Migrationszentrum DüdelingenVermutlich mehr als 100.000 Euro über Jahre veruntreut

Migrationszentrum Düdelingen / Vermutlich mehr als 100.000 Euro über Jahre veruntreut
Tatort: das Dokumentationszentrum für Migrationen am Bahnhof „Gare-Usines“ im Viertel Italien in Düdelingen. Mindestens 100.000 Euro sollen verschwunden sein. Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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In einem Brief nimmt die Stadt Düdelingen Stellung: Im Dokumentationszentrum für Migrationen (CDMH) seien öffentliche Gelder veruntreut worden. Der ehemalige Präsident bezichtigt sich selbst der Tat. Über die genaue Summe und Hintergründe wird noch spekuliert. Mindestens 100.000 Euro könnten es sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Über Jahre sei in Düdelingen, im Dokumentationszentrum für Migrationen (CDMH), einer Asbl., scheinbar Geld abgezweigt worden. Laut einem Schreiben vom Bürgermeister und Schöffenrat der Südgemeinde ist die Sache bereits im Herbst 2023 aufgeflogen. Nicht durch Recherchen der Polizei, sondern weil der mutmaßliche Täter sie selbst zugegeben haben soll.

M.L., damals Präsident des Dokumentationszentrums, sei am 26. Oktober mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurückgetreten. In dem Zusammenhang habe er in seinem Brief an den Verwaltungsrat auch angegeben, während mehreren Jahren schlecht gewirtschaftet und Gelder, die für die Asbl. bestimmt waren, in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Unseren Informationen zufolge soll er dabei selbst auch den Schaden beziffert haben – auf eine Summe von mindestens 100.000 Euro.

Justiz befasst

Das Dokumentationszentrum informiert nach Erhalt des Briefes von seinem Verwaltungsratsvorsitzenden direkt Gemeinde und Kulturministerium. Alle drei beschließen daraufhin, sofort Klage vor Gericht einzureichen, was die Pressestelle der Justiz auch bestätigt. Einige Tage später soll der zurückgetretene Präsident bei der Polizei vorstellig geworden sein und Selbstanzeige erstattet haben. Im November 2023 wurde dann der Gemeinderat in einer geschlossenen Sitzung über die Sache informiert.

Der 1952 geborene M.L., mittlerweile im Ruhestand, hat unseren Informationen zufolge seit 1996 im CDMH, das er übrigens mitgegründet hat, ehrenamtlich geholfen. Ein Treffen beziehungsweise ein Gespräch zwischen ihm und den Betroffenen soll laut Tageblatt-Informationen angedacht gewesen sein, der Mann sei bisher aber nicht darauf eingegangen. 

Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dabei geht es vor allem um die genaue Summe, um Motive und Hintergründe. Wie lange wurde Geld veruntreut? Warum ist das niemandem aufgefallen? Warum hat sich der ehemalige Präsident im Oktober vergangenen Jahres selbst angezeigt? Fragen über Fragen. Eine Treuhandgesellschaft soll jetzt Konten und Buchführung der Asbl. CDMH genau unter die Lupe nehmen.

Im Prinzip seien dort jährlich 50.000 Euro von der Gemeinde und 114.000 Euro vom Kulturministerium eingezahlt worden, wurde dem Tageblatt gesagt. Möglich auch, dass noch Gelder im Rahmen europäischer Projekte geflossen sind.

Löhne abgesichert

Dem Schreiben aus der Chefetage der Gemeinde Düdelingen ist zu entnehmen, dass nicht nur die Löhne für zwei Vollzeitbeschäftigte und die laufenden Kosten des Dokumentationszentrums abgesichert seien, sondern auch die kommenden Aktivitäten. Dafür engagiere sich auch das Kulturministerium, heißt es.

Zudem teilen die Gemeindeverantwortlichen in ihrem Schreiben mit, dass der Verwaltungsrat des Dokumentationszentrums inzwischen umstrukturiert worden sei. Ein Blick auf cdmh.lu zeigt, dass es eine neue Präsidentin und eine neue Sekretärin gibt.

Das Luxemburger Wort hat zuerst über die Vorfälle berichtet.

Seit 1996 befindet sich das Dokumentationszentrum am Düdelinger Bahnhof „Gare-Usines“. Seine Aufgabe besteht darin, die Geschichte der Migrationen (Ein- und Auswanderung) in Luxemburg und in den angrenzenden Regionen zu begleiten, aufzuarbeiten, zu dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit durch Publikationen und Ausstellungen zugänglich zu machen. Dass dort offenbar über längere Zeit eine größere Summe an öffentlichen Gelder veruntreut wurde, ist heute Morgen übrigens auch Thema in der öffentlichen Gemeinderatssitzung der Stadt Düdelingen.