Wirft man einen Blick in Vanessa Gubbinis Arbeitsatelier – ihre Garage –, stechen einem sofort schwarze und weiße T-Shirts mit Motiven, die einem von irgendwoher bekannt vorkommen und doch irgendwie anders aussehen, ins Auge. Vanessa Gubbini inspiriert sich an bekannten oder auch weniger bekannten Künstler*innen und Kunstwerken aus verschiedenen Epochen – von Renaissance bis Dadaismus ist alles dabei – und benutzt diese Werke dann als Grundlage für ihre eigenen Kreationen.
Sie versucht die Bilder damit keinesfalls zu kopieren, sondern sie zu imitieren, indem sie deren Hauptmerkmale und deren Komposition auf ihre persönliche Art und Weise darstellt. Ihr Stil reduziert sich dabei auf die Grundfarben Gelb, Blau und Rot, auf die Sekundärfarben Grün, Lila/Rosa, Orange und auf einen starken Schwarz-Weiß-Kontrast. Gubbini zeichnet ihre eigenen Bilder größtenteils am Computer (Illustrator und Photoshop) und lässt ihre Motive dann auf T-Shirts drucken, wobei sie hier mit der in Luxemburg-Stadt ansässigen Firma „Rebounce Customs“ zusammenarbeitet.
Doch sind ihre Kreationen nicht nur auf T-Shirts, sondern auch auf Kissen, Jutebeuteln, Socken und Flaschen zu bewundern. Um dem Megatrend des Jahres 2020 nachzukommen, hat die Newcomer-Künstlerin ebenfalls Mund-und-Nasen-Schutz-Masken mit ihren Motiven entworfen – eine Idee, die bei ihren bisherigen Interessenten super ankam. Ganz klassisch sind einige der Motive ebenfalls auf Leinwand erhältlich, denn Gubbini erweist sich nicht nur als Talent im Bereich der digitalisierten Kunst, sondern überzeugt auch mit ihren abstrakten Acryl-Bildern.
„Originalitéit ass eppes Subjektives!“
Wer nun die Originalität von Gubbinis Werken infrage stellt, der würde von der jungen Künstlerin definitiv folgende Antwort bekommen: „Originalitéit ass eppes Subjektives!“ Ein Thema, mit welchem die Luxemburgerin sich auch in ihrer Masterarbeit „L’hypocrisie de l’originalité et du droit d’auteur en art contemporain. Le potentiel créatif de la copie“ beschäftigte und die zudem auch die Grundlage für ihr heutiges Hobby, das sie in Zukunft gerne professionalisieren würde, bildete.
Die Idee hinter dem Verkauf ihrer Motive auf alltäglichen Gegenständen wie Kleidung ist es, den Menschen, vor allem aber jungen Leuten, vielleicht längst vergessene oder sogar unbekannte Kunst wieder näherzubringen. Deshalb sind Gubbinis Bilder auch so konzipiert, dass die ursprünglichen Kunstwerke zwar zu erkennen, aber komplett ins Abstrakte gezogen sind. Um diesen Schritt der Wiedererkennung und Kunstübermittlung zu intensivieren, hat Gubbini sich für die Zukunft vorgenommen, zu jedem verkauften T-Shirt eine Karte mit dem ursprünglichen Originalbild hinzuzufügen, damit der Träger des Shirts auch weiß, wo das Motiv eigentlich herkommt.
Sucht sich die Nachwuchskünstlerin ihre Vorlagen meistens selbst aus und erstellt dann eine ganze Serie von dem gleichen Motiv in unterschiedlichen Farben, so kann man als Kund*in ebenfalls sein Wunschmotiv einreichen.
Wer jetzt noch immer nicht von der Originalität von Gubbinis Motiven überzeugt ist, der denke einmal an all die früheren Künstler*innen, die sich zu derzeit bereits gegenseitig kopiert beziehungsweise imitiert haben. Jeder Künstler inspiriert sich, ob bewusst oder unbewusst, an irgendetwas oder -jemandem – ein Phänomen, das auch in der Literatur und der Musik vorkommt. Künstler*innen wie Vanessa Gubbini wollen mit Absicht auf unoriginelle Weise originell sein.
Website: https://vanessagubbini.wixsite.com/vgart
Instagram: vanessa.gubbini.art
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