Nach dem Bekanntwerden von Fällen sexueller Gewalt in der Armee hat das französische Verteidigungsministerium eine Untersuchung zum Umgang mit dem Thema eingeleitet. „Wir haben die Generalinspektion der Armee damit beauftragt, die Gesamtheit der Maßnahmen zur Prävention, zum Opferschutz und zur Bestrafung der Täter zu untersuchen“, schrieb Verteidigungsminister Sébastien Lecornu in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Le Monde“ vom Freitag, den er gemeinsam mit der Staatssekretärin für ehemalige Soldaten, Patricia Mirallès, veröffentlichte.
Die Beauftragten sollen bis Ende Mai Ergebnisse vorlegen, wie Lecornu ankündigte. Ziel sei es, den Opferschutz zu verbessern, die Strafen für die Täter zu beurteilen und sexueller Gewalt in Zukunft besser vorzubeugen.
„Jedes Mal, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Vergewaltigung oder sexuelle Gewalt vorliegt, wird die beschuldigte Person systematisch vom Dienst suspendiert“, versprachen der Minister und die Staatssekretärin. Am 26. März habe das Ministerium bereits eine entsprechende Anweisung an alle Kommandostellen geschickt.
Die Untersuchung soll laut Lecornu zudem auch die Arbeit der Einheit Thémis verbessern. Diese war 2014 gegründet worden, um Opfern von sexueller Gewalt, sexueller Belästigung und jeder Art von Diskriminierung eine Anlaufstelle zu bieten und die Täterbestrafung zu kontrollieren.
Zuletzt war in französischen Medien über den Fall einer jungen Frau berichtet worden, die als 17-Jährige auf einem Marineschiff Opfer sexueller Gewalt wurde. Die Soldatin und Abgeordnete Laetitia Saint-Paul hatte den Minister auf den Fall aufmerksam gemacht.
2023 wurden der Armee laut eigenen Angaben insgesamt 226 Fälle gemeldet, die in den Bereich sexuelle Gewalt, Belästigung und Diskriminierung fallen. Dem Verteidigungsministerium zufolge dienen beim französischen Militär 34.142 Frauen, was einem Anteil von 16,5 Prozent entspricht.
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