Slang (Teil 2)Snowflake, Hoax und Troll: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (Teil 2) / Snowflake, Hoax und Troll: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Bei der „Momo-Challenge“ handelte es sich um einen Hoax, der es besonders auf Jugendliche und Kinder abgesehen hatte. Sie wurden aufgefordert, „Momo“ über WhatsApp zu kontaktieren, um dann wieder eine Reihe gefährlicher Aufgaben auszuführen. Screenshot: Youtube

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Sprachen sind längst nicht mehr an Landesgrenzen gebunden. Immer öfter tauchen bei uns auch fremde Begriffe auf, die sich scheinbar übergangslos via Netz im eigenen Sprachgebrauch etablieren. Oft sind es englische Wörter, die neue Phänomene beschreiben und in den klassischen oder sozialen Medien übernommen werden. Die gängigsten davon hat das Tageblatt nun herausgegriffen, um sie den Lesern näherzubringen. Im zweiten Teil erklären wir, was „hoax“ und „trolling“ bedeutet, wieso „mansplaining“ und „catcalling“ bei vielen Frauen nicht gut ankommen und wer mit „Boomer“ und „Snowflake“ gemeint ist.

Hoax

Übersetzt bedeutet der englische Begriff „hoax“ in etwa „Jux“, „Scherz“ oder „Schwindel“. Im Netzjargon aber hat sich das Wort als Synonym für Falschmeldung durchgesetzt, die über Nachrichtendienste oder soziale Medien verbreitet werden. Der Bandbreite sind dabei keine Grenzen gesetzt: Harmlose Scherze und Kettenbriefe können ebenso als „hoax“ bezeichnet werden, wie hetzerische Artikel, Horrormeldungen und gefälschte Fotos. Im Endeffekt geht es den Urhebern immer darum, möglichst viele Leute zu narren oder zu verunsichern. Oft dient ein „hoax“ dazu, Stimmung gegen bestimmte Personen oder Begebenheiten zu machen.


Mansplaining

„Mansplaining“ ist ein Wortkonstrukt aus den englischen Begriffen „man“ (Mann) und „explaining“ (erklären). Im Deutschen wird das Phänomen mit „Herrklärung“ beschrieben. Geprägt wurde der englische Begriff erstmals im Jahr 2008 durch US-Schriftstellerin Rebecca Solnit, die damals ein viel beachtetes Essay mit dem Titel „Men Explain Things to Me“ in der LA Times veröffentlichte. Darin berichtet Solnin von einer Party, auf der sich ein älterer Herr nicht davon abhalten ließ, ihr in herablassender Manier ein Buch zu erklären, das er selbst aber nicht gelesen hatte. Der Haken: Das Buch war von ihr selbst verfasst worden. Mansplaining bezeichnet demnach eine herablassende, auch bevormundende Erklärung eines Mannes zu einem gewissen Sachverhalt – und das mit einem Übermaß an Selbstvertrauen bei vollkommener Ahnungslosigkeit.


Troll

Selten nur meinen Trolle auch wirklich, was sie im Netz verbreiten. Ihnen geht es vor allem um die Reaktion.
Selten nur meinen Trolle auch wirklich, was sie im Netz verbreiten. Ihnen geht es vor allem um die Reaktion. Foto: rawpixel.com/HwangMangjoo

Eigentlich ist der Troll ein unberechenbares Fabelwesen aus der nordischen Mythologie. Im Netz werden damit aber Nutzer bezeichnet, die absichtlich kontroverse Kommentare in den sozialen Medien hinterlassen. Trolle sind so alt wie die sozialen Netzwerke selbst und verfolgen nur zwei Ziele: Ärger verbreiten und Aufmerksamkeit erhaschen. Nur in den seltensten Fällen meinen sie auch wirklich, was sie schreiben. Sie hetzen, beleidigen und provozieren nur, um Reaktionen hervorrufen. Im Umgang mit Trollen gilt eine eiserne Regel: „Don’t feed the trolls!“ Mit anderen Worten: Man soll den Betroffenen nicht noch mehr Futter liefern, indem man sich provozieren lässt und mit ihnen diskutiert. Für Argumente ist ein Troll ohnehin nicht empfänglich.


Boomer

„Boomer“ ist eigentlich eine Generationen-Bezeichnung, wie Millennials, Gen Z oder die aktuelle Gen A. Der Begriff bezieht sich auf Personen, die zur Zeit des „Baby-Booms“ geboren wurden – also zwischen Mitte der 1950er- und Mitte der 1960er-Jahre. Im Netzjargon hat sich Boomer inzwischen aber auch als abwertende und stereotypische Bezeichnung für Menschen etabliert, die traditionelle und zum Teil engstirnige Verhaltensweisen gegenüber der Entwicklungen der jüngeren Generation aufweisen. Besonders populär ist die Aussage „OK Boomer“, die älteren Personen gilt, die sich etwa über neue Apps und soziale Netzwerke aufregen oder junge Bewegungen verteufeln, wie die „Fridays for Future“.

Das „OK Boomer“-Meme mit Hund hat einen hohen Wiedererkennungswert im Netz und richtet sich an ältere Semester, die sich etwa über neue Apps und soziale Netzwerke aufregen oder junge Bewegungen verteufeln
Das „OK Boomer“-Meme mit Hund hat einen hohen Wiedererkennungswert im Netz und richtet sich an ältere Semester, die sich etwa über neue Apps und soziale Netzwerke aufregen oder junge Bewegungen verteufeln

Catcalling

Catcalling ist kein Kompliment, auch wenn das Wort noch so niedlich klingt. Ganz im Gegenteil: Opfer fühlen sich in der Regel erniedrigt.
Catcalling ist kein Kompliment, auch wenn das Wort noch so niedlich klingt. Ganz im Gegenteil: Opfer fühlen sich in der Regel erniedrigt. Foto: Freepik.com

„Catcalling“ stammt aus der englischen Umgangssprache und bedeutet streng übersetzt „eine Katze zu sich rufen“. Was aber niedlich klingt, ist keineswegs witzig, charmant oder nett gemeint: Catcalling ist ein Synonym für sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum. Gemeint sind sexuell anzügliche, unangemessene, unanständige und unhöfliche Kommentare, aber auch das Hinterherrufen und das Nachpfeifen (meist) von Männern gegenüber Frauen. Oft beinhalten Catcalls Anspielungen auf das Aussehen und den Körper. Was viele Urheber aber nicht einzusehen scheinen: Diese Art der Aufmerksamkeit ist weder Kompliment noch Wertschätzung, sondern vielmehr Herabwürdigung und Demütigung.


Snowflake

Die eigentliche Übersetzung dieses Wortes dürfte jedem bekannt sein: Schneeflocke. Umgangssprachlich hat sich der Begriff zuletzt aber als Beschreibung für eine Person durchgesetzt, die überaus empfindlich auf eine Begebenheit oder Kritik reagiert – wie eine Schneeflocke auf Hitze. „Snowflake“ wird von konservativen Kreisen gerne benutzt, um Menschen zu beleidigen, die sensibel auf bestimmte Aussagen reagieren, weil sie sich in ihrem liberalen Gedankengut angegriffen fühlen. Zuletzt hat sich auch der Begriff „Generation Snowflake“ als abwertendes Synonym für Millennials (geboren zwischen 1980 und 1999) durchgesetzt. Den Betroffenen wird unterstellt, extrem sensibel, zartbesaitet und wenig resilient zu sein, im Gegenzug aber ständig Ansprüche zu erheben und Rechte einzufordern