WohnungsmarktSelbst Sozialwohnungen werden immer unerschwinglicher

Wohnungsmarkt / Selbst Sozialwohnungen werden immer unerschwinglicher
Selbst die billigeren Wohnungen können sich – vor allem durch gestiegene Kreditkosten – immer weniger Menschen leisten Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die Zeiten ändern sich. Selbst die „Société nationale des habitations à bon marché“, die zum Ziel hat, erschwinglichen Wohnraum anzubieten, spürt mittlerweile, dass die Lage für potenzielle Wohnungskäufe immer schwieriger wird. Trotz des weiter bestehenden Mangels an Wohnraum.

„Noch vor einigen Jahren haben Menschen bei uns vor der Tür übernachtet, um als Erste im Büro zu sein und eine der angebotenen Wohnungen kaufen zu können“, erläutert Guy Entringer, Geschäftsführer der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM), gegenüber dem Tageblatt. „Das ist heute nicht mehr der Fall.“ Hintergrund der nicht mehr ganz so hohen Nachfrage ist derweil nicht, dass die Nachfrage nach Wohnraum mittlerweile gesättigt wäre. Ganz im Gegenteil: Immer mehr Menschen zieht es nach Luxemburg und immer mehr Menschen würden dementsprechend auch gerne hier wohnen. Nur leisten können sie sich es kaum noch. Selbst bei sogenanntem „erschwinglichen Wohnraum“ wird es schwierig.

„Zuerst die Gesundheitskrise, dann der Krieg in der Ukraine“, so die Gesellschaft zu den Einflüssen, die 2022 auf die Baubranche und den Wohnungsmarkt gedrückt haben. „Zu den unvermeidlichen Verzögerungen auf unseren Baustellen und den Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung kamen der Mangel an Arbeitskräften und die steigenden Rohstoffpreise hinzu.“ Infolgedessen sind auch die Baukosten spürbar gestiegen. Weiter erschwert wurde den potenziellen Kunden das Kaufen durch die steigenden Zinssätze, welche die Kreditkosten deutlich nach oben drücken. „Alle Kosten sind schneller gestiegen als die Gehälter“, so Entringer.

Bau- und Kreditkosten steigen

Die SNHBM wurde 1919 als SA gegründet und ist als sozialer Bauträger tätig, der sich auf die Planung und den Bau von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern spezialisiert hat. Meist mit sogenannten Erbpachtverträgen – das bedeutet, dass die Käufer das Land, auf dem die Wohnung steht, nur für 99 Jahre erwerben. Für den Fall, dass der Eigentümer sein Gebäude verkaufen möchte, hat die SNHBM ein Vorkaufsrecht. Zeitgleich versucht die Gesellschaft ebenfalls, ihr Portfolio an verfügbaren Mietwohnungen weiter auszubauen.

Da die SNHBM sensibel auf die Bedürfnisse ihrer Kunden reagierte, behielt sie ihre Verkaufspreise bei und zögerte nicht, die durch die gestiegenen Materialpreise bedingten Mehrkosten zu übernehmen, so die Gesellschaft. „Eine komplexe Situation, der das gesamte SNHBM-Team dank seines Fachwissens und seines täglichen Engagements entgegenwirken konnte.“

Letztendlich gebe es somit auch keine einzige Wohnung, die fertiggestellt und nicht verkauft wurde, so Entringer weiter. Trotzdem sehe man deutlich, dass der Markt schwieriger geworden ist und langsamer dreht als bisher.

289 Wohnungen fertiggestellt

Im Jahr 2022 hat die SNHBM 289 Wohneinheiten fertiggestellt, im Jahr 2021 waren es 300. Darüber hinaus wurde der Bau von 234 neuen Wohnungen in verschiedenen Orten (Beles, Bissen, Contern, Elmen, Luxemburg-Merl, Niederkorn und Sandweiler) in Angriff genommen. Insgesamt zählte die Gesellschaft 2022 1.010 Wohnungen, die sich im Bau befinden.

SNHBM-Geschäftsführer Guy Entringer
SNHBM-Geschäftsführer Guy Entringer Foto: Editpress/Julien Garroy

Die SNHBM verfügt derzeit über eine Grundstücksreserve für 3.148 Wohnungen. Doch auch wenn das nach viel klingt, so sei es jedoch nicht übermäßig viel, so Entringer. Im Falle, wo man im gleichen Rhythmus weiterbaue wie bisher, reiche es für zehn Jahre. Falls man pro Jahr aber mehr bauen wolle, „dann ist das gar nicht mehr so viel“. Das Projekt „Itzigerknupp“ in Luxemburg-Bonneweg, das Projekt „JFK Süd“ in Luxemburg-Kirchberg, das Projekt „Cité militaire“ in Diekirch und die beiden verbleibenden Sonderentwicklungspläne in Elmen zählen zu den nächsten geplanten Großprojekten.

Der Mietwohnungsbestand der Gesellschaft hat sich von 349 (im Jahr 2021) auf 411 (im Jahr 2022) erschwingliche Wohnungen vergrößert. Zum jetzigen Zeitpunkt nähere man sich der Zahl von 500 Wohnungen.

Die nach privatwirtschaftlichen Kriterien arbeitende Gesellschaft gehört mehrheitlich dem Luxemburger Staat (51,07 Prozent), dem „Fonds de compensation“ (22,58 Prozent), der Banque et Caisse d’épargne de l’Etat (11 Prozent) sowie einigen Gemeinden (Luxemburg, Esch/Alzette, Differdingen und Düdelingen). Der von 3,2 auf 6,8 Millionen Euro gestiegene Nettogewinn fließt in die Reserven des Unternehmens.

Die Gesellschaft zählt 140 Mitarbeiter. Dazu zählen Architekten, Zeichner, Arbeiter, Mitarbeiter, die sich um die Vermietung bekümmern, Buchhalter usw. Abgesehen vom eigentlichen Bau, für den die Gesellschaft offizielle Ausschreibungen vornimmt, mache man praktisch alles selber, so Entringer.


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Nicolas
1. Juni 2023 - 20.24

Virun 4-5 Joer wolt eng Bekannte vu mir sein Studio zu Bouneweg verkaafen. Sie haat sech e Preis virgestallt vun 450.000. € an huet en vir deen Preis bei eng Agence gin. Dei huet de Studio dann vir sech selwer kaaf , an 1 Mount drop stong en do um Site vir 600.000.€. An en as och vir deen Preis un eng Persoun dei' am Parlement geschaft huet verkaaf gin.

arm
1. Juni 2023 - 12.38

es zieht auch immer mehr Luxemburger ins Ausland da sie hier nix Kaufen Können

Jules
28. Mai 2023 - 11.35

Das wundert sowieso niemanden,alles läuft in dieselbe Baulöwenrichtung wie die ganze korrupte Wohnungsbaupolitik der Bonzengesellschaft.

Mulles
26. Mai 2023 - 10.37

Just eng Frô. Muss da neierdéngs jidverdreen , egal wat e vedéngt, Propriétair vu sénger Wunéng sin?

Lucky
26. Mai 2023 - 9.11

"vor allem durch gestiegene Kreditkosten" Könnte es sein,dass auch die Immo-Haie da ein Wort mitreden? Wer mehr bietet bekommt den Zuschlag? Wie bei einer Versteigerung? Ich habe zwei Häuser verkauft.Privat,ohne 3 oder mehr Prozent Abgabe an einen Makler. Viel Geld gespart für einige Annoncen und eine Führung durchs Haus. Und der abgemachte Preis war bindend.