„Jetzt oder nie“So verschwendet Luxemburg Ressourcen: „Nohaltegkeetsrot“ fordert Maßnahmen

„Jetzt oder nie“ / So verschwendet Luxemburg Ressourcen: „Nohaltegkeetsrot“ fordert Maßnahmen
Nicht nur auf den CO2-Fußabdruck der Industrie sollte geachtet werden  – auch die Lebensmittel gehören zu den Verschmutzern Symbolbild: Pixabay

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Luxemburg gehört laut „World Overshoot Day“ zu den schlimmsten Verschwendern der Welt. Wo das Problem genau liegt, versucht der „Nohaltegkeetsrot“ nun mit einem neuen Bericht zu beantworten. Für ihn ist klar: Es muss jetzt gehandelt werden.

„Luxemburg muss noch erhebliche Anstrengungen unternehmen, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.“ Das sagte der „Conseil supérieur pour un développement durable“ (CSDD) – oder „Nohaltegkeetsrot“ – am Freitagvormittag während einer Pressekonferenz. Diese Aussage stützt sich auf einen Bericht, den der Rat beim Forschungsinstitut „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) in Auftrag gegeben hat. Ergebnis des Dokuments: Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie die Bewohner Luxemburgs, wären sämtliche Ressourcen, die die Natur innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann, am 22. Februar aufgebraucht.

„Interessantes Instrument“

Das sagt Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“) auf Tageblatt-Nachfrage zum Bericht des CSDD: „Dies ist ein ganz interessantes Instrument, weil es uns ermöglicht, spezifisch auf Luxemburg angepasst unsere Gewohnheiten zu messen. Es eignet sich darüber hinaus gut für die Kommunikation des Umfangs des Problems, die Bildhaftigkeit der Erden ist eine Methode, die immer wieder benutzt werden kann und sich auf globaler Ebene bewährt hat. Das LIST hat dies jetzt präzisiert und noch aussagekräftiger für Luxemburg gemacht.“

Klingt vertraut? Richtig, der Bericht passt nämlich die Berechnungen des „Global Footprint Network“ (GFN) aus dem Jahr 2018 präziser an die Spezifitäten des Großherzogtums an. Laut GFN fällt der „World Overshoot Day“ Luxemburgs für 2018 nämlich auf den 16. Februar – also sechs Tage früher. Im Bericht des GFN wurde der ökologische Fußabdruck Luxemburgs auf 7,77 „Planeten“ pro Jahr geschätzt – das LIST kommt auf 6,88. Das Forschungsinstitut habe nämlich für Luxemburg zuverlässigere Quellen bei seiner Analyse benutzt.

Das Ziel bestehe darin, „den ökologischen
Fußabdruck Luxemburgs zu verstehen, ihn transparenter und präziser zu machen, mit dem
Ziel, ihn zu einem Steuerungsinstrument zu machen, das sich die Politik, die Industrie und
die Bürger zu eigen machen können“, schreibt der CSDD in einer Pressemitteilung.

Luxemburgs Umwelt-Problemkinder

Der Nachhaltigkeitsrat unterteilt den CO2-Fußabdruck Luxemburgs in sieben Kategorien, um besser zu verstehen, was am meisten verschmutzt. Das Ziel soll sein, bis 2050 nur noch die Ressourcen eines Planeten pro Jahr zu verbrauchen. Deswegen sollen verschiedene Posten auch komplett klimaneutral werden. Ganz oben steht, wenig überraschend, der Sprit, der von Nichtansässigen getankt wird. Satte 1,63 Erden pro Jahr fallen in der Rechnung des „Nohaltegkeetsrot“ darauf zurück. Zur Erinnerung: Luxemburgs Verbrauch wird für diese Statistik auf die Weltbevölkerung hochgerechnet.

Dabei handelt es sich laut Patrick Losch, Mitglied des Rates, nicht nur um Tanktourismus. „Sogar wenn wir die Preise an die unserer Nachbarn anpassen würden, würde sich nicht viel verändern“, meint Losch. Luxemburg befinde sich auf der Strecke von Rotterdam oder Antwerpen in den Süden genau auf einer Höhe, wo die Lastwagen sowieso tanken müssen – und das werde sich auch nicht ändern. Eine mögliche Lösung wäre hingegen, verstärkt auf synthetischen, „grünen“ Diesel zu setzen „Warum sollten wir in dem Bereich nicht Vorreiter werden?“, sagt Losch.

Luxemburg verbraucht zu viele Ressourcen – der „Nohaltegkeetsrot“ verbildlicht, wo das Problem liegt
Luxemburg verbraucht zu viele Ressourcen – der „Nohaltegkeetsrot“ verbildlicht, wo das Problem liegt Quelle: CSDD

Ähnlich könne Luxemburg auch nur noch „grünes“ Kerosin für die Luftfracht benutzen. Das Cargocenter des Flughafens verbrauche alleine einen halben Planeten. „Wir sagen sicher nicht, dass wir den Findel abschaffen müssen – wir wissen, dass er Arbeitsplätze schafft“, sagt Losch. Doch die Cargolux erschaffe auch Reichtum und man müsse sich fragen, ob wir nicht die moralische Verpflichtung haben, beim grünen Kerosin auf Wasserstoffbasis eine Vorreiterrolle zu übernehmen.

Die Kategorien Ernährung, Industrieerzeugnisse und Bau könnten bis 2050 allerdings nicht völlig klimaneutral funktionieren. Diese drei Posten sollen laut Plan des Nachhaltigkeitsrates allerdings die einzigen Verschmutzer bleiben.

„Kaufkraft schafft Handlungspflicht“

Die Grafik zeigt, welche Unterbereiche des privaten Konsums besonders viele Ressourcen verbrauchen. Würden alle Menschen so konsumieren wie die Einwohner Luxemburgs, wären beispielsweise nur für die Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs 0,66 Erden pro Jahr nötig.
Die Grafik zeigt, welche Unterbereiche des privaten Konsums besonders viele Ressourcen verbrauchen. Würden alle Menschen so konsumieren wie die Einwohner Luxemburgs, wären beispielsweise nur für die Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs 0,66 Erden pro Jahr nötig. Quelle: CSDD

Viele der nötigen Veränderungen müssten von der Politik angestoßen werden, allerdings stehe auch das Individuum in der Verantwortung, sich anzupassen. Um besser zu verstehen, wie Privatpersonen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können, hat der „Nohaltegkeetsrot“ auch die schlimmsten Verschmutzer im Privatleben der Einwohner aufgeschlüsselt. Platz Nummer eins belegen dabei die Lebensmittel tierischen Ursprungs. Vor allem Rindfleischproduktion sei extrem schlecht für die Umwelt. „Natürlich soll nicht jeder Vegetarier werden, aber wir müssen den Fleischkonsum reduzieren“, sagt Losch. Auch das Heizen des Eigenheims und der Sprit fürs Auto verbrauchen viele Ressourcen, die mit den richtigen Technologien relativ leicht reduziert werden könnten.

„Kaufkraft schafft Handlungspflicht“, sagt Christina Ehlert vom CSDD. Doch das Individuum sei nicht nur Verbraucher. Jede Person sei auch Bürger, Arbeitnehmer, -geber, Eltern, Großeltern und vieles mehr. Unser Einfluss auf die Klimakrise könne auch von diesen Rollen ausgehen, schließlich habe jeder mehrere Wege, die Gesellschaft in die richtige Richtung zu lenken.

Ein Problem dieser Daten ist allerdings sicherlich, dass das, was die (vielen) Grenzgänger konsumieren, mit in die luxemburgische Statistik pro Einwohner einfließt. „0,18 Planeten haben wir nur für Kaffee, Tabak und Alkohol eingerechnet – daran würden wir ja alle sterben“, sagt Patrick Losch. „Diesen Umstand darf man dennoch nicht benutzen, um zu verstecken, dass wir wirklich ein Problem haben.“

Aus diesem Grund hat der CSDD auch vor ein paar Wochen das Projekt „One Planet Luxembourg“ gegründet. Auf der passenden Internetseite ist ein Manifest unter dem Motto „In Luxemburg heißt es jetzt oder nie“ zu finden, das die Grundaussagen des Nachhaltigkeitsrates beinhaltet. Jede Person kann dieses Dokument unterschreiben – und so zeigen, dass sie „ihr Wirtschafts-
und Gesellschaftsmodell grundlegend überdenken“ will.

Politik muss jetzt handeln

Doch auch die Politik muss sich verantworten. In den nächsten Monaten will der CSDD nun Druck ausüben und die Luxemburger Politiker dazu bringen, sich klar zu positionieren. Vor allem während eines Wahljahres sei es wichtig, den Politikern den Handlungsbedarf vorzuhalten. Der neue Bericht soll nämlich als Steuerungselement für die nächsten Jahre dienen. Der „Nohaltegkeetsrot“ hat am Freitagvormittag auch schon mehrere konkrete Maßnahmen für alle sieben festgelegten Kategorien vorgeschlagen.

Um die Auswirkungen der Tierhaltung auf die Umwelt zu reduzieren, könne man beispielsweise den Rinderbestand verringern oder das Importieren von Soja für Tierfutter besteuern. Beim Bau könnte man die Steuern auf schädliche Ressourcen erhöhen und sie bei umweltfreundlicheren Materialien wie Bauholz senken. Steuervorteile auf Kraftstoffe, Tabak und Alkohol im Vergleich zu den Nachbarländern könnten abgeschafft werden. „Es erwarten uns radikale Veränderungen“, schreibt der CSDD.

Von links nach rechts: Patrick Losch, Romain Poulles, Christina Ehlert vom CSDD und Thomas Gibon vom LIST
Von links nach rechts: Patrick Losch, Romain Poulles, Christina Ehlert vom CSDD und Thomas Gibon vom LIST Foto: Editpress/Julien Garroy
petrik
11. Februar 2023 - 17.27

Fannen, dat de Präsident vum Nohaltegkeetsroot mol mam gudde Beispill virgoe soll an ophaalen, alles ofzerappen. Grad de Bausecteur dréit massiv zu de CO2-Emissiounen bai, verbraucht enorm Quantitéite vu Ressourcen an Energie a produzéiert Massen u Bauschutt. An daat alles haaptsächlech fir de Profit!

JJ
11. Februar 2023 - 15.25

1000 000 Einwohner, Verbauung,100 000 Pendler die hier arbeiten und..einkaufen,intensive Landwirtschaft,Industrie,Verkehr,usw. und das auf 2700 QKm. Wer noch einen sauberen Bach kennt,bitte melden. Alles gewusst.

Nomi
11. Februar 2023 - 12.13

Manner Wuestum hescht och manner Resourcen !! Manner Zo'uwanderung, manner Wunnungsproblem !

nomie
11. Februar 2023 - 12.07

Liewensmetteltransport an och Dei'erenfuddertransport ob 4000km beschraenken !