Hohe InflationsrateSchwedens Notenbank überrascht mit XXL-Zinsschritt

Hohe Inflationsrate / Schwedens Notenbank überrascht mit XXL-Zinsschritt
In Schweden hatte die Inflation im August 9,0 Prozent erreicht und damit den höchsten Stand seit mehr als 30 Jahren Foto: Christian Muller

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Mit der größten Zinserhöhung seit Jahrzehnten stemmt sich Schwedens Notenbank gegen die ausufernde Inflation.

Die Riksbank katapultierte den Leitzins am Dienstag zur Überraschung der Finanzwelt auf 1,75 Prozent – eine Anhebung um einen vollen Prozentpunkt. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf dem Zettel. Die Währungshüter reagieren mit dem größten Zinssprung seit November 1992 auf die hohe Inflationsrate, die aktuell bei 9,0 Prozent liegt.

Derzeit erhöhen viele Notenbanken weltweit im Kampf gegen die Teuerung den Preis des Geldes – allen voran die US-Notenbank Federal Reserve. Sie steht laut Experten am Mittwoch vor der dritten großen Erhöhung in Folge. Die meisten Experten erwarten eine erneute Anhebung um 0,75 Prozentpunkte, auch wenn an den Finanzmärkten eine Erhöhung nach schwedischem Vorbild nicht als ausgeschlossen gilt.

Anders als die Fed, die noch im November und Dezember die Möglichkeit zum Nachlegen hat, stand die Notenbank in Stockholm auf der vorletzten Zinssitzung im laufenden Jahr bereits unter gehörigem Zugzwang. Die Inflation in Schweden ist mittlerweile meilenweit über das Zwei-Prozent-Ziel der Währungshüter hinausgeschossen. Und diese rechnen damit, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Die Zentralbank will daher im kommenden halben Jahr weiter an der Zinsschraube drehen. Sie geht davon aus, dass der Leitzins erst im zweiten Quartal 2023 mit 2,5 Prozent einen vorläufigen Höhepunkt erreichen wird.

Märkte besorgt um anstehende Rezession

Zugleich stellt sich die Zentralbank darauf ein, dass die Wirtschaftsleistung nächstes Jahr schrumpfen wird. Allerdings sei nicht mit einem tiefgreifenden wirtschaftlichen Abschwung zu rechnen, trat Riksbank-Chef Stefan Ingves solchen Befürchtungen entgegen: „Wir sprechen hier im Grunde nur von einer Senke im Konjunkturverlauf.“

Doch wirkte das Zinssignal aus Stockholm auf die wegen der vielerorts vorherrschenden Rezessionssorgen bereits nervösen Finanzmärkte beunruhigend. Es verunsicherte die Investoren in Europa und ließ anfängliche Kursgewinne wieder abbröckeln. Der geldpolitische Paukenschlag aus Stockholm verlieh zugleich der Landeswährung Krone nur kurz Rückenwind. Zum einen werde die US-Notenbank am Mittwoch voraussichtlich mit einer kräftigen Zinserhöhung nachziehen, sagen Börsianer. Zum anderen bleibe die Weltleitwährung Dollar wegen der drohenden Rezession als „sicherer Anlagehafen“ begehrt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuletzt die Zinsen um ungewöhnlich kräftige 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent erhöht. Es war die stärkste Zinsanhebung seit Einführung des Euro-Bargelds 2002. Der aktuell richtungsweisende Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparktes Geld zahlen müssen, liegt damit inzwischen bei 0,75 Prozent. Die nächste Zinssitzung ist für den 27. Oktober geplant. Innerhalb der EZB gehen die Ansichten der Währungshüter über das weitere Vorgehen der Euro-Notenbank derzeit jedoch auseinander.