Neue UnterkunftWasserbillig nimmt 63 Asylsuchende auf

Neue Unterkunft / Wasserbillig nimmt 63 Asylsuchende auf
Jede Wohnung verfügt über eine Küche, Badezimmer, fünf bis sieben Schlafzimmer und einen gemeinsamen Garten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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In Wasserbillig wurden am Samstag elf ehemalige Zollwohnungen einer neuen Bestimmung übergeben. Dort sollen in Zukunft 63 Asylsuchende bis zum Abschluss ihrer Prozedur angemessen leben können. An die Bevölkerung erging der Aufruf, die neuen Bewohner mit offenen Armen willkommen zu heißen. 

Ortstermin in Wasserbillig. Knapp zwei Dutzend Menschen haben sich in der Steigung am Bocksberg eingefunden, um die ehemaligen Zollwohnungen einer neuen Bestimmung zu übergeben. Es sind schmucke, einfache Reihenhäuser in den Hängen oberhalb der Ortschaft, in denen sich die künftigen Bewohner zweifellos wohlfühlen werden. Dass sie sich auch willkommen fühlen, das hoffen indessen Außenminister Jean Asselborn und Jérôme Laurent, der Bürgermeister von Mertert.

25 Jahre nach der Abschaffung der Kontrollen an den Binnengrenzen der EU werden nämlich elf der 16 ehemaligen Zollwohnungen wieder mit neuem Leben gefüllt. Bis zu 63 Asylsuchende, hauptsächlich aus Eritrea, Syrien, Afghanistan und Irak, sollen dort ein neues, wenn auch vorübergehendes Zuhause finden. Die ersten 20 Bewohner werden bereits heute erwartet.

Bei der „Unterkunft für Antragsteller auf internationalen Schutz“ handelt es sich um ein Konzept der Phase 3, wie Mitarbeiter des „Office national de l’accueil“ (ONA) am Rande der intimen Feierlichkeiten am Samstag betonten. Damit ist eine dauerhafte Unterkunft gemeint, in der die Antragsteller bis zum Abschluss ihrer Asylprozedur verbleiben können. Mit fünf bis sieben Betten pro Haus richten sich die Wohnungen sowohl an Familien als auch an alleinstehende Männer und Frauen. Jedes Haus verfügt über eine Küche, einen Waschraum und einen Zugang zu einem gemeinsamen Garten, den sich die Bewohner mit dem Nachbarhaus teilen müssen.

Die Aufteilung der Wohnungen wird vom ONA in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz vorgenommen, das auch mit einer ständigen Ansprechperson vor Ort vertreten ist. Während Großfamilien ihre Wohnung nicht mit fremden Personen teilen müssen, kann es in den gemischten Unterkünften aber durchaus vorkommen, dass zwei Männer oder Frauen sich ein Zimmer teilen müssen. „Die meisten aber kennen sich bereits aus den Aufnahmeeinrichtungen. Das wird bei der Verteilung der Zimmer durchaus berücksichtigt“, so eine Sprecherin des ONA.

Die Verwaltung der Wohnungen übernimmt indessen eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes, die auch die sozialpädagogische Begleitung aller Bewohner gewährleistet. Sie teilt sich das Büro mit einem Sicherheitsbeamten, der rund um die Uhr anwesend ist. Als primäre Ansprechpartnerin vor Ort soll sie den Asylsuchenden vor allem mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich sehe meine Aufgabe als eine Art Hilfestellung“, sagt Jeanne Raquin. Für viele Asylsuchende sei Luxemburg eine regelrechte Umstellung. „Außerdem haben die meisten Flüchtlinge auf ihrer Reise nach Europa viel mitgemacht“, so die Sozialpädagogin weiter. Ihre Aufgabe sei es, diesen Menschen unter die Arme zu greifen, damit sie Fuß in Luxemburg fassen können.

Tag der offenen Tür

Ganz unumstritten war die Umwandlung der Zollwohnungen in Asylunterkünfte nicht. So hatten sich in der Planungsphase bereits etliche Anwohner zu Wort gemeldet. Auch die Informationsrunde, zu der die Bürger im Jahr 2018 eingeladen wurden, sei ziemlich „schwierig“ gewesen, wie sich ein Anwesender gegenüber dem Tageblatt erinnerte. Der Vorbehalt scheint inzwischen aber der Neugierde gewichen zu sein: Rund 50 Einwohner hatten sich am Samstag zum Tag der offenen Tür am Bocksberg eingefunden, um sich die Wohnungen etwas näher anzusehen.

Von ihnen hofft Außenminister Jean Asselborn, dass sie die neuen Einwohner von Wasserbillig mit offenen Armen willkommen heißen. Natürlich blieben die Leute nicht ihr Leben lang in diesen Wohnungen. „Doch haben sie ein Recht darauf, während ihrer Asylprozedur ordentlich leben zu können“, sagt Asselborn während des Ortstermins. Im Fall einer positiven Antwort können sich die Asylsuchenden dann dauerhaft im Großherzogtum niederlassen. Was aber auch bedeutet, dass sie sich neben einer Arbeit zugleich eine neue Bleibe suchen müssen.

Bis dahin hofft der Außenminister, dass sich die neuen Bewohner gut einleben werden. Vor allem da ihre Kinder künftig die Grundschule in Wasserbillig besuchen werden.

Elf der 16 ehemaligen Zollwohnungen wurden in Unterkünfte für Asylsuchende umgewandelt
Elf der 16 ehemaligen Zollwohnungen wurden in Unterkünfte für Asylsuchende umgewandelt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

In diesem Zusammenhang rief Asselborn die Vereine der Gemeinde auf, Kontakt mit den neuen Einwohnern aufzunehmen – so wie sich das bereits in anderen Ortschaften bewährt habe. Er hoffe, dass Luxemburg diesen Menschen eine Bleibe biete und sie damit eine Zukunft hier im Lande aufbauen könnten. Er habe sich selbst noch vor wenigen Tagen bei einem Besuch einer Einrichtung in Munshausen davon überzeugen können, wie rasch sich Neuankömmlinge wohlfühlen können.

In Munshausen sind nämlich jene zwölf Jugendliche untergebracht, die vor wenigen Monaten trotz Pandemie aus Lesbos ausgeflogen werden konnten. Die elf jungen Männer und eine junge Frau hätten seit ihrer Ankunft bereits enorme Fortschritte gemacht. „Ich habe sie getroffen, als sie in Luxemburg gelandet sind, und nun vor wenigen Tagen wieder. Dazwischen liegen Welten“, sagt Asselborn. Die Jugendlichen fühlten sich sichtlich wohl und freuten sich bereits darauf, am 15. September in die Schule gehen zu können.

„Die schönsten Momente im Job“

Solche Begegnungen – und dazu gehöre auch der Ortstermin am Samstag in Wasserbillig – gehörten zu den schönsten Momenten im Job eines für die Einwanderung zuständigen Ministers, unterstreicht Jean Asselborn im Gespräch mit dem Tageblatt. „Vor allem wenn man merkt, dass sowohl die Gemeindeverantwortlichen als auch die Bevölkerung einsehen, dass wir in dieser Hinsicht eine Pflicht zu erfüllen haben.“ Für ihn sei es eine Ehre, dass Luxemburg helfen kann.

Im Hinblick auf Kritiker meint er: „Es sind immer die Gleichen, die in den sozialen Netzwerken gegen unsere Bemühungen stänkern. Von diesen Menschen dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Das muss an uns abprallen.“ Probleme seien nun mal nicht auszuschließen. Dennoch bringe es Luxemburg immer wieder fertig, Asylsuchende nicht nur unterzubringen, sondern auch zu integrieren. Kleinere Projekte wie die in Wasserbillig kämen diesem Ziel am nächsten, da sie die Bewohner der Unterkunft näher an die Gemeinde heranführen und den Austausch mit den Einwohnern fördern.

In diesem Zusammenhang war denn auch ein dringender Aufruf des Außenministers an die Gemeinden zu verstehen. Von ihnen wünscht sich Asselborn, dass sie sich an den Bemühungen der Regierung beteiligen und nicht ihrer Verantwortung entziehen. Denn: Mit nur zehn Ar Land sei es dem ONA möglich, eine Unterkunft für 30 Asylsuchende zu betreiben.

Derzeit leben 3.177 Personen in 56 Einrichtungen, die in 35 Gemeinden des Landes untergebracht sind. Dabei handele es sich um nur ein Drittel aller Kommunen. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Asselborn. Mit einer aktuellen Belegungsrate von 82,7 Prozent seien die Auskünfte bereits ausgelastet: Eine Quote über 80 Prozent sei nämlich prinzipiell nicht zu erreichen, da eine Vollauslastung angesichts der Aufteilung von Familien und Alleinstehenden nicht möglich sei. Ein freies Bett in einem Familienzimmer kann nämlich nicht mit einer fremden Person belegt werden. Daher der dringende Aufruf an die Gemeinden, sich mit mindestens zehn Ar an diesen Bemühungen zu beteiligen.

jangeli
9. September 2020 - 9.29

@dara Fond,xenophob ?? waat huet daat mat "Lëtzebuergesch" ze dinn ?? alt ërem een "Superjemp" oder ?

dara
7. September 2020 - 18.55

@Nomi "Fir so’u Wunnengen ass Geld do, mee fir Letzeburger ?" Wann ee mol net weess wéi 'Lëtzebuerger' geschriwwe gëtt, da sollt een am Fond sou xenophob Kommentaren ënnerloossen.

jangeli
7. September 2020 - 13.26

Mir Letzebuerger brauchen och nach bezuehlbar Wunnèngen, maacht do ëmol ëndlech Neel matt Käpp, do huet d'Politik komplett versoot, aaner oder dëes Problemer ginn selbstverständléch rapid geléist. ????

Lucilinburhuc
7. September 2020 - 12.25

Ich finde es eigenartig wie Kommentare sich so stark gegen Asselborn richten, wo er der Macher ist. Dagegen der Typ neben ihm (L) nur eine Marionette. Schnarch.

Ex-Böllia
7. September 2020 - 12.02

@Nomi, Lëtzebuerger sëtzen sech nëtt zu 6 an een Zëmmer.Asylanten schon.Anerersäits ass d'Wunnengsproblem zu Lëtzebuerg an aalen Hutt,Asylanten ophuelen ass grad "en vogue". Dat gin Punkten...Mir hoffen just fir di Böllia,dass déi 66 Leit vun der "zarter Zort" sinn. Nom Tankstellendebakel,Gëftmülldeponie,Autobunnsooffahrt,Cerabati-PCB-Skandal,Dauerstau...hun déi Böllia schon allerhand mattgemaach.

Den Heng vun Ollem
7. September 2020 - 11.50

Den Ministère de la Santé seet dem CHEF vun den Affaires étrangères wéi een de Mask richteg unnzedoen huet. Ech mengen den Chef Diplomat wees daat schon ganz gudd, mee et muss ee sich jo emol erëm besselchen weisen. Bravo vir déi zweien aaner Hären op der Foto. MERCI vir Aeren Respekt virunn Aeren Mattmënschen. Den Heng vun Ollem.

Jesn
7. September 2020 - 11.37

Bezuelt 145 €

Nomi
7. September 2020 - 10.52

Fir so'u Wunnengen ass Geld do, mee fir Letzeburger ?

Arm
7. September 2020 - 10.25

Eng Mask soll iwert Nues a Mond gedroen gin. Gudd dass de J. Asselborn e Schnauz huet well soss geng hien se ënnert dem Kënn droen. Dat iwert d'Nues gëllt anscheinend net vir jidverdreen.

Leila
7. September 2020 - 9.44

Der Herr in der Mitte trägt seine Maske vorbildlich!