Gemeinderat EschWas alles im 10.000-Einwohner-Stadtviertel Metzeschmelz entstehen soll

Gemeinderat Esch / Was alles im 10.000-Einwohner-Stadtviertel Metzeschmelz entstehen soll
Die „Gestion locative commerciale“ soll helfen, den Geschäftsleerstand im Zentrum zu bekämpfen Archivfoto: Editpress/Julien Garroy

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Die erste Escher Gemeinderatssitzung des neuen Jahrs stand ganz im Zeichen der Metzeschmelz, wo in den nächsten Jahrzehnten auf den Industriebrachen ein neues Stadtviertel für 10.000 Einwohner mit 7.000 Arbeitsplätzen entstehen soll.  

Grundlage der Diskussion über das neue Stadtviertel Metzeschmelz war die Studie zur städtischen Programmplanung der französischen Agentur Belvédère. Die Studie definiert den Bedarf an Infrastrukturen des neuen Stadtviertels. Auf ihrer Grundlage stellten die Gemeindedienste die „Escher Version“ zusammen, die Stadtplanerin Daisy Wagner am Freitag vorstellte. Das Wohnen soll im neuen Stadtviertel 64 Prozent der Gesamtfläche ausmachen, Büros 18 Prozent, öffentliche Einrichtungen 14 Prozent und das Handwerk 6 Prozent. Für den Einzelhandel sind lediglich 1 Prozent vorgesehen, um der Geschäftswelt im Zentrum nicht zusätzliche Konkurrenz zu verschaffen.

Das Konzept sieht vor, dass in Zukunft 10.000 Menschen im neuen Viertel leben. Sie sollen vor allem am nördlichen Teil angesiedelt werden, um die Verbindung zum bestehenden Esch herzustellen. Dagegen sollen die Bürogebäude hauptsächlich den südlichen Teil einnehmen und durch ihre Höhe gleichzeitig als Geräuschpuffer für den Zug- und Tramverkehr in diesem Bereich dienen. Insgesamt sollen im neuen Viertel 7.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Idee ist, dass die Menschen in Zukunft auch in unmittelbarer Nähe ihres Wohnorts arbeiten können. Was auch für die vorgesehene Stadtfabrik mit einem Handwerkerhof gilt.        

Masterplan Metzeschmelz (2022)
Masterplan Metzeschmelz (2022) COBE/Agora

Noch nicht beantwortet ist die Frage nach einem Alters- oder Pflegeheim und auch nach Museen (Ferro Forum, Schmelzaarbechtermusée, Stadtmuseum) im neuen Viertel. Ein weiteres wichtiges Kapitel betrifft die zu erhaltenen Industriedenkmäler, die mit Leben gefüllt werden sollen. „Wir stehen erst am Anfang. Die städtische Programmplanung der Metzeschmelz fängt erst an, jetzt muss die Feinarbeit beginnen“, schloss Daisy Wagner. 

Bei der anschließenden Diskussion erntete der Plan im Allgemeinen viel Lob. Sacha Pulli (LSAP) unterstrich, dass es wichtig sei, Arbeitsplätze zu schaffen, die zum Profil und den Kompetenzen der Escher passen und dass vor dem Bau der Schulen ein pädagogisches Konzept erstellt werden müsste. Marc Baum („déi Lénk“) warnte vor einem Inseldenken, also genau den Fehlern, die in Belval oder im Ban de Gasperich gemacht wurden. Er bedauerte, dass die neue Schulinfrastruktur wohl keine Entlastung in Anbetracht des bestehenden Schulraummangels bringt. 

Daliah Scholl (DP) und Mandy Ragni („déi gréng“) machten auf die Wichtigkeit der Grünflächen aufmerksam, während Bernard Schmit (ADR) die 1 Prozent für Geschäftslokale als zu gering betrachtete. LSAP-Fraktionssprecher Steve Faltz schloss mit der Bemerkung, dass die Pläne für Belval oder den Ban de Gasperich zu Beginn ganz anders aussahen. In anderen Worten, die Umsetzung genau begleitet werden müsse. Eine Motion der LSAP zur Schaffung eines Kulturzentrums wurde vom Schöffenrat unterstützt und unter dem Impuls des zuständigen Schöffen Meris Sehovic („déi gréng“) ausgeweitet.    

Das neue Wohnviertel Metzeschmelz: Im nördlichen Teil (unten) soll das Wohnen im Mittelpunkt stehen, im südlichen (oben) die Arbeit
Das neue Wohnviertel Metzeschmelz: Im nördlichen Teil (unten) soll das Wohnen im Mittelpunkt stehen, im südlichen (oben) die Arbeit Foto: Editpress/Tania Feller

Weitere Punkte

Von den restlichen Tagesordnungspunkten stach die Schaffung der „Gestion locative commerciale“ (GLC) im Mittelpunkt. Die GLC soll helfen, den Geschäfts-Leerstand im Zentrum zu bekämpfen, wobei der Mietpreis der Ladenlokale das Schlüsselelement der Maßnahme ist. Die Gemeinde tritt als Zwischenmieter beziehungsweise Vermittler zwischen dem Besitzer und dem Geschäftsmann auf. Sie mietet ein Geschäftslokal an und vermietet es dann über drei Jahre weiter. Dabei werden im ersten Jahr zwei Drittel der ursprünglichen Miete fällig, im zweiten Jahr fünf Sechstel und im dritten Jahr die gesamte Miete. Neue Läden profitieren demnach zu Beginn von vergünstigten Mieten. „Wir lassen uns die Bekämpfung des Leerstands etwas kosten“, fasste der zuständige Schöffe Pim Knaff (DP) zusammen. Im Budget sind hierfür 125.000 Euro vorgesehen. Für Ben Funck (LSAP), Steve Faltz, Marc Baum und Bernard Schmit stellen sich zu viele Fragen bei der Umsetzung. Sie unterstützten die Idee dahinter, wollen aber den Inhalt des Reglements verbessert wissen, weshalb sich die LSAP-Räte und Schmit bei der Abstimmung auch enthielten.  

Außerdem wurde eine Konvention mit der „Fondation Cancer“ verabschiedet, die in Anlehnung des Programms „Génération sans tabac“ Esch als „Gemeinde ohne Tabak“ etablieren soll. 

Metzeschmelz im Detail

Flächennutzung: Bruttobaufläche ca. 800.000 m2, davon 64 Prozent Wohnfläche (davon 30 Prozent erschwinglich), 18 Prozent Büro, 14 Prozent öffentliche Einrichtungen, 6 Prozent Handwerk und kleine Firmen, 1 Prozent Geschäfte und Gastronomie. Planung für 10.000 Einwohner und 7.000 Arbeitsplätze
Öffentliche Einrichtungen: U.a. drei Grundschulen (davon eine mit Turnhalle) und eine Europaschule, eine „Maison relais“, eine städtische „Crèche“, ein Sportzentrum (in der früheren Maschinenhalle), ein Schwimmbad mit 50-m-Becken, eine „Salle ployvalente“, eine Mediathek, eine Bibliothek, ein Kino, einen Tanz- und Performance-Saal, einen Musiksaal, eine Volkshochschule, eine Jugendfabrik, zwei Hotels, zwei „Maisons médicales“, ein Inkubator und Co-Working-Gebäude.
Mobilität: Das Viertel soll autoarm sein und einen Bahnhof erhalten, zudem wird die schnelle Tram aus der Hauptstadt im Viertel ankommen und dort zur städtischen Straßenbahn.