Sie sind überall dort anzutreffen, wo Schutz von Gebäuden, Gütern oder Personen notwendig ist: Sicherheitsleute. Im Rahmen der Pandemie wurde ihr Aufgabengebiet weitreichender, sowohl in Bezug auf die Zahl der zu schützenden Objekte – zu denen nun auch Supermärkte, Lyzeen, Krankenhäuser usw. gehören – als auch auf die Tätigkeiten vor Ort. Zu besagten Tätigkeiten gehört zum Beispiel: Fiebermessen von Besuchern diverser Einrichtungen, Gewährleistung der geltenden Abstandsregeln, Entschärfungen von Konflikten, Schlichtungen von Streit … Dabei seien die Arbeitsbedingungen in dem Sektor ohnehin schon schwierig genug, so Michelle Cloos vom zuständigen OGBL-Syndikat vor der Gruppe der Abstand haltenden Protestler.
2.721 Euro Endgehalt
Schichtarbeit, unregelmäßige Arbeitszeiten, häufige Überstunden, Arbeit, die meist allein, draußen und größtenteils im Stehen bewältigt werden muss – all das beeinträchtigt nicht nur die Gesundheit der Betroffenen, sondern wirkt sich auch negativ auf deren Familienleben aus. Aus diesem Grund verlangt der OGBL schon seit geraumer Zeit eine Aufwertung des Berufs durch Professionalisierung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.
Im Rahmen der Krise hat die Gewerkschaft außerdem die Zahlung einer einmaligen Prämie an die rund 4.000 Beschäftigten der Branche gefordert, die ein Einstiegsgehalt von 2.432 und ein Endgehalt von 2.721 Euro beziehen. Die Arbeitgeber verweisen diesbezüglich allerdings auf Kosten der Krise, die etwa wegen des Ankaufs von Schutzmaterial und Organisationsproblemen aufgrund von fehlenden Mitarbeitern entstanden sind. Dies taten sie allerdings nicht gegenüber dem OGBL, der mit einer „fin de non-recevoir“ auf ein entsprechendes Schreiben abgespeist wurde.
Dabei hat die Regierung den Sicherheitsbereich als essenziellen Sektor in der Krise definiert, woraufhin die zwei Unternehmen Dussmann und Brinks prompt reagierten und die arbeitsgesetzliche Ausnahmemöglichkeit nutzten, um die Beschäftigten bis zu 12 Stunden am Tag und 60 Stunden die Woche arbeiten zu lassen. Überstunden werden angesichts einer Referenzperiode von einem Jahr dafür aber nicht verrechnet; für die Gewerkschaft ist dies ein handfester Skandal.
Die Beschäftigten der Sicherheitsfirmen seien die „Vergessenen der Krise“, die an vorderster Front stehen, so Michelle Cloos. Die öffentlichen Stellen, die mit solchen Unternehmen zusammenarbeiten, rief sie dazu auf, auch die sozialen Aspekte dieses Outsourcings zu beachten.
Der OGBL verlangt neben besserer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen auch eine verschärfte Genehmigungsprozedur zur Niederlassung der Unternehmen der Branche, einen Ausbildungsweg zum „Agent de sécurité“ in der öffentlichen Berufsausbildung und eine genau definierte Berufsbeschreibung. Das Personal dürfe nicht weiter als „Mädchen für alles“ missbraucht werden.
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