RückkonvertierungAuf der „Metzeschmelz“: Startschuss für die Entwicklung zum Stadtviertel der Zukunft

Rückkonvertierung / Auf der „Metzeschmelz“: Startschuss für die Entwicklung zum Stadtviertel der Zukunft
In the Mood? Hier geht es lang in die Zukunft eines neuen Stadtviertels. Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Samstagmorgen (8.10.) ist mit dem Mood („Metzeschmelz Official Opening Day“) der Startschuss zum ambitioniertesten Projekt zur Rückkonvertierung einer Industriebrache in Luxemburg seit Belval gefallen. In den nächsten 20 Jahren soll auf dem Gelände des ehemaligen Esch-Schifflinger Stahlwerks ein Stadtviertel für bis zu 10.000 Menschen entstehen. Die Bürger sollen an der Entwicklung teilnehmen.  

Großer Bahnhof am Samstag auf der „Metzeschmelz“: 500 Menschen hatten sich im Vorfeld registriert, um am Eröffnungstag teilzunehmen. Ihnen wurden zahlreiche Führungen angeboten, zudem wurde das Programm mit hochkarätigen Vorträgen komplettiert. Zum Auftakt aber stand eine Pressekonferenz, die mit einem feierlichen Eröffnungsakt abgeschlossen wurde. Marie-Josée Vidal, Präsidentin der Entwicklungsgesellschaft Agora, machte dabei den Anfang. Am 15. September sei der Schlüssel von ArcelorMittal an Agora übergeben worden. Nun beginne der partizipative Prozess. Vidal richtete einen Appell an alle Bürger, das neue Stadtviertel mitzugestalten.

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Michel Wurth, Verwaltungsratspräsident von ArcelorMittal, ging auf die Industriegeschichte ein und unterstrich, dass dieses Vermächtnis erhalten werden soll. Das betonte auch Agora-Präsident François Dorland, schließlich müsse man 140 Jahre Arbeit und Leiden Rechnung tragen, ohne allerdings eine Museumsstadt aus der „Metzeschmelz“ zu machen. Die Bürgermeister Georges Mischo (Esch) und Paul Weimerskirch (Schifflingen) gingen auf die Wichtigkeit des Riesenprojekts für die Entwicklung ihrer Gemeinden ein. „Die ‚Metzeschmelz‘ existiert seit 140 Jahren und hat den Lebensstil von vielen Menschen bestimmt“, sagte Mischo. Das Wachstum Eschs war stets durch die drei Stahlwerke beschränkt, nun aber werde die Stadt zu ihren Nachbarn aufgemacht. „Wir dürfen das Vermächtnis der Stahlindustrie nie vergessen, sie war die Basis zu unserem Wohlstand. Und es gibt keine Familie hier im Minett, die keine Verbindung zur Arbed hat“, betonte unterdessen Paul Weimerskirch. Landesplanungsminister Claude Turmes bezeichnete „Metzeschmelz“ als „Vorzeigeprojekt für einen neuen Urbanismus“. „Wenn wir Belval noch einmal entwickeln könnten, dann hätten wir ganz sicher mehr stehen lassen“, sagte Turmes in puncto Denkmalschutz. Nun wolle man „ein Maximum“ der Industriedenkmäler erhalten, so der Minister.        

„Tempel der sanften Mobilität“

2028 könnten die ersten Menschen in das neue Stadtviertel einziehen. Zwar ist der Standort mit einer Gesamtfläche von 63 Hektar in etwa nur halb so groß wie Belval, dennoch entsteht auf dem Gelände des früheren Stahlwerks Esch-Schifflingen in den nächsten 20 bis 25 Jahren ein neues Viertel für bis zu 10.000 Einwohner. 30 Prozent der bewohnbaren Fläche sollen für erschwinglichen Wohnraum genutzt werden. Entworfen wird die „Metzeschmelz“ wie schon Belval durch die Agora, die zu 50 Prozent dem Luxemburger Staat und zu 50 Prozent ArcelorMittal gehört. Den Architekturwettbewerb für den Masterplan hatte die dänische Firma Cobe gewonnen. 2028 soll zudem die schnelle Tramverbindung zwischen der Hauptstadt und Esch hier ankommen. Turmes sprach von einem „Tempel der sanften Mobilität“. Neben der Straßenbahn soll ein neuer Bahnhof in das Viertel integriert werden. „Metzeschmelz“ soll größtenteils autofrei sein. Und natürlich nachhaltig gebaut und nachhaltig organisiert werden – Stichwort Klimaneutralität, Klimaadaption und Kreislaufwirtschaft. Ein Zukunftsmodell für Luxemburg, wie die Redner am Samstag unisono feststellten. 

In der Fotobooth (v.l.n.r.): die Bürgermeister Georges Mischo und Paul Weimerskirch, Minister Claude Turmes, Agora-Präsidentin Marie-Josée Vidal und Agora-Vizepräsident Bruno Théret
In der Fotobooth (v.l.n.r.): die Bürgermeister Georges Mischo und Paul Weimerskirch, Minister Claude Turmes, Agora-Präsidentin Marie-Josée Vidal und Agora-Vizepräsident Bruno Théret Foto: Philip Michel

Und dieses Zukunftsmodell soll von den Bürgern mitgestaltet werden, deshalb die große Eröffnung am Samstag. In Zukunft sollen zwei Forum-Veranstaltungen pro Jahr organisiert werden, zudem wird ein Zukunftsrat mit Bürgern und Experten gegründet. Auch wird ein „Metzeschmelz“-Haus eröffnet, in dem sich die Bürger informieren können. Gleiches gilt für die digitale Plattform im Internet. Auch sollen die Menschen ihre Ideen in verschiedenen Workshops mit einbringen.