SchouweilerSehenswert, aber umstritten: Neues Kulturzentrum ruft nicht nur Zustimmung hervor

Schouweiler / Sehenswert, aber umstritten: Neues Kulturzentrum ruft nicht nur Zustimmung hervor
Das Zentrum „Pontebier“ befindet sich in der rue de l’Eglise  Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am 20. Oktober wird in Schouweiler das neue Kulturzentrum „Pontebier“ feierlich eingeweiht. Das moderne und sehenswerte Gebäude, das insgesamt zwölf Millionen Euro kostete, findet nicht nur Zustimmung in der Gemeinde. Für die Opposition ist es bereits jetzt zu klein.

Mit fast einem Jahr Verspätung wird am 20. Oktober das neue Kulturzentrum eingeweiht, das sich durch sein modernes Äußeres sehr stark von den klassischen Dorfhäusern der Ortschaft abgrenzt. „Planungsaufgabe waren ein Haus, das für festliche, musikalische und kommunale Veranstaltungen vorgesehen ist, sowie ein überdachter öffentlicher Vorplatz für Festlichkeiten im Freien“, schreibt das Architektenbüro WWPLus aus Esch/Alzette zu seinem Projekt in der Schouweiler rue de l’Église.

Baubeginn des Projekts war im Frühjahr 2021, also mitten in der Corona-Epidemie, was auch ein Grund für die verspätete Fertigstellung (geplant war Winter 2022) sein dürfte. „Etliches Material wurde mit viel Verspätung geliefert“, erklärt Bürgermeisterin Manon Bei-Roller (LSAP). Ein Problem, mit dem einige Bauvorhaben zu kämpfen hatten; nach Corona gab es Lieferengpässe, nicht nur, aber vor allem auch auf dem Holzmarkt. Etliche Teile des neuen Hauses sind aus Holz gefertigt, vor allem das markante Schutzdach, das einer Ansammlung von Kästen gleicht und das herausragende Merkmal des neuen Gebäudes bildet.

Der Bau sei Teil eines Gesamtkonzepts, um das Ortszentrum neu zu gestalten. Der überdachte Vorplatz hat aber nicht nur einen ästhetischen Grund, er soll vor allem dank des Daches für Veranstaltungen genutzt werden können. „Einige Klubs hielten ihre Feiern früher auf dem Platz ab, doch dann musste stets ein Zelt gemietet werden. Das kann man sich jetzt sparen“, sagt die Bürgermeisterin.

Der neue Festsaal des Kulturzentrums bietet Platz für rund 200 Personen. Warum wurde diese Gebäude gerade in Schouweiler errichtet, die Ortschaft zählt knapp 1.700 Einwohner, die Gemeinde Dippach insgesamt 4.700? „Die Gemeinde heißt zwar Dippach, aber auch das Gemeindehaus befindet sich in Schouweiler, unweit vom neuen Kulturzentrum.“ Das neue Gebäude sei Teil eines Gesamtkonzepts, um das Zentrum der Ortschaft aufzuwerten.

Gleich hinter dem Kulturhaus befindet sich ein Park, der auch noch einige neue Elemente erhalten wird. Außerdem wird ein Gehweg durch die Ortschaft angelegt, sodass man die gesamte Ortschaft zu Fuß auf gesicherten Wegen begehen kann.

„Sozialistisches Prestigeprojekt“

Die Begeisterung der Bürgermeisterin für die neue „Maison de la culture“ können die Vertreter der Opposition nicht teilen. Ihre vier Vertreter stimmten bei der Abstimmung im Gemeinderat im Juni 2020 gegen das Projekt. Noch heute sind die beiden Räte Carlo Neu (CSV) und Sven Schaul („Biergerintiativ“), die alle beide auch damals im Gemeinderat saßen, nicht gut auf das Projekt zu sprechen.

Unabhängig voneinander kritisierten beide die Art und Weise, wie das Projekt damals vom Gemeinderat verabschiedet wurde. „Es wurde im Hinterstübchen der Mehrheit ausgearbeitet, nur kurz vor der Abstimmung bekam die Opposition es ‚dohinnergetesselt‘“, erinnert sich Carlo Neu. „Die ganze Sache war komplett intransparent. Wir hatten andere Ideen und Vorstellungen dazu, aber eine Debatte darüber fand überhaupt nicht statt. Das Projekt wurde auf eine diktatorische Art gehandhabt, wie alles in dieser Gemeinde. Es wurde niemand um Rat gefragt, weder die Opposition noch die lokalen Vereine. Es ist einfach nur ein sozialistisches Prestigeprojekt.“

Sven Schaul von der „Biergerinitiativ“ haut in die gleiche Kerbe. Auch er erinnert sich: „Fünf Tage vor der Gemeinderatssitzung wurden wir informiert. Verbesserungsvorschläge wurden schlicht ignoriert. Erstens wird das neue Kulturzentrum überhaupt nicht den Anforderungen der örtlichen Vereine gerecht, weil es zu klein geplant wurde. Schon jetzt musste der lokale Fußballklub für eine Feier in eine andere Ortschaft ausweichen. Auch eine Rentnerfeier kann nicht wie geplant dort stattfinden, weil das Zentrum nicht Platz für alle bietet. Und dann die Kosten: Acht Millionen Euro sollte der Bau kosten – das Grundstück gehört der Gemeinde –, am Ende waren es zwölf Millionen. Wir haben eine Pro-Kopf-Verschuldung von 5.700 Euro in unserer Gemeinde. Das Kulturzentrum war definitiv keine Priorität in diesen Zeiten, vor allem weil es ja schon ein Kulturzentrum in Bettingen-Mess und eins in Dippach gibt.“

Der Name

„Pontebier“ ist die Bezeichnung einer Birnenart, die früher viel in der Region geerntet wurde und in lokalen Brennereien zu Schnaps verarbeitet wurde.