Resistenzmuseum in Esch öffnet wiederVergangenheit ist Gegenwart und Zukunft

Resistenzmuseum in Esch öffnet wieder / Vergangenheit ist Gegenwart und Zukunft
Einblick in das Museum Foto: Editpress/Julien Garroy

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Nach vielen Jahren Umbauarbeiten öffnet das nationale Museum für Widerstand und Menschenrechte in Esch am Freitag seine Türen. Das 1956 gegründete Museum ist seiner Grundidee treu geblieben. Diese aber wurde weiterentwickelt und zeitgemäß in Szene gesetzt. Es geht um die Aufarbeitung der Vergangenheit und deren Bedeutung für Gegenwart und Zukunft. Ein Ortsbesuch. 

Das Gebäude am „Place de la Résistance“ in Esch fällt auf. Als schön würde es wohl kaum jemand bezeichnen. Als der Bau in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geplant wurde, ging es eigentlich auch nicht um Schönheit. Es ging vor allem darum, einen Ort des Gedenkens zu schaffen. Eine Erinnerungsstätte an das Leiden der Luxemburger Zivilbevölkerung unter der Naziherrschaft.

1956 wurde das Museum eröffnet. Büros oder Lagerflächen waren nicht vorgesehen. Zu Beginn gab es nicht mal eine Toilette. Museumsdirektor Frank Schroeder spricht von einer anderen Herangehensweise. „Den Menschen, die das Museum damals besuchten, musste man die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges nicht weiter erklären. Sie waren dabei und haben gelitten.“

Heute sei das anders. Ein Ort der Erinnerung und der Bildung, der Vermittlung und des Gedenkens will das Museum heute sein. Generationsübergreifend. „Infragestellung der Geschichte“ ist ein Stichwort, das während unseres Besuches des neuen Museums mit Schroeder und Historiker Jérôme Courtoy diese Woche öfters fällt. Es ginge darum, Grautöne sichtbar zu machen. Komplexe Sachverhalte zu erklären, um keine voreiligen Schlüsse zu erlauben. Lebendig soll das Ganze wirken.

Ein erster schneller Rundgang durch das Museum begeistert. Die Eingangshalle erscheint nach der Renovierung so wie damals bei der Eröffnung des Museums. Damals als Ehrenhalle gedacht, wurde sie später quasi vollgestopft. Heute ist sie freigeräumt und erlaubt den Blich auf das Werk von Foni Tissen. Der Travertinfußboden wirkt wie neu. Die alten Lampen an den Wänden zeugen von vergangenen Zeiten.

Im heute neu eröffneten Escher Resistenzmuseum wird Geschichte lebendig. Zum einen, weil Geschichten erzählt und mithilfe modernster Technik vermittelt werden. Zum anderen, weil es unzählige Objekte gibt, die man in der düsteren Atmosphäre des Museums auf sich wirken lassen kann.

Mit rund 1.200 Quadratmetern ist das Museum heute doppelt so groß als wie vor der Renovierung. Nun finden auch Verwaltung und Empfang ihren gebührenden Platz. Toiletten gibt es jetzt auch. Als Ausstellungsfläche bleiben 900 Quadratmeter. Diese sind allerdings so vollgepackt, dass man sich erstmal herantasten muss. Das ist keine Kritik. Die szenografische Inszenierung des Museums entspricht der Suche nach Zeugnissen der Vergangenheit und fordert eine Auseinandersetzung. 

Dem Besucher werden unterschiedliche Einstiege geboten. Man kann recht schnell durch die Hallen wandern und diverse Objekte auf sich wirken lassen. Man kann sich aber auch das ganze Film- und Tonmaterial ansehen und anhören und dabei Stunden verbringen. Auf dem Smartphone abrufbare QR-Codes liefern zusätzliche Informationen. Wer mag, darf gerne Stunden im neuen Museum verbringen oder gerne wiederkommen.

„Die Früchte langjähriger Arbeit werden nun endlich sichtbar, wir freuen uns auf die Besucher“, sagt Historiker Jérôme Courtoy. „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden miteinander verbunden“, so Direktor Frank Schroeder. 

Nun denn. Lassen Sie sich überzeugen – ab heute!

Eröffnungswochenende

Offizielle Einweihung des Museums in Präsenz zahlreicher Politiker ist heute um 15 Uhr. Von 18.00 bis 22.00 Uhr werden Führungen sowie ein Konzert von André Mergenthaler angeboten. Der Samstag und Sonntag ist ein Wochenende der offenen Tür. Führungen, Gesprächsrunden und Cellist Mergenthaler stehen auf dem Programm. Der Eintritt ist frei. Infos unter mnr.lu. 

„Vergessene Opfer“ 

Die Sonderausstellung „Vergessene Opfer“ findet vom 14. März bis zum 23. Dezember statt. Es geht um Menschen, die bereits vor der deutschen Besatzung sozial ausgegrenzt waren, weil sie den Moralvorstellungen der Mehrheitsgesellschaft nicht entsprachen: Arme, Bettler, Menschen, die eine andere Lebensweise und Kultur hatten, eine andere Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung. Menschen mit körperlichen und seelischen Gebrechen. Es geht um die Frauen und Männer, welche in der Ideologie der Nazis als „Untermenschen“ bezeichnet wurden. Bis heute sind einige dieser Gruppen von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen. Die Ausstellung erzählt ihre Geschichten. Eröffnung ist am 13. März.

Upps
2. März 2024 - 7.57

Kein Hospital mehr,dafür ein Museum.Kultur eben.