FusionWahl und Grosbous im Gleichschritt auf der Zielgeraden

Fusion / Wahl und Grosbous im Gleichschritt auf der Zielgeraden
Die beiden Bürgermeister Paul Engel und Christiane Thommes-Bach vor dem geschichtsträchtigen Gebäude in Grosbous, das als Rathaus für die neue Fusionsgemeinde um- und ausgebaut werden soll Fotos: Editpress/Roger Infalt

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Seit nunmehr vier Jahren geht die Rede von einer Fusion der beiden etwa fünf Kilometer auseinanderliegenden Gemeinden Grosbous und Wahl. In der Zwischenzeit ist viel passiert und das größte Stück des Weges in Richtung Zusammenwachsen ist gemeistert. Nun biegen die beiden Bürgermeister Christiane Thommes (Wahl) und Paul Engel (Grosbous) mit ihren Schöffen- und Gemeinderäten auf die Zielgerade ein.

Im Jahre 2018 wurden die Bürgermeister der beiden genannten Gemeinden ins Innenministerium bestellt, wo der damals zuständige Minister Dan Kersch ihnen eine Fusion ihrer Kommunen ans Herz legte. Noch bevor die Idee eines eventuellen Zusammenwachsens in den Ortschaften der beiden Gemeinden die Runde machen konnte, sprach man auf ministerieller Seite bereits von konkreten Fusionsplänen.

2019 wurde das Projekt zunehmend konkreter, doch es brauchte viel Überzeugungskraft vonseiten der Bürgermeister. „Als ich das erste Mal in einer Gemeinderatssitzung von Fusionsgedanken sprach, hatte ich das Gefühl, dass wohl so manche am Sitzungstisch dachten, ich könnte nicht mehr klar denken“, so Bürgermeister Paul Engel (DP). „Doch sehr schnell merkte ich, dass das anfängliche Zögern einem Umdenken Platz machte.“

Keine leichte Aufgabe

Seine Amtskollegin aus Wahl sollte es da doch etwas schwerer haben. „Die Gemeinde Grosbous besteht aus drei Orten: Grosbous, Dellen und ‚Léierhaff‘. Meine Gemeinde setzt sich jedoch aus sieben Ortschaften zusammen: Wahl/Redingshof, Grevels, Buschrodt, Heispelt, Kuborn, Brattert und Rindschleiden. Ich betone dies, um zu erklären, dass es in diesem doch eher ruralen Umfeld schwer war und ist, die Bürger von dem eher lokalen Denken wegzubekommen und auf eine Fusion einzustimmen“, so Christiane Thommes-Bach („déi gréng“) im Gespräch mit dem Tageblatt.

Bis zum Februar 2021 wurde in den beiden Gemeinden viel Vorbereitungsarbeit geleistet und so entschied man sich für die in solchen Fällen vorgesehene Volksbefragung. Das Ergebnis des Referendums, das am 27. Juni 2021 stattfand, gab das Bild wieder, das die Wahler Bürgermeisterin oben gezeichnet hat. In Grosbous sprachen sich 70,42 Prozent der wahlberechtigten Bürger für die Fusion aus, in der Gemeinde Wahl waren es lediglich 62,25 Prozent. Mit diesem Ausgang des Urnengangs war jedoch der Weg für das Projekt „Groussbus-Wal“ frei, wie die Fusionsgemeinde künftig heißen soll. 

 Laut den Plänen von Architektin Tatiana Fabeck soll das neue Rathaus später so aussehen
Laut den Plänen von Architektin Tatiana Fabeck soll das neue Rathaus später so aussehen

Gemeinde „Groussbus-Wal“

Die Zusammenarbeit wurde alsdann zunehmend konkreter, so fanden z.B. regelmäßig gemeinsame Treffen der beiden Schöffenräte statt, bei denen z.B. über die Taxenanpassungen, Zusammenlegungen der verschiedenen Gemeindedienste usw. diskutiert wurde. „Auch wenn die Fusion erst mit den Gemeindewahlen am 11. Juni nächsten Jahres Form annimmt und am 1. September 2023 in Kraft tritt, so arbeiten die technischen Dienste unserer beiden Gemeinden doch bereits seit geraumer Zeit eng zusammen“, so Paul Engel.

Apropos Gemeindewahlen: Im Juni kommenden Jahres wird die neue Kommune aus zwei Sektionen bestehen. Wahl und Grosbous wählen je sechs Kandidaten, die ihre Interessen im neuen Gemeinderat „Groussbus-Wal“ vertreten sollen. Jeweils zwei werden später Mitglieder des Schöffenrates sein. Sollte der spätere Bürgermeister z.B. in der Sektion Grosbous wohnen, wird der Erste Schöffe ein Gewählter aus der Sektion Wahl sein. Aus finanztechnischen Gründen wird der neue Gemeinderat erst am 1. September 2023 vereidigt. Bis dahin arbeiten die beiden Sektionen noch laut den für das Jahr 2023 festgelegten Gemeindebudgets.

Aus den beiden eher kleineren Gemeinden wird somit die viertgrößte des Kantons Redingen/Attert entstehen. Sie wird 2023 um die 2.200 Einwohner zählen, die Gemeindefläche beträgt satte 44 Quadratkilometer. Die beiden genannten Sektionen sowie die spezielle Zusammensetzung des Gemeinderates werden bis zu den Kommunalwahlen 2029 Bestand haben, ab dem Datum wird „Groussbus-Wal“ nur noch eine Wahlsektion sein.

Was die einmalige finanzielle Unterstützung des Staates für die Fusion anbelangt, so liegt diese in den beiden Sektionen bei jeweils 2.200 Euro pro Einwohner.

Neues Rathaus

Das Rathaus der neuen Gemeinde „Groussbus-Wal“ wird sich in Grosbous befinden. Ein geschichtsträchtiges Gebäude neben der Kirche, in dem früher Jungen und Mädchen aus dem Dorf zur Schule gingen, wird komplett entkernt und den Ansprüchen gerecht eingerichtet. Für die Pläne dieses Um- und Ausbaus zeichnet die Architektin Tatiana Fabeck verantwortlich. Das Projekt soll mit rund sechs Millionen Euro zu Buche schlagen und bis 2024 fertiggestellt sein.

Das bestehende Rathaus in Grosbous wird zum Ausbau des lokalen Grundschulgebäudes gebraucht. Was mit dem Rathaus in Wahl passieren wird, steht noch nicht fest. „Zum Thema Schule möchte ich noch hinzufügen, dass wir, lange bevor von der Fusion die Rede ging, ein neues Schulgebäude in Planung gegeben hatten“, so Christiane Thommes-Bach. „Dieses haben wir erst letztes Jahr in Betrieb genommen. Die Kinder der Gemeinde werden also weiterhin an den beiden Standorten zur Schule gehen. Eine Zentralschule liegt uns fern.“

„Werden Sie bei den Gemeindewahlen 2023 noch einmal kandidieren?“, wollten wir zum Schluss unseres Gesprächs von den beiden Bürgermeistern wissen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, nickten beide mit dem Kopf. „Die Fusion war für uns eine große Herausforderung. Sie kostet viel Zeit, Arbeit und Einsatz, doch sie motiviert uns gleichzeitig zum Weitermachen“, so die beiden unisono.

Dort, wo einst Jungen und Mädchen getrennt die Schulbank drückten, werden voraussichtlich ab 2024 die Gemeindebüros eingerichtet sein
Dort, wo einst Jungen und Mädchen getrennt die Schulbank drückten, werden voraussichtlich ab 2024 die Gemeindebüros eingerichtet sein