„Metzeschmelz“ unter der LupeCobe-Architekt Ole Storjohann erklärt das Stadtviertel der Zukunft

„Metzeschmelz“ unter der Lupe / Cobe-Architekt Ole Storjohann erklärt das Stadtviertel der Zukunft
Architekt Ole Storjohann (Cobe) vor dem Masterplan der „Metzeschmelz“ Foto: Editpress/Philip Michel

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Ole Storjohann ist Architekt bei Cobe. Das dänische Architektenbüro hatte 2019 den Wettbewerb für die Neuplanung von Esch-Schifflingen gewonnen. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt Storjohann die Idee hinter dem Stadtviertel der Zukunft, in dem später einmal bis zu 10.000 Menschen wohnen sollen. 

Der aktuelle Masterplan
Der aktuelle Masterplan Cobe/Agora

Der Weg:

„Wir haben zunächst geschaut, was die großen Herausforderungen sind. Luxemburg ist mit dem Problem des alltäglichen Verkehrsinfarkts und der Wohnungsnot konfrontiert. Zudem, wie alle anderen Länder auch, mit den Konsequenzen des Klimawandels, Stichwort extreme Wetterphänomene wie z.B. Hitze, Dürre oder Starkregen. All dem muss im neuen Stadtviertel Rechnung getragen werden. ‚Metzeschmelz‘ ist ein einzigartiges Projekt mit hohen Ansprüchen an die Mobilität und gleichzeitig den Erhalt der Industriekultur.“     

Die Idee:

„Das Areal befindet sich zwischen zwei Naturschutzgebieten. Also ging es darum, die Natur zu vernetzen. Dann die Straßen zu vernetzen und erst zum Schluss die Gebäude. Ausgehend von der bestehenden Gemeindeinfrastruktur soll das Viertel entwickelt werden, d.h. von außen nach innen. Das hat den Vorteil, dass die riesigen Hallen für eine Zwischennutzung zur Verfügung stehen.“   


LINK Auf der „Metzeschmelz“: Startschuss für die Entwicklung zum Stadtviertel der Zukunft


Die Gebäude:

„Wir fangen vom Süden und vom Norden an. Das Rückgrat ist dabei die Verlängerung der Alzettestraße. Sie verbindet die Plätze und die Parks der ‚Metzeschmelz‘. Prinzipiell ist es so, dass zur Seite der Alzette niedriger gebaut wird, damit das neue Viertel an die bestehenden Gebäude auf der anderen Seite des Flusses angepasst ist. Auf der anderen Seite, dort, wo die Schienen sind, wird dagegen in die Höhe gebaut, bis zu 60 Meter hohe Bürogebäude mit Schallschutz könnten hier entstehen.“

Die Natur:

„Das neue Viertel soll an den Lallinger Berg angeschlossen sein (mit einer Brücke, Anm. d. Red.) und auch an das Brill-Naturschutzgebiet in Schifflingen. Die Alzette wird renaturiert und spielt eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim Verhindern von Überschwemmungen. Die Weiher an beiden Seiten ebenso. Und natürlich werden die Gebäude so konzipiert, dass sie dem Klimawandel Rechnung tragen.“    

Die Mobilität:

„Es wird keinen Transitverkehr durch das Viertel geben. Die Menschen können zwar zu ihren Häusern vorfahren, dort aber nicht parken. Dafür stehen Hubs zur Verfügung. Es ging darum, das Viertel autoarm zu gestalten und dafür Sorge zu tragen, dass in Esch kein zusätzlicher Verkehr durch das neue Viertel entsteht.  Ein Bahnhof soll entstehen und natürlich die Endhaltestelle der schnellen Straßenbahnverbindung aus der Hauptstadt.“

Die Industriedenkmäler:

„Es geht nicht nur darum, die Industriedenkmäler zu erhalten, sondern auch um ihre Umnutzung. Sie sollen nicht als Museumsstücke leer stehen, sondern einen neuen Nutzen haben. Zum Beispiel soll der Turm eine Aussichtsplattform werden. Ein Teil des Daches der Hallen wird zum Dach der Tramhaltestelle.“   

Die Menschen:

„Was bis jetzt feststeht, sind lediglich Prinzipien. Wie aber genau die Straßen oder Häuser einmal aussehen werden, wissen wir nicht. Mit Bürgerpartizipation soll das Projekt Phase um Phase entwickelt werden. Wir müssen von den Menschen erfahren, was zum Beispiel in den Plänen fehlt. Das ist wichtig, denn wir bauen keine neue Stadt, sondern eine Ergänzung zu Esch und Schifflingen. Vorgabe war, dass 50 Prozent der Fläche fürs Wohnen vorgesehen sind, davon 30 Prozent bezahlbarer Wohnraum. Eine gute Durchmischung ist wichtig.“ 

Leila
10. Oktober 2022 - 19.33

Warum keine unterirdischen Straßen mit Parkmöglichkeiten längs der Straßen für Besucher/Kunden oder auch Bewohner? Und oben die Gebäude in einen Park einbetten, denn der kahle Platz bei der Tramhaltestelle ist alles andere als schön! Abgasfrei und ungefährlich leben und trotzdem das Auto nah bei. Im Ausland geht das auch - bestes Beispiel das begehrte Olympiadorf in München!

neckel.ecker
10. Oktober 2022 - 16.00

Zitat 1: "Die Menschen können zwar zu ihren Häusern vorfahren, dort aber nicht parken." Zitat2: "Wir müssen von den Menschen erfahren, was zum Beispiel in den Plänen fehlt." Ich kann es Ihnen sagen: Es fehlen für jedes Haus und jede Wohnung 2 Parkplätze oder Garagen, direkt unter der Wohnung, oder am/unter dem Haus, nicht in einem "Hub", da die Bewohner ja sogar zum Abladen ihrer Einkäufe sowieso an die Wohnung heran fahren müssen. Hier erzeugt man einfach doppelten Verkehr, erstens beim Ankommen, zweitens beim Abfahren, da ja oft z.B. Leergut oder Pfandflaschen eingeladen werden müssen.( "Géint d'Dommheet gett et kee Mettel") Ich wundere mich, dass die Politik anscheinend noch nicht mitgekriegt hat, dass hierzulande fast jeder ein Auto hat und auch braucht. Oder wollen die Politiker etwa den Leuten verbieten mit dem Auto zu fahren? Könnte das sein, dass man die Leute zu etwas zwingen will, das die gar nicht wollen, weil es völliger ideologischer Unsinn ist, denn kaum 10% der Bevölkerung glauben?