MobilitätVëlo’KO: Die lange Reise von Esch nach Beles – ein Erlebnisbericht

Mobilität / Vëlo’KO: Die lange Reise von Esch nach Beles – ein Erlebnisbericht
Willst du eine Reise tun, dann verzichte auf Leihräder – so die Erfahrung des Reporters am vergangenen Mittwoch Foto: Editpress/Tania Feller

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Zehn Minuten dauert der Weg von Esch bis zum Rathaus in Beles. Mit dem Auto. Sagt Google Maps. Mit dem Rad 20 Minuten. Bei Kaiserwetter ist die Entscheidung also schnell getroffen. Und genauso schnell bereut. Ein Erlebnisbericht vom letzten Mittwoch.  

8.30 Uhr: Die Sonne scheint über Esch. Die Wahl des Transportmittels ist demnach schnell getroffen. Um 9.00 Uhr muss ich für eine Reportage in Beles beim Rathaus sein. In der Vël’OK-Station gegenüber meiner Haustür stehen zwei der 2020 eingeführten neuen Generation der Leihräder. Mehr als meistens, immerhin. Allzu oft ist sie leer. Ich ziehe mit meiner Vël’OK-Karte ein Rad aus der Station.

8.35 Uhr: Schnell wird klar, dass das Rad, auf dem ich sitze, nicht richtig funktioniert. Kein Antrieb. Anstelle umzukehren, beschließe ich, es an der Vël’OK-Station am Schwimmbad auszutauschen. Dort ist Platz für neun Räder. Ein einziges steht dort, es ist ein altes Modell. Die nehme ich aus Prinzip nicht, denn bei (gefühlten) neun von zehn funktioniert der elektrische Hilfsantrieb nicht. Also fahre ich weiter zur Station am Escher Kafé. Die ist ganz leer. Mit dem Rad, auf dem ich sitze, kann ich den Anstieg zum Vëlodukt vergessen. Ich will nicht verschwitzt zum Termin erscheinen. Also biege ich ab in Richtung Brouch und fahre bis zur Station an der Kreuzung Beleser Straße/Boulevard Charles de Gaulle. Dort steht ein Rad, das möchte ich nehmen. Ich schiebe meins in die Station. Es piepst, wie es soll, aber erst jetzt merke ich, dass die Leuchten der Station zart rot blinken. Sie ist außer Betrieb, ich bekomme das Neue nicht heraus, das Alte ist gleichzeitig blockiert. Ich stehe ohne Rad da und rufe bei der Helpline an. Doch die, sagt das Band, ist erst ab 9.00 Uhr besetzt. 

8.45 Uhr: So langsam kommt Panik auf. Die Idee ist nun, mit dem Bus vom benachbarten Tramsschapp nach Raemerich zu fahren. Eine Direktverbindung nach Beles finde ich von hier nicht. In Raemerich ist die Station ebenfalls leer, also bleibe ich im Bus sitzen und fahre bis zur Haltestelle „Cité des sciences“ in Belval, wo unweit eine neue Vël’OK-Station steht. Ich steige aus, rufe bei meinem Fotografen an, der bereits in Beles ist. Er möchte doch bitte Bescheid geben, dass es etwas später wird. 

8.55 Uhr: Ich bekomme mit meiner Karte kein neues Fahrrad aus der Station an der Universität. Das System hat nicht registriert, dass ich mein erstes Rad an der Beleser Straße abgegeben habe, weil die Station dort ausgefallen ist. Meine Karte ist also blockiert. Das System geht davon aus, dass ich immer noch auf meinem ersten Rad sitze. 

9.03 Uhr: Die Helpline antwortet. Ein junger Mann ist dran. Ich bin wahrscheinlich recht unwirsch, er antwortet dementsprechend. Auf meine Frage, was ich denn tun könne, kommt eine für mich unbefriedigende Antwort: Warten, irgendwann im Laufe des Tages werde meine Karte schon wieder gehen. Es ist schon nach neun und ich weiß aus vorherigen Erfahrungen, dass ein Neustart der ausgefallenen Station meine Karte entsperrt hätte. Ich ärgere mich und bekomme als Antwort: Wenn das System so schlecht funktioniere, warum ich es denn überhaupt nutze? Das bringt mich endgültig auf die Palme. Noch während ich mich beschwere, legt der junge Mann auf. 

9.10 Uhr: Ich irre auf Belval umher. Laut Mobilitäts-App fährt gleich ein Bus von der Haltestelle „Porte de France“ in Richtung Beles/Rathaus. Doch die Haltestelle finde ich in der Hektik nicht. Denn die Straße ist zur Hälfte gesperrt und nirgendwo findet sich ein Hinweis darauf, wo die Busse denn nun tatsächlich abfahren. Auch ein französischsprechender RGTR-Fahrer kann mir nicht helfen. 

9.12 Uhr: Ich kapituliere und rufe meinem Fotografen an. Fünf Minuten später holt er mich mit seinem Auto in Belval ab und weitere fünf Minuten danach sind wir in Beles beim Rathaus. Ich bin 22 Minuten zu spät, habe 52 Minuten für 4,5 km gebraucht und Puls 180. Ich bin gestresst, ärgere mich über mich selbst, über Vël’OK, den jungen Mann der Helpline, über Belval, die Busse … und die sanfte Mobilität.

Vël’OK ist ein Leihrad-System, das in neun Süd-Gemeinden betrieben wird. Insgesamt gibt es 132 Stationen, die vom CIGL betrieben werden.

dmp
9. Mai 2023 - 11.29

Man könnte vermuten, der Radverleiher kooperiert heimlich mit dem Fahrradhandel. Solche Erfahrungsberichte animieren eher zur Anschaffung eines eigenen Drahtesels, ob mit oder ohne E-Unterstützung.

Waldi
7. Mai 2023 - 11.43

@Jemp "Ass et iwerhapt erlabt, mat engem Escher „VeloKO“ bis op Bieles ze fueren? Dat ass ausserhalb vun der Gemeng." Ech gesinn, Äre Google ass schonn ERËM futti. D'Vëloen kann een net nëmmen huelen fir ze fuere wou ee wëll , et kann een se och iergendwou an deenen deelhuelende Gemengen ofginn. (Bettembourg, Differdange, Dudelange, Esch-sur-Alzette, Kayl, Mondercange, Rumelange, Schifflange a Sanem) "Iwregens hunn ech emmer geduecht, déi schwéier Pléi wiren éischter als Spillsache fir gelangweilt Jugendlecher geduecht," Dir schéngt vill där Illusiounen ze hunn.

Jemp
6. Mai 2023 - 16.53

Ass et iwerhapt erlabt, mat engem Escher "VeloKO" bis op Bieles ze fueren? Dat ass ausserhalb vun der Gemeng. Iwregens hunn ech emmer geduecht, déi schwéier Pléi wiren éischter als Spillsache fir gelangweilt Jugendlecher geduecht, fir z.B. zu dräi op engem Velo zu Lalleng kräiz a quier bei rout op der Kräizung hin an hier ze fueren, an den Trottoir ze rennen, a wann en dann endlech futti ass, iwert eng Mauer bei der Schoul an eng Heck ze werfen. Mir hunn et jo a kenne brav Steiere bezuele fir dee ganze Blödsinn.