Brüderduell mit 0:3 zurück Foto: Editpress/Jeff Lahr

Weil Sie nicht weiß, welche Mannschaft sie anfeuern soll?

Y.H.: Sie drückt natürlich uns beiden die Daumen.

F.H.: Sie sitzt im Düdelinger Block, applaudiert dann aber auch, wenn Yann als Escher ein Tor schießt. Das ist ein bisschen komisch. Sie befürchtet manchmal auch, dass wenn wir in der Verteidigung aufeinandertreffen und auch mal zupacken, wir uns gegenseitig wehtun könnten. Das würden wir aber nie tun.

Ist das Thema Handball eigentlich auch bei Ihnen privat allgegenwärtig?

F.H.: Ja klar. Wir reden sehr viel darüber. Ich bin auch heute (am Samstag) zusammen mit meinem Bruder zum Spiel gefahren. Wir haben davor ein bisschen über das Match und das Training innerhalb der Woche gesprochen. Sonst gehen wir auch unter der Woche mal nach dem Training zusammen etwas trinken. Auch bei meinen Eltern am Esstisch sprechen wir viel über Handball.

Y.H.: Wir versuchen, nicht nur darüber zu reden. Aber das ist nicht immer so einfach (lacht).