Wenn die Kulturhauptstadt Esch2022 hält, was der Auftakt des Vorprogramms verspricht, dann darf man freudig und gespannt nach vorne blicken. Der Beginn des sogenannten Remix-Festivals, das bis Dezember dauert, fand am Freitag in der Sankt-Martins-Kirche in Düdelingen statt. Schon die Auswahl des sakralen Ortes und seine nicht von falschem Respekt geprägte Nutzung als Eventlocation ist nicht alltäglich. Geboten wurde zudem ein außergewöhnliches künstlerisches Erlebnis: Orgelmusik und Klänge aus dem Industriezeitalter, ein Licht- und Farbspektakel mit an die Wände projizierten Archivfilmen über die Stahlindustrie und eine betörende zeitgenössische Tanzperformance.
Ob man in den fünf Tänzerinnen nun Außerirdische sieht, die als Würmer zur Erde kommen und zu Robotern mutieren oder vielleicht eine Art Vestalinnen, die in ihrem Tempel das heilige Feuer der Kulturhauptstadt entfachen und hüten, ist eigentlich zweitrangig. Wichtig ist, dass die multidisziplinäre Show dem Publikum viele unterschiedliche Einstiege bietet, sei es nun Tanz, Kirche, Orgel oder Licht, um sich dem Gesamtprojekt zu nähern und begeistert zu sein von dem stimmigen und sinnlichen Vergnügen.
Es geht darum, die Leute dort abzuholen, wo sie stehen und sie mitzunehmen. Über neue Brücken zu Kultur zu führen und nachhaltige Impulse für andere Sichtweisen zu liefern. Nicht mehr und nicht weniger dürfen sich die Menschen von Esch2022 erwarten. Dass es klappen kann, hat die Veranstaltung am Freitag gezeigt. Der Appetit ist angeregt. Auch Nancy Braun schien am Ende der Vorstellung sehr zufrieden. Als Leiterin der Kulturhauptstadt, sozusagen als „Pontifex Maximus“, das heißt als oberste Brückenbauerin, hat sie mit ihren Mitarbeitern und Partnern jedenfalls einen sauberen Start hingelegt.
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